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Channel: Newsletter der Rhein-Zeitung: Wirtschaft in Rheinland-Pfalz
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Wildtiere mit allen Sinne erlebt

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Kreis Altenkirchen - Um es vorweg zu sagen: Es ist kein Blut geflossen beim Jagderlebnistag in Bruchertseifen. Vielmehr erhielten die jungen Teilnehmer einen hautnahen Eindruck davon, wie facettenreich das Jagdwesen ist.

Zum ersten Mal hatte die Kreisgruppe Altenkirchen im Landesjagdverband gemeinsam mit der Rhein-Zeitung diesen Informationstag für Kinder organisiert. Zentraler Treffpunkt war die Grillhütte in Bruchertseifen, einbezogen wurden aber auch die benachbarten Reviere in Roth, Seelbach, Obertseifen, Ahlscheid und Mammelzen. Dass die Jagd ein naturnahes Hobby ist, unterstrichen die Regenschauer auf ungewollt spürbare Art.

Das Motto des Tages lautete „Sinne schärfen für Wild und Wald". Ohne Scheu und mit teilweise erstaunlichem Fachwissen widmeten sich die zehn Kinder im Alter zwischen 8 und 13 Jahren den Stationen – und es hatte den Anschein, dass sich auch der eine oder andere Elternteil auf diese Weise einen Wunsch erfüllte. Als aktive Jäger der Kreisgruppe Altenkirchen waren mit dabei: Bernhard Alsen, Dieter Burbach, Jan Burbach, Gundula Engelhardt-Mix, Manfred Fischer, Frank Fischer, Martina und Helmut Haas, Udo Hammer, Jochen Heinemann, Sabine Hochhäuser, Günter Lindenpütz, Patrick Menzel, Florian Oppermann, Peter Oschinski, Mike Thieke, Ingolf Wagner, Hans-Jörg Wirths, Heiko Wirths. Folgende Kinder nutzten (mit einem Elternteil) den Jagderlebnistag: Jan Asbach, Milena Ditscheid, Paul Köhler, Philipp Müller, Lena Pirec, Jan-Luca Vohl, Simon Vieth sowie Hannah, Julian und Nina Schmidt.

An der Walderlebnisschule erklärte Ingolf Wagner zum Beispiel, wie Füchse Igel erbeuten. Martina Haas aus Ziegenhain verdeutlichte, wie viel Ausdauer in die ordentliche Ausbildung eines Jagdhundes investiert werden muss. Als ihr Apportierhund Cuba blitzschnell einer vorher ausgelegten Schleppe folgte, staunten die Kinder nicht schlecht. In den Westerwälder Revieren, so erfuhren die Mädchen und Jungen außerdem, benötigen die Jäger für die Arbeit im Wald eher Stöber- und Schweißhunde. Und als plötzlich ein Feldhase zwischen dem Waldrand und einem Rapsfeld auftauchte, bemerkte Nina Schmidt (8): "Der ist viel größer als man denkt. Wir hatten zu Hause mal Zwergkaninchen."

Hauptattraktionen des Tages waren allerdings Harry und der Alte Onkel. Der junge Wüstenbussard und der Uhu-Terzel (= männlicher Greifvogel) wurden von Mike Thieke (Scheuerfeld) und Bernhard Alsen (Birken-Honigsessen) präsentiert. Die beiden Falkner vom Ordnen Deutscher Falkoniere wussten auf jede Frage eine Antwort. Als einzigartiges Erlebnis durfte jedes Kind den Harris Hawk und den Uhu einmal auf der behandschuhten Hand tragen. Mike Thieke: „Die Arbeit mit Greifvögeln ist etwas Faszinierendes."

Die abendliche Pirsch diente vor allem der Tierbeobachtung. Beim Ansitzen auf dem Hochsitz war Kindern und Jägern das Glück nicht gleichermaßen hold – mal hoppelte nur ein Hase vors Fernglas, mal traten drei oder gar vier Rehe zur Äsung aus dem Wald heraus. Nach der Rückkehr zeigten sich nicht alle von der Faszination des Jagdhobbys gepackt: „Das Warten ist mir zu langweilig", befand etwa der achtjährige Jan-Luca Vohl (Kirchen) kurz und knapp. Dennoch fällt das Fazit positiv aus – nicht nur wegen der leckeren Wildburger und Wildwürstchen vom Holzkohlegrill. „Gut fand ich, dass man mal gesehen hat, dass Jäger keine kaltblütigen Mörder sind", fasste Hannah Schmidt (13) zusammen. Eine Wiederholung 2014 fände gewiss viele Freunde. elm


Volkspark Herdorf wurde zum Parc de St. Laurent

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Herdorf - „Alles neu macht der Mai“ sagt der Volksmund, und im Fall des Herdorfer Volksparks hatte er vor 25 Jahren damit sogar recht. Im Mai 1988 nahmen der damalige Bürgermeister Hans-Otto Otten und sein zwischenzeitlich verstorbener Amtskollege Louis Robert aus Herdorfs Partnerstadt St. Laurent du Pont einen Besuch französischer Schüler zum Anlass, am ehemaligen Friedhof eine Bronzetafel zu enthüllen. Darauf wurde stolz die Umbenennung des Volksparks in Parc de St. Laurent du Pont verkündet.

Der Zeremonie, die der DJK-Spielmannszug musikalisch begleitete, wohnten damals zahlreiche Herdorfer bei. Die Stadt hatte den Park im Vorfeld des Festakts fein hergerichtet, eine Bruchsteinmauer und zwei Postamente gesetzt, um der Bronzetafel einen würdigen Platz zu geben. Otten freute sich in seinen Grußworten über die große Anteilnahme der Bevölkerung. Er erinnerte an die Anfänge der Städtefreundschaft 1982 und deutete die Umbenennung des Volksparks als Zeichen dafür, dass daraus etwas Dauerhaftes und Lebendiges entstanden sei. Nach den vielfältigen Begegnungen der DJK mit dem Verein La Cartusienne hatten zwischenzeitlich auch der Kirchenchor, die Hauskapelle des Knappenvereins, die Tischtennisabteilung und die Feuerwehr St. Laurent besucht. Auch der Austausch von Schülergruppen funktioniere, konstatierte Otten damals.
„Ich bin tief bewegt“, sagte Louis Robert damals bei der Enthüllung der Tafel – fernab der Heimat sei nun der Name seiner Stadt in bronzenen Lettern gegossen und für jedermann sichtbar. Besuche und Gegenbesuche, so der Stadtchef von St. Laurent, sollten Vorstufen für ein vereintes Europa sein. So hing am Einweihungstag neben der Bundesfahne und der Trikolore auch die Europafahne.
Der Parc de St. Laurent ist bis heute Festplatz für viele Vereine und Erholungsort. Bis 1955 war hier der alte Friedhof der Gemeinde. Vor dem Bau der Kirche, die 1885 von den Protestanten übernommen wurde, stand dort bereits eine Kapelle. Ältere Herdorfer werden sich noch an den alten Friedhof erinnern mit seinen geschnitzten Grabmalen sowie Grabsteinen aus heimischem Gestein oder Gusseisen. Auch gab es Bergmannsgrabstätten, die schmuckvoll mit heimischen Mineralien eingefasst waren. Unter einem Andreaskreuz ruhten drei russische Kriegsgefangene, die 1917 auf der Friedrichshütte von stürzenden Sandmassen begraben wurden. Rainer Wirth

An der A 45: Eine Kirche für Menschen, die unterwegs sind

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Wilnsdorf - Außen funktional, innen heimelig: So wirkt die neue Autobahnkirche Siegerland auf die Besucher. Das moderne Gotteshaus auf dem Autohof in Wilnsdorf wird am Sonntag, 26. Mai, 16 Uhr, eingeweiht. Die Initiatoren, Hartmut Hering, Vorsitzender des Fördervereins, und seine Stellvertreterin Ute Pohl, empfingen zusammen mit dem Architekten Michael Schumacher (Frankfurt) Medienvertreter in dem Sakralbau.

