Quantcast
Channel: Newsletter der Rhein-Zeitung: Wirtschaft in Rheinland-Pfalz
Viewing all articles
Browse latest Browse all 7648

An der A 45: Eine Kirche für Menschen, die unterwegs sind

$
0
0

Wilnsdorf - Außen funktional, innen heimelig: So wirkt die neue Autobahnkirche Siegerland auf die Besucher. Das moderne Gotteshaus auf dem Autohof in Wilnsdorf wird am Sonntag, 26. Mai, 16 Uhr, eingeweiht. Die Initiatoren, Hartmut Hering, Vorsitzender des Fördervereins, und seine Stellvertreterin Ute Pohl, empfingen zusammen mit dem Architekten Michael Schumacher (Frankfurt) Medienvertreter in dem Sakralbau.

Die Kirche besteht aus zwei Teilen – einer futuristisch anmutenden Fassade und einer Innenkuppel, ein filigranes Holzgewölbe mit einer feingliedrigen Kreuzrippenstruktur. Dort können sich die Besucher geborgen fühlen. Der Lärm und die Hektik der Autobahn bleiben vor der Tür. Zentraler Blickfang ist ein großes Kreuz in Weiß, davor steht ein schlichter Altar. Gegenüber befindet sich ein Ständer, an dem die Gäste Teelichter anzünden können. „Es ist eine Kirche für Menschen unterwegs, die absteigen, Ruhe halten und beten wollen“, sagt Hering.
Die Autobahnkirche Siegerland ist die 40. ihrer Art in Deutschland und schließt eine Lücke, so die Initiatoren, zwischen „Münster und Wiesbaden“. Von Siegen aus, berichtet Ute Pohl, rückt das neue Gotteshaus Autofahrern viermal in den Blick. „Es ist eine Kirche, die am Weg steht, die sich aber auch, symbolisch gesprochen, in den Weg stellen will.“
Der Autohof mit seiner Gastronomie und der Tankstelle sorgt jedenfalls für reichlich Publikumsverkehr – erst einen Burger essen und anschließend beten, ein reizvoller Gedanke – findet auch der Architekt. Die „spröde Umgebung“ war für ihn und sein Team eine Herausforderung. Schumacher spricht von einem Traumjob: „Es ist etwas Besonderes, eine Kirche zu bauen, eine faszinierende Aufgabe.“ Auch er hebt noch einmal den Kontrast hervor zwischen der abstrakten Bauweise und dem Auftrag, im Inneren einen „von Sonnenschein durchfluteten, ruhigen, kontemplativen Ort zu schaffen, an dem man in sich gehen kann.“
Mit der Autobahnkirche Siegerland haben die Planer des Architekturbüros schneider + schumacher eine einmalige Konstruktion geschaffen. Schumacher spricht von „Spitzentechnik“, die dem Besucher so gar nicht ins Auge fällt. Die eigenwillige Architektur hat ihren Preis. Rund 1,5 Millionen Euro kostet der Bau. Der Förderverein mit Hering und Pohl an der Spitze hat das Geld allein über Spenden, Sponsoren und Benefizveranstaltungen zusammengetragen. Für die Unterhaltung sorgen die bald 100 Mitglieder des Vereins mit ihren Beiträgen. Die Kirche ist rund um die Uhr geöffnet. Zwei Hausmeister kümmern sich ehrenamtlich, gegen eine Aufwandsentschädigung, um das Gebäude. Ein Dank geht an die Gemeinde Wilnsdorf, die das Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt hat.
Die neue Autobahnkirche ist ausdrücklich überkonfessionell ausgerichtet. Sowohl die katholischen, evangelischen und freikirchlichen Gemeinden in Wilnsdorf und Umgebung tragen das Projekt „wohlwollend“ mit. In der Kirche sollen regelmäßig Andachten von Laien und Geistlichen gehalten werden. Vorgesehen sind auch spezielle Angebote für bestimmte Zielgruppen, wie Lastwagenfahrer oder Motorradgruppen. Sie und alle Besucher werden an der Eingangstür mit einem Psalm begrüßt: „Denn er hat seinen Engeln befohlen über Dir, dass sie Dich behüten auf allen Deinen Wegen“ (Matthäus 4,6).
Geplant ist, dass die Kirche auch als Ort für Lesungen genutzt werden soll. „Es ist eine Kirche mitten im Leben“, sagt Ute Pohl. Sie freut sich, dass das kleine Gotteshaus langsam aber sicher ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt und wahrgenommen wird. „Eine Gruppe, die unterwegs war, hat bereits vor dem Rohbau innegehalten. Das hat uns richtig Mut gemacht“, erzählt sie. Aufmunterung konnten die Initiatoren während der Bauphase auch brauchen. Zwischen dem Spatenstich im März 2011 und dem Richtfest im September 2012 ging mehr als ein Jahr ins Land, eine Baufirma sprang ab, eine neue musste gefunden werden. „Es war eine Wüstenwanderung“, erinnert sich Hering.
Er und seine Frau brachten vor fünf Jahren die Idee einer Autobahnkirche im Siegerland von Reisen mit. Hering und Ute Pohl als Motoren des Kirchenbaus ist nun nach all den Mühen die Freude über die Einweihung Ende Mai richtig anzumerken. Denn wenn dann Bibel und Kerze in einer kleinen Prozession in die Autobahnkirche einziehen, ist die Idee von einem Ort der inneren Einkehr endlich Wirklichkeit geworden.
Kontakte zum Förderverein über Ute Pohl, Telefon 02736/6716, sowie unter E-Mail autobahnkirche-siegerland@ gmx.de sowie im Internet www. autobahnkirche-siegerland.de. Claudia Geimer


Viewing all articles
Browse latest Browse all 7648


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>