Quantcast
Channel: Newsletter der Rhein-Zeitung: Wirtschaft in Rheinland-Pfalz
Viewing all articles
Browse latest Browse all 7608

RZ-Sommertour: Im singenden Dorf zu Gast

$
0
0

Wenn man danach geht, dann ist man in Breitscheidt – dem singenden Dorf – auf jeden Fall bei den Guten. Wer hier nicht in einem der Chöre ist, der muss schon einen guten Grund oder eine sehr schlechte Stimme haben. Wie etwa Ortsbürgermeister Aloys Lück, der gleich einmal ausgebuht wird, als er zur Begrüßung der Rhein-Zeitungs-Redaktion bei der zweiten Station der großen Sommertour in seinem Ort einräumen muss, er könne leider nicht singen. Nun steht der Ort natürlich noch unter dem Eindruck des Sängerfestes, das kürzlich anlässlich des 130-jährigen Bestehens des MGV Germania Breitscheidt die Massen in das hübsche Dörfchen lockte. Aber auch abseits großer Jubiläen oder Titel – immerhin können sich sowohl die Breitscheidter Frauen als auch die Männer mit dem Prädikat Meisterchor schmücken – wird hier gern gesungen. Das zeigt sich schon bei den ganz Kleinen, die herzig-schief den Kinderklassiker „Anne Kaffeekanne" vortragen. Und noch eine nette Randnotiz: Sowohl der Frauen- als auch der Männerchor tanzt nach der Pfeife ein und derselben Frau: Susanne Steinhauer. Diese Verbundenheit zieht sich durch das ganze Dorf. Viele Menschen sind hier nicht nur in einem Verein tätig, sondern gleich in vielen. Und auch ohne Verein im Namen gibt es umtriebige Zusammenschlüsse wie etwa die Rosenfrauen, die für das schön blühende Ortsbild verantwortlich zeichnen, oder die Friedhofsfrauen – zum Teil deckungsgleich mit den Rosenfrauen –, die sich um die letzten Ruhestätten kümmern. Neben diesem engen Zusammenhalt und der Vielfalt des Ehrenamtes gibt es noch eine Menge weiterer guter Gründe, warum die Breitscheidter stolz auf ihr Dorf sein können. So bemüht man sich intensiv um die jungen Familien. Gerade erst wurde der Spielplatz neu gemacht. Stolze 35 000 Euro hat das gekostet. Ein Betrag, den aber alle gern für den Nachwuchs investiert haben, zumal Breitscheidt im Vergleich mit anderen Kommunen noch ganz gut dasteht. „Wir haben seit 15 Jahren immer den Haushalt ausgleichen können und nie einen Kredit gebraucht, um etwas zu realisieren", freut sich Lück, der seit 45 Jahren in Breitscheidt lebt und sich seit 1980 kommunalpolitisch engagiert. Seit 1998 ist er Ortschef und könnte sich im kommenden Jahr auch eine Wiederwahl vorstellen: „Es sei denn, ein Jüngerer will ran, dann übergeb' ich gern." Neben Investitionen im Bereich der Jugend – auch einen eigenen Kindergarten haben die Breitscheidter – ist ihnen eine gute Infrastruktur wichtig. Man bemüht sich um das schnellste Internet, ebenso um den Straßenbau. Gleich zwei große Projekte, der Ausbau der Mittel- sowie der Raiffeisenstraße, stehen an. Man sieht: In Breitscheidt lässt es sich gut leben. Sogar die Planungen für zwei Neubaugebiete ruhen in den Schubladen. „Die sind damals nicht zum Tragen gekommen, da vom Kreis das Diktat kam, erst einmal die Baulücken zu schließen", erläutert Lück. Sollte aber der Bedarf da sein, so könnte man gleich loslegen. „Und zu fragen brauchen wir auch niemanden. Es geht uns finanziell so gut, dass wir selbst entscheiden können, ob oder ob nicht." Viele junge Familien, die sich in Breitscheidt angesiedelt haben, sind Deutsch-Russen, gehören der mennonitischen Gemeinde an. „Sie richtig zu integrieren, das ist auch eine der Hauptaufgaben, die ich für die Zukunft sehe", so Lück. Man mache aber erste Schritte aufeinander zu, und beim gemeinsamen Singen geht wahrscheinlich auch die Integration schneller – Musik kennt schließlich keine Grenzen. Sonja Roos

Zur Info: Die Ortsgemeinde Breitscheidt liegt am Südrand des Siegtals oberhalb von Hamm und Pracht, die sich im Norden befinden; weitere Nachbargemeinden sind Ölsen im Westen, Birkenbeul im Südwesten und Seelbach im Osten. Zu Breitscheidt gehören die Ortsteile Heide, Mühlental, Pfannenschoppen, Thalhausen und Unterschützen. 944 Einwohner zählt der Ort, Bürgermeister Aloys Lück ist seit 1998 im Amt. In Breitscheidt befindet sich ein Bahnhof, der in der Regel stündlich von der Regionalbahn der Vectus Verkehrsgesellschaft angefahren wird. Bis 1806 gehörte Breitscheidt zur Grafschaft Sayn-Hachenburg. sr


Viewing all articles
Browse latest Browse all 7608


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>