Die Kirche besteht aus zwei Teilen – einer futuristisch anmutenden Fassade und einer Innenkuppel, ein filigranes Holzgewölbe mit einer feingliedrigen Kreuzrippenstruktur. Dort können sich die Besucher geborgen fühlen. Der Lärm und die Hektik der Autobahn bleiben vor der Tür. Zentraler Blickfang ist ein großes Kreuz in Weiß, davor steht ein schlichter Altar. Gegenüber befindet sich ein Ständer, an dem die Gäste Teelichter anzünden können. „Es ist eine Kirche für Menschen unterwegs, die absteigen, Ruhe halten und beten wollen“, sagt Hering.
Die Autobahnkirche Siegerland ist die 40. ihrer Art in Deutschland und schließt eine Lücke, so die Initiatoren, zwischen „Münster und Wiesbaden“. Von Siegen aus, berichtet Ute Pohl, rückt das neue Gotteshaus Autofahrern viermal in den Blick. „Es ist eine Kirche, die am Weg steht, die sich aber auch, symbolisch gesprochen, in den Weg stellen will.“
Der Autohof mit seiner Gastronomie und der Tankstelle sorgt jedenfalls für reichlich Publikumsverkehr – erst einen Burger essen und anschließend beten, ein reizvoller Gedanke – findet auch der Architekt. Die „spröde Umgebung“ war für ihn und sein Team eine Herausforderung. Schumacher spricht von einem Traumjob: „Es ist etwas Besonderes, eine Kirche zu bauen, eine faszinierende Aufgabe.“ Auch er hebt noch einmal den Kontrast hervor zwischen der abstrakten Bauweise und dem Auftrag, im Inneren einen „von Sonnenschein durchfluteten, ruhigen, kontemplativen Ort zu schaffen, an dem man in sich gehen kann.“
Mit der Autobahnkirche Siegerland haben die Planer des Architekturbüros schneider + schumacher eine einmalige Konstruktion geschaffen. Schumacher spricht von „Spitzentechnik“, die dem Besucher so gar nicht ins Auge fällt. Die eigenwillige Architektur hat ihren Preis. Rund 1,5 Millionen Euro kostet der Bau. Der Förderverein mit Hering und Pohl an der Spitze hat das Geld allein über Spenden, Sponsoren und Benefizveranstaltungen zusammengetragen. Für die Unterhaltung sorgen die bald 100 Mitglieder des Vereins mit ihren Beiträgen. Die Kirche ist rund um die Uhr geöffnet. Zwei Hausmeister kümmern sich ehrenamtlich, gegen eine Aufwandsentschädigung, um das Gebäude. Ein Dank geht an die Gemeinde Wilnsdorf, die das Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt hat.
Die neue Autobahnkirche ist ausdrücklich überkonfessionell ausgerichtet. Sowohl die katholischen, evangelischen und freikirchlichen Gemeinden in Wilnsdorf und Umgebung tragen das Projekt „wohlwollend“ mit. In der Kirche sollen regelmäßig Andachten von Laien und Geistlichen gehalten werden. Vorgesehen sind auch spezielle Angebote für bestimmte Zielgruppen, wie Lastwagenfahrer oder Motorradgruppen. Sie und alle Besucher werden an der Eingangstür mit einem Psalm begrüßt: „Denn er hat seinen Engeln befohlen über Dir, dass sie Dich behüten auf allen Deinen Wegen“ (Matthäus 4,6).
Geplant ist, dass die Kirche auch als Ort für Lesungen genutzt werden soll. „Es ist eine Kirche mitten im Leben“, sagt Ute Pohl. Sie freut sich, dass das kleine Gotteshaus langsam aber sicher ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt und wahrgenommen wird. „Eine Gruppe, die unterwegs war, hat bereits vor dem Rohbau innegehalten. Das hat uns richtig Mut gemacht“, erzählt sie. Aufmunterung konnten die Initiatoren während der Bauphase auch brauchen. Zwischen dem Spatenstich im März 2011 und dem Richtfest im September 2012 ging mehr als ein Jahr ins Land, eine Baufirma sprang ab, eine neue musste gefunden werden. „Es war eine Wüstenwanderung“, erinnert sich Hering.
Er und seine Frau brachten vor fünf Jahren die Idee einer Autobahnkirche im Siegerland von Reisen mit. Hering und Ute Pohl als Motoren des Kirchenbaus ist nun nach all den Mühen die Freude über die Einweihung Ende Mai richtig anzumerken. Denn wenn dann Bibel und Kerze in einer kleinen Prozession in die Autobahnkirche einziehen, ist die Idee von einem Ort der inneren Einkehr endlich Wirklichkeit geworden.
Kontakte zum Förderverein über Ute Pohl, Telefon 02736/6716, sowie unter E-Mail autobahnkirche-siegerland@ gmx.de sowie im Internet www. autobahnkirche-siegerland.de. Claudia Geimer

Auch muslimische Mädchen sollen kicken

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Betzdorf - Mädchen mit Migrationshintergrund tauchen in Sportvereinen kaum auf. Das soll sich ändern: Der Integrationsbeirat der Stadt Betzdorf lädt in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern zu einem „Fußballschnuppertag für Mädchen aller Nationen“ für Sonntag, 2. Juni, ins Stadion „Auf dem Bühl“ in Betzdorf ein.

Mit Unterstützung der Gemeinde der Sultan-Ahmet-Moschee in Betzdorf sollen vor allen Dingen muslimische Mädchen mit ihren Eltern von dieser Aktion angesprochen werden. Denn Beiratsmitglied Ahmet Öcal ist davon überzeugt: „Durch Fußball funktioniert Integration besser.“
So haben bei der SG 06 Betzdorf 35 Prozent der Nachwuchskicker einen Migrationshintergrund, berichtet der zweite Vorsitzende Uli Kempf. Warum soll das, was bei den Jungs schon klappt, nicht auch bei den Mädchen besser werden? Das meint auch die Frauen- und Mädchenspielgemeinschaft Elkenroth-Gebhardshain. „Die Stadt Betzdorf hat uns gefragt, ob wir uns an einer solchen Aktion beteiligen wollen, und wir haben sofort Ja gesagt“, erläutert Teamleiter Christoph Lauer. So laden der Integrationsbeirat der Stadt Betzdorf und die FSG/MSG Elkenroth/Gebhardshain gemeinsam zu diesem „Fußballschnuppertag für Mädchen aller Nationen“ ein. Die SG 06 Betzdorf öffnet dafür am Sonntag, 2. Juni, von 11 bis 16 Uhr die Tore des Bühlstadions und kümmert sich um die Bewirtung. Eigene Ambitionen im Frauenfußball hegt der Verein nach einigen gescheiterten Anläufen nicht mehr. „Wir beschränken uns an diesem Tag auf die Rolle des Gastgebers“, betont Kempf.
Ohnehin geht es den Veranstaltern an diesem Tag nicht um Talentsichtung, sondern darum, Mädchen an den Fußballsport heranzuführen. Und bei diesem Schnupperkurs können selbstverständlich alle Mädchen, ob deutscher oder ausländischer Herkunft, mitmachen. Sie sollten im Alter zwischen 8 und 16 Jahren sein. Um möglichst viele zu begeistern, werden die Veranstalter in den kommenden Wochen noch kräftig die Werbetrommeln an den Schulen in der Umgebung rühren.
Der Schnupperkurs Mädchenfußball im Bühlstadion soll ein Tag für die ganze Familie werden. Eltern und Geschwister sind eingeladen, die Mädchen nicht nur zum Kicken vorbeizubringen, sondern auch beim Training auf dem Rasenplatz zuzuschauen. Die Übungen rund um den Fußball werden von Frauen und Männern der Frauen- und Mädchenspielgemeinschaft Elkenroth/Gebhardshain geleitet. Mit zwei Teams im Seniorenbereich und vier Mannschaften bei den Mädchen (E-, D-, C- und B-Jugend) gehört die SG zu einem der größten Vereine im Westerwälder Frauenfußball.
Der Verein muss bestimmte Vorgaben beachten, erläutert Bärbel Kohlhaas: „Wir müssen für die Mädchen weibliche Betreuer haben.“ Sie selbst war aktive Fußballerin in Malberg und besitzt einen Trainerschein im Kinder- und Jugendbereich. Aktuell betreut sie die jüngsten Kickerinnen in der E-Jugend.
Beim „Fußballschnuppertag für Mädchen aller Nationen“ in Betzdorf werden Mitglieder der Frauen- und Mädchenspielgemeinschaft aus dem Gebhardshainer Land den Eltern an einem Infostand Rede und Antwort stehen. Doch es wird nicht nur gekickt, sondern auch getanzt: Die Folkloregruppe Yörem des Turnvereins Daaden und eine Bauchtanzgruppe werden für Unterhaltung sorgen. Um die Verpflegung der kleinen und großen Gäste kümmert sich die Arbeiterwohlfahrt Betzdorf. Die AWO wird grillen, und auch die Damen des Internationalen Frauenfrühstücks werden die Kickerinnen und ihre Begleiter mit Spezialitäten aus aller Herren Länder verwöhnen. So sollen die Mädchen beim Aktionstag in Betzdorf Appetit auf Fußball im Verein bekommen – und vielleicht später mal einer deutschen Nationalspielerin mit Migrationshintergrund, wie beispielsweise Lira Bajramaj, nacheifern. Claudia Geimer

