Quantcast
Channel: Newsletter der Rhein-Zeitung: Wirtschaft in Rheinland-Pfalz
Viewing all articles
Browse latest Browse all 7613

Migrationsbüro schließt Ende Juni

$
0
0

Altenkirchen - Das Migrationsbüro des Deutschen Roten Kreuzes in Altenkirchen schließt zum 30. Juni seine Pforte. Damit geht eine Ära auch für Sozialarbeiter Manfred Mertens (52) zu Ende, der seit Jahresbeginn 2005 die Geschicke dieser Anlaufstelle gelenkt hat. Letztendlich zwingen gestiegene Kosten den DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz, von dieser Dienstleistung in der Kreisstadt abzurücken. Widerstand gegen den Schritt ist bereits angekündigt: In einem Offenen Brief unter Federführung von Sprachpartner-Mitinitiatorin Erika Uber soll deutlich gemacht werden, dass Migrationsberatung in diesem Teil des AK-Landes dringend vonnöten ist.

Adressanten sollen nicht nur das DRK, sondern auch Politiker jeglicher Couleur und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sein. Schlusssatz des Schreibens: „Wir fordern möglichst bald eine Stelle ,Migrationsberatung im Raum Altenkirchen' mit ausreichender Stundenzahl."„Die Schließung ist Ende des Jahres 2012 beschlossen worden", sagte Thomas Rüdesheim, Referent für Integration und Migration beim DRK-Landesverband in Mainz. Der Eigenmittelanteil sei zu hoch geworden, „allgemeine und Lohnkosten sind deutlich gestiegen". Dennoch wird der Kreis Altenkirchen kein weißer Fleck auf der Landkarte, was die Beratung von Menschen unterschiedlicher Nationalität, die sich im AK-Land niederlassen wollen, betrifft. Der Caritasverband in Betzdorf offeriert weiterhin diese Leistung. Die Stelle in Altenkirchen wurde auch mit Bundesmitteln finanziert. Diese Unterstützung wird gleichfalls eingestellt.Laut Rüdesheim sei der Zuzug von Menschen aus dem Ausland in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, nachdem er im Jahr 2000 beispielsweise auf einem hohen Niveau gelegen habe. Ein Beweis dafür sei auch das damals gut frequentierte Übergangswohnheim in Altenkirchen (in der Nähe des Krankenhauses) gewesen, das als eines der Letzten überhaupt geschlossen worden sei. Genaue Zahlen, die die Arbeit von Mertens verdeutlichen, nannte Rüdesheim nicht. Er sprach lediglich von Kontakten „im unteren dreistelligen Bereich" pro Jahr. Altenkirchen sei jedoch nicht das einzige Migrationsbüro, das seine Arbeit einstelle. Bundesweit seien schon viele geschlossen worden. „Mertens hat sehr gute Arbeit geleistet", fügte er hinzu, das DRK habe ihm eine andere Stelle im Westerwald angeboten. Ob er diese Offerte annimmt, weiß Mertens selbst noch nicht. Es könne sein, dass er sich „in eine andere Richtung orientiere". Jedenfalls betreut er noch bis zur Jahresmitte das Büro, das bereits seit Februar im DRK-Seniorenheim im Leuzbacher Weg und nicht mehr im Komplex Kiry in der Wiedstraße untergebracht ist. Die Klienten von Mertens wurden entweder per Telefon oder schriftlich über das Aus informiert und darauf hingewiesen, welche Stellen adäquate Ansprechpartner für die Lösung von Problemen sein könnten. „Wir müssen die Leute jetzt allein ihren Weg gehen lassen", ergänzte Rüdesheim.Einer breiteren Öffentlichkeit ist das Migrationsbüro in Altenkirchen durch die Organisation der Sprachpartnerschaften bekannt geworden. Vor sieben Jahren hatten Mertens und Uber das Projekt aus der Taufe gehoben. Seit 2006 trafen und treffen sich regelmäßig Deutsche und Migranten, um miteinander die deutsche Sprache einzuüben, die andere Kultur kennenzulernen – und sich dabei selbstverständlich auch anzufreunden. Alle zwei Monate kommen die Sprachpartner zu einem Stammtisch zusammen, um über ihre Erfahrungen zu berichten. Zum 1. Juli übernimmt wahrscheinlich das Diakonische Werk die Rolle des DRK als federführende Institution.„Wir haben perfekt zusammengearbeitet. Es war eine sehr gute Ausgangslage", bilanzierte Uber die Kooperation mit Mertens. Sie sieht durch die Schließung der Beratungsstelle die Basis für die Sprachpartnerschaften in Gefahr. „Die Migranten kommen zu Mertens, er spricht sie an und kann sie auf diesen Aspekt aufmerksam machen. Das fällt jetzt weg", bedauerte Uber, „da wird was fehlen. Wir haben ein wunderbares Netz geschaffen, das jetzt zu kippen droht." Sie machte deutlich, dass es nach wie vor Flüchtlingsberatung und Jugendmigrationshilfen gebe, „aber allgemeine Aussiedler haben keinen Fachmann mehr, der ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht." Zum Abschied von Mertens richten die Sprachpartner am Dienstag, 21. Mai, 18 bis 20 Uhr, einen besonderen Stammtisch im Martin-Luther-Saal unterhalb der Christuskirche in Altenkirchen aus. Mit einem Fest wollen sich die Akteure von Mertens verabschieden. Mitgebracht werden sollen Dinge, die sich auf einem Büfett gut machen. Natürlich setzen die Organisatoren auch auf die kulturelle Vielfalt der Gäste, die mit Darbietungen in Deutsch oder ihrer Heimatsprache die Vielseitigkeit der Bevölkerung rund um Altenkirchen unterstreichen sollen. Volker Held


Viewing all articles
Browse latest Browse all 7613


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>