Kindergartenausbau geht weiter

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Kreis Altenkirchen - Der Umbau von Kindertagesstätten zur Aufnahme von Kindern unter drei Jahren geht weiter – und damit auch das Zuschussbegehren an den Kreis Altenkirchen. Auch in seiner jüngsten Sitzung hat der Kreisausschuss wieder finanzielle Hilfe für Maßnahmen genehmigt.

100 000 Euro erhält die Kita „Arche" in Altenkirchen. Im bestehenden Gebäude werden eine zusätzliche Wickelmöglichkeit, ein neuer Essbereich und ein Ruheraum entstehen. Angebaut werden ein Personalraum, ein Behinderten-WC und ein Multifunktionsraum. An den gesamten Kosten von 207 500 Euro beteiligen sich auch das Land (24 000 Euro), die Verbandsgemeinde (41 000 Euro) und die evangelische Kirchengemeinde als Trägerin (42 000 Euro) finanziell.In der katholischen Kindertagesstätte Kirchen entstehen Baukosten von 57 600 Euro für die Neugestaltung des Außenspielgeländes. Es sollen Geräte installiert werden, die auch von Kindern unter drei Jahren genutzt werden können. So unter anderem ein im Boden eingelassenes Trampolin und eine Wasser-Sand-Spielanlage. Der Kreiszuschuss beträgt rund 22 100 Euro, vom Land kommen 24 000 Euro, und 11 500 Euro sind als „Zuwendung Dritter" ausgewiesen.16 000 Euro wird insgesamt die Schaffung eines Ruheraums sowie der Umbau des Sanitärbereichs für Kleinstkinder in der kommunalen Kindertagesstätte Elkenroth kosten. Davon zahlen das Land 14 400 Euro, der Kreis und die Ortsgemeinde jeweils 800 Euro.Der Kreisausschuss fällte die Beschlüsse einmütig. Ebenso ermächtigte er das Jugendamt, die Einstellung von Praktikanten und Auszubildenden im Rahmen der neuen Ausbildungs- und Studiengänge im Erziehungsbereich unbürokratisch zu ermöglichen. Die Zustimmung des Jugendamts ist nötig, weil der Kreis diese Personalkosten mit 40 Prozent fördert. Mit Blick auf den Fachkräftemangel erschien es dem Gremium geboten, die Gewinnung von Nachwuchs zu erleichtern. Silvia Patt

Altenkirchener will sich in Kanada zum Sieg pflügen

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Altenkirchen - Akkuratesse ist sein ständiger Begleiter: Höhe, Tiefe, Ausrichtung und Beschaffenheit des bearbeiteten Bodens sind das Maß aller Dinge: Wenn der 26-jährige Sebastian Murkowski Mitte Juli bei der Weltmeisterschaft der Leistungspflüger im kanadischen Olds (Provinz Alberta) antritt, geht ein bereits alter Hase in der Sparte Drehpflügen an den Start.

Als mehrfacher deutscher Meister und Teilnehmer an den globalen Titelkämpfen 2011 (Platz 13)  weiß Murkowski, dass er sich keinen „Murks" erlauben darf für einen Platz unter den Top 10: „Das wäre schön", sagt er bescheiden zu seinem vage geäußerten Ziel.

Seit Samstag vergangener Woche ist Murkowski bereits in der neuen Welt, trifft noch Freunde. Auf den großen Wettkampf vorbereiten kann er sich noch nicht, denn seine Sportgeräte müssen erst noch per Container den Weg über den großen Teich antreten. Mit Traktor und Pflug des zweiten deutschen Starters, der fürs Beetpflügen nominiert worden ist geht die wertvolle Fracht ab Kehl über den Rhein via Rotterdam und über den Atlantik. Dort soll das Gefährt am 26. Juni an der Ostküste Kanadas anlanden, ehe es per Lkw beinahe noch quer durchs flächenmäßig zweitgrößte Land der Erde transportiert werden muss. „Wir haben in den zurückliegenden Tagen alles hundertprozentig geputzt, damit es keine Probleme beim Zoll gibt", spielt Murkowski auf die strengen Einreiseformalitäten an. „Läuft es ganz schlecht, muss alles noch einmal desinfiziert werden."

Dennoch ist er guter Dinge, dass das Equipment am 5. Juli rechtzeitig zum Training für die Konkurrenz am 19. und 20. Juli vor Ort ist. Das sei eminent wichtig, „denn ich muss mich ja auf die neuen Bodenverhältnisse einstellen". Der Untergrund soll schwer und klebrig sein und mit der Abdeckung heimischer Felder wenig gemein haben. An jenem 5. Juli möchte auch Murkowskis Trainer, Andreas Deisting (Orfgen), in der rund 8300 Einwohner zählenden Stadt, die 60 Kilometer nördlich von Calgary liegt, eintreffen.

Deisting betreute Murkowski schon beim Auftritt 2011 in Schweden.In den beiden Teilbereichen der WM, nämlich im Stoppel- und Graslandpflügen, wird sich zeigen, ob sich das veiel Üben der zurückliegenden Wochen auszahlen wird. Knapp drei Stunden pro Tag muss Murkowski hochkenzentriert sein, wenn es gegen die Mitbewerber aus 30 Nationen geht. „Die Parzellen, auf denen wir unterwegs sind, werden zugelost", weiß Murkowski, „dann sind an allen Ecken und Enden die Wertungsrichter zugegen, um das Gesehene und das Gemessene in Punkte zu fassen."

Das Areal, auf dem der selbstständige Tischler seinen Traktor der Marke Case ICH 844-S samt Pflug bewegen muss, ist rund 100 mal 30 Meter groß, hat also die Ausmaße eines halben Fußballfeldes. Mit Baujahr 1981 ist die Zugmaschine schon deutlich älter als der Fahrer, der Anhänger wesentlich jüngeren Datums eine Spezialkonstruktion aus Schweden, „insgesamt wurden nur fünf gebaut, und einen davon besitze ich". Dass das Teil natürlich speziell für den Höhepunkt des Jahres „getunt" wurde, versteht sich von selbst. So wurde eigens das Streichblech durch eine Variante aus Kunststoff ersetzt, damit die Maschine die Furche noch akkurater ausbilden kann.

Letztendlich aber muss der Pflug die Prüfung einer technischen Kommission überstehen - das ist nicht anders als in der Formel 1... Wenn Murkowski schließlich am 23. Juli im Flieger von Calgary zurück nach Frankfurt sitzt, wird ihn das Geschehen von Olds gewiss gedanklich noch beschäftigen – genauso die Beantwortung der Frage, wie seine Zukunft in diesem Hobby aussehen könnte. Er stößt in einem Jahr an die Altersgrenze des Deutschen Pflügerrates, der die Kosten von 13.000 Euro für den Transport der Gerätschaften übernimmt. „Ich könnte ja dann im Beetpflügen starten", sagt er schmunzelnd - da liegt die Grenze bei 35 Jahren. Richtig: Auch dabei spielt natürlich die Akkuratesse die alles entscheidende Rolle. Volker Held

Ein Fest im Zeichen der Integration

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Hamm - Der türkisch-islamische Kulturverein Ditib hatte zum Sommerfest geladen, und Hunderte Besucher waren der Einladung gefolgt. Kein Wunder: Der Verein unter dem Vorsitz von Aziz Ata hatte ein großzügiges Angebot für die mehrtägige Feier auf die Beine gestellt.

Für die Kleinsten waren Spiele, eine Hüpfburg und eine Planwagenfahrt vorbereitet. Zelte mit Handarbeitsartikeln, Schmuck und vielem mehr lockten die Besucher zu den Ständen auf die Wiese vor der ehemaligen Dorfschule in Fürthen. Interessierten Gästen wurde eine Führung durch die Moschee angeboten, verbunden mit ausführlichen Informationen über die türkische und islamische Kultur.Ein weiteres Highlight waren die Spezialitäten der türkischen Küche. Die Gäste konnten verfolgen, wie eine türkische Pizza hergestellt wird oder welche Zubereitungsarten von Rinderspießen es auf dem Grill gibt. Bereits am Samstag hatte die Deutsche Knochenmarkspende eine Registrierungsaktion durchgeführt, an der mehr als 200 Menschen teilnahmen. Auch Landrat Michael Lieber hatte es sich nicht nehmen lassen, das Sommerfest zu besuchen. „Ich bin gern zu Ihnen gekommen. Es ist ein gutes Zeichen, zusammen zu feiern, miteinander zu reden und gute Nachbarn zu sein. Wir sind in unserer Region auf einem guten Weg", sagte Michael Lieber. Der Leiter der Polizeiinspektion Altenkirchen, Erster Polizeihauptkommissar Axel Panten, war ebenso vor Ort wie der Landtagsabgeordnete Thorsten Wehner und Dr. Klaus Otte. Der Pfarrer und Beauftragte der Kirchen für Islam, Christentum und Judentum hielt ebenfalls eine kurze Rede und riet den Anwesenden, den Dialog und die Freundschaft zu vertiefen: „In einer bestimmten Tiefe des Glaubens sind wir doch eine Gemeinschaft. Ihr interessiert mich, und ich mag euch", so Otte.

Der Herr der Eulen

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Birken-Honigsessen - Der Uhu, den Margarete und Hans Herschel im Reihernetz an ihrem Weiher in Ückertseifen finden, ist in schlechtem Zustand. Das prachtvolle Tier hat den Flügel verletzt und scheint vom erfolglosen Befreiungskampf stark geschwächt. Trotzdem leistet der Greifvogel noch erbitterten Widerstand, als Hans Herschel ihn aus der Falle holt.

„Der hat so komisch mit dem Schnabel geknackt und gefaucht, da konnte einem ganz bange werden", sagt Margarete Herschel. Das Ehepaar zog Bernhard Alsen zurate. Der Berufsschullehrer ist in seiner Freizeit ein begeisterter und engagierter Falkner. Einen eigenen Falken und einen „Patienten" hat er zu Hause in Honigsessen hinter seinem Haus in einer Voliere. Als wir Bernhard Alsen besuchen, ist der Neuankömmling separat in einem anderen Verschlag untergebracht. „Bei den Terzeln weiß man nie, ob sie nicht auf den Schwächeren losgehen", erklärt der 54-Jährige und schiebt für die Laien noch hinterher, dass Terzel die Männchen seien. Der Wortstamm komme von Terz, einem Drittel, und beziehe sich auf die Körpergröße, die rund ein Drittel weniger ist als bei den ausgewachsenen Weibchen. Der Uhu, der nun apathisch in einer Ecke des Geheges liegt, hat einen unglaublich weiten Weg hinter sich. „Ich warte noch auf Bestätigung, aber auf dem Ring steht Radolfzell. Das hieße, dass er den weiten Weg vom Bodensee hierher gemacht hat", so Alsen. Der Falkner hat auch eine Erklärung dafür: „Wahrscheinlich ist er immer wieder von einem Revier ins nächste vertrieben worden." Auch im Kreis Altenkirchen hätte der Uhu einen schweren Stand gehabt, lebten doch allein rund um Wissen, Seelbach und dem Giebelwald einige Uhus, die ebenfalls ihr Revier nicht gern mit Eindringlingen teilen.Allgemein, so erklärt Alsen weiter, könnten Uhus sehr alt, zwischen 40 und 50 Jahren werden. Wie alt das stark geschwächte Tier vor uns ist, kann der Falkner nicht bestimmen. Dafür weiß er aber, dass das Tier sehr viel Gewicht verloren hat. Dafür muss er nur das Gefieder über dem Brustbein etwas zur Seite schieben und fühlen. Wo ausgewachsene und gut genährte Tiere Fleisch haben, hat dieser hier nur noch Knochen. Etwa 1200 bis 1500 Gramm wiegen die Männchen normalerweise, die Weibchen können sogar bis zu vier Kilo schwer werden. Alsen selbst weiß
unheimlich 
viel über Uhus. 
„Sie sind die Allrounder unter den Greifvögeln", sagt er und auch, dass die Tiere früher Küchenchefs genannt wurden, als man etwa zu Hofe noch mit ihnen auf die Jagd ging. Küchenchef deshalb, weil sie am Boden und in der Luft so ziemlich alles fangen können, vom Kaninchen bis hin zum Fasan. Auch deshalb hat Alsen selbst einen Uhu, „Alter Onkel" heißt dieser, und der Falkner hat das Tier so weit an sich gewöhnt, dass er auch großen und kleinen Interessenten Anschauungsunterricht quasi am Vogel geben kann, der „Alte Onkel" hockt dabei auf seinem behandschuhten Arm. Erst am vergangenen Wochenende waren die beiden wieder im Einsatz beim Jagderlebnistag.Der andere Uhu von Bernhard Alsen hingegen ist Menschen nicht gewöhnt, er klappert und zischt, sobald ein Zweibeiner sich seiner Voliere nähert. Der Falkner wird versuchen, das Tier wieder auszuwildern, wenn es genesen ist. Bernhard Alsen selbst lebt erst seit 2004 hier. Er kommt aus Hannover, hatte dort 17 Jahre lang als Biologielaborant in der Forschung gearbeitet, bevor er glaubte, sich noch einmal verändern zu müssen. Er sattelte ein Pädagogikstudium drauf und unter- 
    richtet heute an der BBS Wissen die Schüler der Gesundheits- und Pflegeberufe. Lediglich seinem Hobby ist der Wahlwesterwälder stets treu geblieben. Schon mit 16 Jahren hatte er über ein Buch den Spaß an der Jagd mit Frettchen und Uhu entdeckt. Er machte den Jagdschein, dann den Falknerschein. Da es den Beruf des Falkners heute so nicht mehr gibt, machen es die meisten wie Bernhard Alsen, sie sind Hobbyfalkner. Am Abend nach dem Besuch meldet sich Alsen noch einmal. Alle Versuche, dem Tier Futter einzuverleiben, waren fruchtlos, der Uhu ist gestorben. „Auch das gehört zum Leben", sagt der Falkner. Sonja Roos


Auf der Sieg paddeln Mutige für den guten Zweck

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Wissen - Mit der Kanu-Spenden-Regatta „Wir paddeln für den Lachs" sammelt die nordrhein-westfälische Stiftung Wasserlauf Geld für den Bau des Besucher- und Fischereizentrums an der Sieg in Siegburg. Daran beteiligten sich am Dienstag 13 Zehntklässlerinnen des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Betzdorf-Kirchen. Diese konnten besonders großzügige Sponsoren finden und leisteten so mit 2500 Euro den größten Beitrag zu der Aktion, welche insgesamt schon 12 000 Euro eingebracht hat.

In fünf Etappen paddeln Schülergruppen auf verschiedenen Abschnitten der Sieg von Siegen bis Bonn. Am Startort der zweiten Etappe, nahe des Wissener Schützenhauses, informierte Stiftungsgeschäftsführer Frank Molls über die Spendenaktion und über den Jahreszyklus des Lachses. Ausdrücklich dankte er den Sponsoren. Ebenso wie der Beigeordnete der Verbandsgemeinde Betzdorf, Benjamin Geldsetzer, bekundeten Wissens Bürgermeister Michael Wagener, Andreas Lück von der Kreissparkasse Altenkirchen und Friedrich Hagemann ihre Unterstützung der Aktion. Auch das Wetter spielte mit: Zwar war es trocken, aber durch den Regen der vergangenen Tage erreichte die Sieg einen ausreichend hohen Wasserpegel.

Die Schülerinnen freuten sich trotz der grauen Wolken am Himmel auf die Kanutour, schließlich gibt es solche Alternativen zum Unterricht nicht alle Tage. Mutig stiegen auch die beiden Lehrer Ricarda Diefenbach und Daniel Schönring in die Kanadier-Boote. Schlimmes konnte eh nicht passieren, da Daniel Bork und Peter Jung von der Sporthochschule Köln Sicherheitstipps gaben und die Strecke im Kajak begleiteten. Vor ihnen lag eine ungefähr zweistündige Paddeltour über rund acht Kilometer bis nach Au/Sieg.

Als die Gruppe nach den ersten 500 Metern die Boote noch mal kurz verließ, waren die Eindrücke unterschiedlich. „Es war lustig und nicht besonders schwierig", sagte zum Beispiel Lisa Haßler, worauf ihre Mitschülerin Chiara Hees entgegnete: „Das ist Ansichtssache." Zum befürchteten Kentern kam es jedoch nicht.

Unterstützung erhielt die Aktion auch durch die Siegfischereigenossenschaft Kreis Altenkirchen. Holger Siems empfahl eine Kiesbank, um per Netzzug das tierische Leben in der Sieg zu demonstrierten. Allerdings konnten Helfer der Stiftung Wasserlauf lediglich zwei Kleinfische aus dem Wasser ziehen: eine Schmerle und einen Schneider. Gut gelaunt setzten die Jugendlichen und ihre Lehrer den Wasserweg nach Au fort.

Fünf Schülergruppen aus Siegen, Betzdorf, Eitorf, Siegburg und Bonn beteiligen sich per Kanu an der Benefizaktion. Zu bewältigen sind Teile der rund 130 Kilometer langen Fließstrecke der Sieg. Schirmherr der Aktion ist der bekannte Tierfilmer und Abenteurer Andreas Kieling. Zwei Ziele verfolgt die Stiftung Wasserlauf NRW: Erstens soll auf die Lebensbedingungen des Lachses in der Sieg und ihren Nebenflüssen aufmerksam gemacht werden. Zweitens fließt der Erlös in den Bau des Besucher- und Fischereizentrums in Siegburg. Dort können sich Besucher über Wanderfische und Gewässerschutz informieren. Am Ufer direkt gegenüber liegt die Wanderfisch-Kontrollstation in Buisdorf. elm/llz

Leserfotos: AK-Land im Frühling

Von zweierlei Werten im Sportverein

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Hamm - Der VfL Hamm war einst der glorreichste Sportverein der gesamten Region. Zweimal standen die Fußballer an der Schwelle zur 2. Bundesliga. „Hamm war durch uns bekannter als durch Raiffeisen", so der langjährige Vorsitzende der Fußballabteilung, Peter Wardenbach.

Der VfL erlebte aber auch einen beispiellosen Bedeutungsverlust: In wenigen Jahren ging es hinunter bis in die vorletzte Spielklasse. Bedauern kann man beim Vorstand der VfL-Fußballabteilung aber nicht feststellen. Wie das?Der heutige Abteilungsleiter Axel Mast und Wardenbach, aktuell Geschäftsführer, berichten im Grunde davon, dass „Erfolg" für einen Sportverein völlig unterschiedliche Gesichter haben kann. Neben der Befriedigung, sportlich das tiefste Tal verlassen zu haben – die Erste spielt derzeit um den Aufstieg in die Bezirksliga –, sehen die Verantwortlichen zufrieden, dass es auch andere Werte gibt: Solidarität, Heimatverbundenheit, die Begeisterung der Jugendspieler.Der Aha-Effekt trat nach mehreren Abstiegen in Folge ein. Als der VfL nach 18 Jahren in der Oberliga zunächst in der Rheinland-, dann in der Bezirksliga aufschlug, konnte er nicht einmal mehr eine Mannschaft stellen. Mit dem damaligen Hauptsponsor hatten auch viele Spieler das sinkendende Schiff verlassen. Man begann 2007 in der Kreisliga A ganz neu, doch die Abwärtsspirale drehte sich weiter.Sogar in der Kreisliga B waren die Anforderungen noch zu hoch, der VfL verlor in einer Saison 28 Spiele und stieg ab in die C-Klasse. „Aber kein Spieler ging weg, kein einziger!" Peter Wardenbach wirkt bis heute begeistert davon. „Als wir so richtig in der Scheiße saßen, hielten alle zusammen." Das galt auch für die kleinen und mittleren Unternehmen, die einsprangen, nachdem die dominanten Einzelförderer gegangen waren. „Wir hatten bei keinem Spiel Erfolg, waren aber immer noch gut gekleidet", scherzt Wardenbach.Im Rückblick sieht der Ex-Vorsitzende die Abstiege als reinigend an. Der VfL Hamm ist erst danach wieder ein richtiger einheimischer Verein geworden, mit dem sich Otto Normalverbraucher identifizieren kann. In der Oberligazeit stand ja kaum einmal ein Hämmscher auf dem Platz. Es gab nur die eine Seniorenmannschaft, die Jugendarbeit wurde stiefmütterlich behandelt, weil man Talente woanders einkaufte. Die Eltern wollten ihre Jungs aber auch gar nicht zum VfL schicken – sie hätten ja doch keine Chance auf einen Stammplatz in der Ersten gehabt.Heute sind die Kinder zurück, der VfL unterhält derzeit eine der größten eigenständigen Jugendabteilungen in der Umgegend. Von den rund 330 Mitgliedern der Fußballabteilung sind 200 Jugendliche. Ein Dutzend Jugend- und drei Seniorenmannschaften laufen in Trikots mit dem VfL-Emblem auf. Das neue Klima schlug auch auf den Vorstand durch: Der heutige Abteilungsvorsitzende Axel Mast legt auf die Jugendarbeit besonderen Wert.Seine sportlichen Ambitionen für die Senioren reichen bis zum Machbaren, auf keinen Fall zurück in die Glorie der Vergangenheit. „Mein Ziel ist die Bezirksliga, da gehört der VfL hin. Alles, was höher liegt, ist teuer und hat an Geltung verloren, seit es die Dritte Liga und die Regionalligen gibt."Der Sinn steht dem VfL Hamm also nicht danach, schnellstmöglich wieder den Durchmarsch nach oben zu schaffen. Dafür hat man andere Sorgen. Die Zuschüsse der öffentlichen Hand werden im regelmäßigen Abstand gekürzt, während die Beiträge seit Langem die gleichen sind: „Wir trauen uns nicht, sie zu erhöhen, weil wir die Sozialstrukturen kennen", erklärt Peter Wardenbach. Gerade ihretwegen erfüllt der Verein nach Ansicht des Geschäftsführers aber öffentliche Aufgaben: „Wo würden denn alle Kinder und Jugendlichen hin, wenn die Betreuer des VfL sich nicht um sie kümmern würden?"Axel Mast hat Bedenken, dass der Aufwärtstrend beim VfL wegen der Spiel- und Trainingsmöglichkeiten jäh enden könnte: Das Stadion stößt an seine Kapazitätsgrenzen. Der neue Kunstrasenplatz ist derart ausgelastet – neben den Teams des VfL spielen und trainieren im Stadion auch die des türkischen Vereins Vatan Spor –, dass der Vorsitzende schon um dessen Zustand fürchtet. Der zweite Platz, ein Naturrasenfeld, ist oft nicht bespielbar.Die D-Jugend wurde bereits nach Bruchertseifen ausgelagert, nächstes Jahr wird eventuell eine weitere Jugendmannschaft folgen. Einer Gruppe von Frauen, die gern Fußball spielen würden, musste der VfL wegen Platzmangel absagen.Insgesamt lässt Mast auf das frisch renovierte Stadion aber nichts kommen: „Das ist eine der schönsten Anlagen im Westerwald." Und auch ohne Aufstieg wird er seinen Verein, der im Sommer das 130-jährige Bestehen feiert, für einen der besten halten. Silvia Patt

 

130 Jahre alt wird der VfL Hamm in diesem Jahr und ist damit einer der ältesten Sportvereine im Kreis. Der Geburtstag soll vom 2. bis 11. August gefeiert werden - mitsamt der Einweihung des renovierten Stadions. Für den ersten Tag organisiert die Fußballabteilung ein großes Ehemaligentreffen aller Spieler und Betreuer. Über 100 Personen wurden eingeladen, die meisten sollen schon zugesagt haben.
Ab 19.30 Uhr wird auch gespielt: Eine Traditionsmannschaft des VfB Wissen tritt gegen eine Auswahl ehemaliger VfL-Spieler an. Es kommt der Sportmoderator Hans Werner Ennen, auch bekannt als die Stimme des Tischtennis, zum „VfL-Sportstudio“, und mit einer 80er-Disco klingt das Programm aus.
Der offizielle Kommers zur 130-Jahr-Feier ist für Samstag, 3. August, geplant, es folgen Präsentationen der Abteilungen und Fußballfreundschaftsspiele, aber auch ein Blitzturnier mit vier Mannschaften der Frauenbundesliga, die Spiele um den Verbandsgemeindepokal sowie gesellige Angebote.

Bilder laden zur langen Reise ins Innere

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Kreis Altenkirchen - Zur „Kunst und Kultur im Kreishaus" konnte Landrat Michael Lieber wieder zahlreiche Gäste und Interessierte begrüßen, die sich mit den beiden Künstlern Jasmin Luise Hermann und Georg „Wolf" Mombour auf eine spannende Reise ins Innere begeben wollten.Mombour wird vor allem Schülern und Eltern im Raum Wissen und Betzdorf ein Begriff sein.

Der studierte Pädagoge ist seit 1998 Leiter des Kopernikus-Gymnasiums in Wissen, davor war er sieben Jahre Konrektor in Betzdorf. Ergo drängelten sich auch viele Lehrerkollegen und einige Schüler um seine Werke, die sich in ihrer dunklen und leidenschaftlichen Art in gutem Einklang mit den farbenfroheren und expressiven Bildern seiner Ausstellungspartnerin Hermann bewegen.Jasmin Luise Hermann kommt ursprünglich aus Daaden, lebt heute abwechselnd in Berlin und im Westerwald und machte sich nach ihrem Studium der Literatur- und Filmwissenschaften einen Namen als Regisseurin und Autorin. Die 39-Jährige stieg vor einigen Jahren bei der Malerei auf die Spachteltechnik um, die ihr größere Freiheit und Spontanität gewährte. Wie sie selbst in einleitenden Worten beschrieb, sei der kreative Prozess bei ihr oft abhängig von der Tagesform. In manchen Nächten – ihre vornehmliche Schaffenszeit – fließe alles durch sie hindurch wie durch einen Kanal, in anderen sei es eine Plagerei. Welche Werke die besseren seien? Die Künstlerin erzählte hierzu die Entstehungsgeschichte des Bildes „Nachtvögel", das ebenfalls unter den rund 50 Exponaten im Kreishaus zu sehen ist. Dieses Bild sei ihr quasi aus den Händen geflossen, doch zuerst fiel es von der Wand, danach rutschte beim Transport von Berlin nach Altenkirchen eine Palette darüber. „Die Lehre?", fragte sie. „Die Lehre ist, es gibt keine Lehre."Mombour ging in wenigen Worten auf die Entstehungsgeschichte des Ausstellungstitels ein. Er bezog sich auf den Romantiker Novalis, der schon früh festgestellt habe, dass das wahre Abenteuer nicht im Weltall, nicht im Wohl von Fortschritt und Technik zu finden sei, sondern dass der geheimnisvollste Weg der ins eigene Innere sei. Bei seinem Malprozess höre er daher auch oft auf eine Ahnung, auf ein Gefühl aus seinem Inneren. Seine Bilder seien Ausdruck dieses Dialogs seiner inneren und äußeren Welt. Dabei, so Mombour, müsse man auch seine dunklen Seiten erkennen und diese annehmen.Seinen Werken, etwa die Hälfte der Bilder in der nun gezeigten Ausstellung sind von ihm, sieht man diese dunklen, machtvollen Seiten an. Sie sind sehr expressiv und fordern, sich auf die eigene Reise ins innere Unbekannte zu begeben. Landrat Lieber lobte in seiner Ansprache das feine Auge der Künstler, mit dem sie die Welt wahrnähmen und sie anderen auf neue Weise zugänglich machten. Eine Kunst, die auch mancher Politiker gern hätte. Sonja Roos

Die Ausstellung ist zu den regulären Öffnungszeiten der Kreisverwaltung zu sehen.

Eon-Mitte wird wieder kommunal: Chance für AK-Land?

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Kreis Altenkirchen - Könnte es im Kreis Altenkirchen in großen Teilen doch schneller zu anderen Strukturen in Sachen kommunale Netzbetreiber kommen, als mancher vor gut einem Jahr noch dachte? Hintergrund ist der Verkauf von Eon-Mitte. Die Eon-Tochter, bald wieder komplett in kommunaler Hand, ist eine Tochtergesellschaft von Eon und hat mit mehr als 100 Gemeinden im Kreis Altenkirchen neue Konzessionsverträge abgeschlossen.

Eon-Mitte wird folglich in diesen Gemeinden das Stromnetz von RWE kaufen. Die Verhandlungen über den Preis laufen noch. Anfang 2014 soll aber mit den technischen Stromnetzentflechtungen begonnen werden. Ausnahme sind hier die Stadt und Orte der Verbandsgemeinde Betzdorf. Sie bleiben beim RWE und haben am Dienstag den neuen Konzessionsvertrag abgeschlossen. Für die Stadt Herdorf wird in den kommenden Wochen ein Abschluss erwartet. Vermutlich kommt auch hier RWE statt Eon-Mitte zum Zug.
Die Konzessionsverträge der Kommunen im Kreis mit Eon-Mitte, abgeschlossen über 20 Jahre, haben natürlich Bestand. Aber Eon-Mitte wird wieder kommunal. Der Energieriese Eon will seine Regionalgesellschaften verkaufen. Bei Eon-Mitte gibt es eine Einigung. Letzte Details müssen aber noch geklärt werden. Zwölf Landkreise und Göttingen halten derzeit rund 27 Prozent der Anteile von Eon-Mitte. Die restlichen 73 Prozent werden von Eon zurückgekauft. Rund 700 Millionen Euro soll der Kaufpreis betragen. Offiziell wird das nicht bestätigt. Was nicht mitgekauft wird, das ist der Eon-Mitte-Vertrieb (sprich die Stromkunden). Es geht allein ums Stromnetz.
Die kommunalen Altaktionäre, die nun Eon-Mitte komplett übernehmen, bekunden auch Interesse daran, dass der Kreis Altenkirchen Mitgesellschafter in dem neuen Unternehmen, das dann nicht mehr Eon-Mitte heißt, wird. Im Kreis Altenkirchen werden die Verhandlungen der kommunalen Altaktionäre mit Eon intensiv beobachtet. Es wird aber erst einmal abgewartet, bis die endgültigen Zahlen und Abmachungen auf dem Tisch liegen. Eine Position, die auch Landrat Michael Lieber vertritt. Wohin die Reise geht, das ist offen.
Nun hat der Kreis Altenkirchen, wenn auch fast alle Kommunen einen neuen Konzessionsvertrag mit Eon-Mitte abgeschlossen haben, eventuell ein „Problem“, wenn man auch bei der dann rein kommunalen Nachfolgegesellschaft von Eon-Mitte Mitgesellschafter würde. Denn der Kreis Altenkirchen ist wirtschaftlich auch stark mit der RWE verbunden. Der Kreis hat 2,4 Millionen RWE-Aktien, die aktuell insgesamt 4,8 Millionen Euro an Dividende brachten.
Bis die Rekommunalisierung in Sachen Eon-Mitte über die Bühne ist, kann es noch sechs bis acht Monate dauern. Im Stammgebiet von Eon-Mitte sind derzeit aber schon viele Kommunen dabei, die Interesse an einer Beteiligung an einer kommunalen Netzgesellschaft bekunden. Was sich hier in der Richtung im AK-Land bewegt, bleibt abzuwarten.

Ursprünglich wollten die Altaktionäre von Eon-Mitte neben dem Netz auch den Vertrieb (Stromkunden) von Eon-Mitte übernehmen. Doch der Vertrieb mit rund 1,5 Millionen Kunden bleibt bei Eon. Das Netz von Eon-Mitte besteht aus einem fast 46 000 Kilometer langen Stromnetz und einem 4800 Kilometer langen Gasnetz. Zwölf Landkreise (Northeim, Kassel, Schwalm-Eder, Hersfeld-Rotenburg, Göttingen, Lahn-Dill, Marburg-Biedenkopf, Werra-Meißner, Main-Kinzig, Eichsfeld, Höxter, Waldeck-Frankenberg) und die Stadt Göttingen sind die Altaktionäre von Eon-Mitte und halten rund 27 Prozent der Aktien. In Zukunft werden es 100 Prozent sein. Andreas Neuser

Rehkitze vor dem Kreiselmäher retten

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Gebhardshain - Was da vergangenes Frühjahr passierte, das will Anton Kölsch (81) aus Gebhardshain nicht noch einmal erleben. Vor einem Jahr wurde bei Mäharbeiten, davon geht er aus, ein Rehkitz erfasst und schrecklich verletzt. Aufmerksam wurde Kölsch darauf, als plötzlich Vögel über der Wiese kreisten. Kölsch ging über das Gelände, verjagte die Vögel und sah das verstümmelte Tier tot im Gras liegen.

Einige Aufnahmen machte er davon. Jetzt brachte er die Fotos bei der Rhein-Zeitung vorbei. Denn bald ist wieder die Zeit, dass Wiesen großflächig gemäht werden. Es ist aber auch wieder die Zeit, in der Rehkitze geboren werden. Regelmäßig könne er von seinem Haus in Gebhardshain aus Rehe beobachten. Für ihn stets ein freudiger Anblick. Aber gleich kommt wieder die Sorge um den Nachwuchs.
Rehkitze, erzählt der 81-Jährige, liegen im hohen Gras und sind für Landwirte, die mit dem Kreiselmäher unterwegs sind, schwer zu erkennen. Die Kitze laufen bei Gefahr auch nicht weg. Sie ducken sich tief ins Gras. Was als Schutz in der Natur seit Jahrhunderten funktioniert, das endet mit dem nahenden Kreiselmäher qualvoll.
Kölsch appelliert an die Landwirte, die Wiesen vor dem Mähen abzusuchen. Aber, so ein Vorschlag des ehemaligen Lehrers, auch Schüler könnten die Wiesen doch absuchen. Da müssten Schulen und Landwirte vor Ort intensiv die Zusammenarbeit suchen. „Der Tod von Rehkitzen muss unbedingt verhindert werden“, findet Kölsch. Mehr Ehrfurcht vor dem Leben fordert er ein. So will Kölsch mit seinem Aufruf das Bewusstsein wecken, dass in den kommenden Wochen beim Mähen noch mehr Rücksicht auf die Tiere genommen wird. Andreas Neuser

Mehrgenerationenhaus: Wie sieht die Finanzierung nach 2014 aus?

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Altenkirchen - Noch ist kein Handlungsbedarf angezeigt, aber einen ersten Gedankenaustausch über die Zukunft des Altenkirchener Mehrgenerationenhauses (MGH) Mittendrin haben die Mitglieder des städtischen Hauptausschusses in der jüngsten Sitzung des Gremiums bereits geführt. Zuvor hatte MGH-Koordinatorin Silke Irle die Arbeit in dem Treffpunkt in der Fußgängerzone vorgestellt.

Wie könnte es anders sein: Die Finanzierung ist das A und O, das über den Fortbestand entscheidet. Das auf drei Jahre festgeschriebene Projekt läuft zum Jahresende 2014 aus. Dann fallen 30 000 Euro pro Jahr weg, die der Bund als Anschubfinanzierung deklariert hatte. Erkenntnisse, ob es eine weitere Zuschussrunde gibt, stehen in den Sternen, nachdem aus Berlin für den Premierenzeitraum zwischen 2008 und 2011 schon Geld geflossen war. Zum offiziellen Budget von 40 000 Euro pro Jahr schießen Land (Programm „Haus der Familie") und Kreis jeweils noch 5000 Euro zu. Aber: „Unter dem Strich stehen rund 46 000 Euro, die ,Overhead-Ausgaben' bei den Trägern nicht mit eingerechnet", ergänzte Irle, die als Organisatorin einen 17-Wochenstunden-Job hat. Nach ihrer Auskunft entwickeln die Träger – das sind das Diakonische Werk Altenkirchen (federführend), der Caritasverband Altenkirchen, die katholische und die evangelische Kirchengemeinde Altenkirchen sowie die Neue Arbeit – Szenarien, wie der große finanzielle Part gestemmt werden könnte, falls der Bund aussteigt. Wie sich Land und Kreis über den 31. Dezember 2014 hinaus monetär engagieren, ist noch ungeklärt. Irle nannte als mögliche neue Geldgeber die „Aktion Mensch" oder den Europäischen Sozialfonds für Deutschland (ESF). Die schlechteste Variante sei, das MGH auf den Status zurückfallen zu lassen, wie er zu Zeiten der Residenz in der Hofstraße gewesen sei. Daniela Hillmer-Spahr (SPD) sieht für den Fall der Fälle die Kommune nicht in der Pflicht: „Wir können als Stadt keine 30 000 Euro geben", sagte sie. „Da gehen die Träger auch nicht von aus", entgegnete Stadtbürgermeister Heijo Höfer, der das MGH als „Standortvorteil für die Sitzgemeinde", der nicht wegzudiskutieren sei, bezeichnete. Er wusste, dass „die Träger ganz stark nach Lösungen suchen. Auch Spenden können noch reichlicher fließen". Auf der Hand liegt natürlich, die Kosten zu senken, wie mehrfach aus der Runde angemerkt wurde: „Gelingt es durch die Anmietung anderer Räume zum Beispiel die Ausgaben für die Miete zu senken?" Irle hielt dagegen, dass der „Standort viel für sich hat, obwohl es oft sehr eng ist, weil wir ständig wachsen". Für sie ist jedoch der „Standort nicht so zwingend".Das MGH besuchen laut Irle 60 bis 70 „meist ältere" Menschen pro Tag, die vielfach über „einen kleinen Geldbeutel" verfügten. Die Quote der Stammgäste liege bei 40 Prozent, die der Besucher aus Altenkirchen bei 50 Prozent. Das Geschehen spielt sich in der Parterre des Hauses Wilhelmstraße 10 auf 140 Quadratmetern ab. Neben dem umfangreichen Angebot, das sich während der Woche jeweils über den ganzen Tag erstreckt, treffen sich abends und an den Wochenenden Selbsthilfegruppen, Initiativen und Vereine in den Räumen. In der Hauskonferenz (einmal im Jahr) haben alle Akteure die Möglichkeit zur Mitbestimmung und Gestaltung. Volker Held


Ihre vier Söhne inspirierten sie zum Schreiben

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Horhausen/Güllesheim - Wenn Sonja Hauertmann in die Rolle des Nashorns schlüpft, dann wird es mucksmäuschenstill im Klassenraum. Rund 60 Kinder lauschen gespannt, wie Rhina bei einem Niesanfall plötzlich ihr Horn verliert. Mit verschiedenen Stimmen, viel Mimik und Bewegung lässt Hauertmann ihre eigene Kindergeschichte vor den Augen der Zweitklässler der Glück-Auf-Grundschule lebendig werden bis hin zum lautstarken „Hatschi", bei dem die kleinen Zuhörer mindestens bis Reihe drei in Erwartung mehrerer feuchter Ladungen Nashornschleim zurückweichen.

„Es macht mir einfach unheimlich viel Spaß", verrät die Autorin nach der Lesung. Das können auch die Kinder so unterschreiben, drängelten sie sich doch noch lange nach Ende der Geschichte um die Güllesheimer Autorin, löcherten sie mit Fragen über Nashörner und Erkältungskrankheiten. Hauertmann selbst ist erst spät zum Schreiben gekommen, „Als das Nashorn Schnupfen hatte" ist ihr erstes Kinderbuch. „Die Geschichte gibt es in unserer Familie schon lange. Ich habe vier Söhne, und sie wissen doch, wie Männer leiden, wenn sie krank sind", erzählt sie lachend – eben so krank und jämmerlich wie das Nashornmädchen Rhina. Hauertmanns Kinder sind nun aus dem Gröbsten raus, ihr jüngster Sohn ist 19 Jahre. Nun hat die 53-Jährige endlich Zeit, ihre kreative Ader auszuleben. Und so setzte sie sich vor zwei Jahren hin und schrieb die Geschichte auf. Ihre Freundin Ute Nuhn, eine Illustratorin aus Bonn, lieferte gleich noch die tollen Zeichnungen. „Ich habe dann die großen Verlage angeschrieben, aber da hieß es immer nur ,Das passt nicht in unser Verlagsprogramm'", erinnert sie sich. Erst durch einen Besuch auf der Leipziger Buchmesse wurde sie auf den in Vechta sitzenden kleinen Geest-Verlag aufmerksam. Dort fiel ihre Buchidee auf fruchtbaren Boden. Zum ersten Mal vorgestellt hat die Autorin ihr Werk beim diesjährigen Blumenmarkt in Horhausen, die Lesung vor der Schulklasse war ihre Premiere vor Zielpublikum. Hauertmann hat sich auf diesen Auftritt in der Schule besonders vorbereitet. Sie fuhr extra zum Kölner Zoo und informierte sich dort über Nashörner. Nun kann sie den Kindern nicht nur ein fantasievolles Märchen vorstellen, sondern auch noch deren Horizont über die Tierwelt erweitern. So wissen die Kinder nun, welches Futter Nashörner zu sich nehmen, wo sie leben, warum sie vom Aussterben bedroht sind und auch, wie deren Dung aussieht. Denn zum Anschauungsunterricht gehört für Hauertmann natürlich auch Anschauungsmaterial. Und so ist sie sich auch nicht zu fein dafür, einen alten Windeleimer zur Transportbox für Nashornsch... umzufunktionieren – sehr zur Freude der Kinder. Solche Schulbesuche möchte die Güllesheimerin nun öfter machen, zum einen, um ihr Buch zu promoten, zum anderen aber, weil sie schon immer gern unterrichtet und mit Kindern gearbeitet hat. Dabei kommt der gebürtigen Kölnerin auch ihr Studium der Theaterwissenschaften zugute, ebenso natürlich ihr vielfältiges elterliches Engagement in der Zeit, als ihre Söhne noch klein waren. Bereits in der Zeit, als sie mit ihrer Familie noch in Bonn lebte, war sie in verschiedene Elternprojekte eingebunden, als sie 1995 in den Westerwald zog, leitete sie etwa eine Unicef-AG an der IGS, und zwar so erfolgreich, dass die Schülergruppe zur Preisvergabe Jugendoscar der Unicef eingeladen wurde. Alles also gute Voraussetzungen, um nun an verschiedenen Schulen in der Region Workshops in Verbindung mit Lesungen anzubieten. Dabei ist „Als das Nashorn Schnupfen hatte" sicher nicht ihr letztes Buchprojekt. Auf dem Schreibtisch ihres Verlages ruht bereits ein fertiger Roman, diesmal für erwachsene Leser. Auch weitere Kindergeschichten hat sie im Kopf. Vor diesem Buch war von ihr bereits „Benno und Friedrich Wilhelm Raiffeisen" erschienen, ein kleines Heftchen, das Kindern den großen Genossenschaftsgründer näherbringen soll. Sie selbst tut das für Groß und Klein auch noch jeden ersten Sonntag im Flammersfelder Raiffeisenhaus, wo sie ehrenamtlich Führungen macht. Und wer Zeit hat und dort vorbeischaut, der kann Hauertmann vielleicht einmal lieb bitten, später noch in die Rolle des verschnupften Rhinos zu schlüpfen – mit einem lauten „Hatschi" wird sie dieser Bitte sicherlich gern nachkommen. Sonja Roos

Wer im Glashaus sitzt...

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Flammersfeld - Jürgen und Ingeborg Heermann haben jahrelang nach ihrem Traumhaus gesucht. Hell sollte es sein, viel Natur, am liebsten ein großer Wintergarten, alles sollte sich auf einer Ebene befinden. So ein Traumhaus fand sich aber für das damals in Dortmund lebende Paar nicht an der nächsten Ecke.

Sie liebäugelten daher sogar mit dem Ausland: Griechenland oder Italien vielleicht. Doch dann wurde daraus der Westerwald. „Wir haben einen Tag vor Heiligabend 2007 das Angebot im Internet entdeckt", erinnert sich Jürgen Heermann. Der 69-Jährige Flugingenieur hat zwar keine Ahnung, wo er Flammersfeld auf einer Landkarte suchen müsste, aber er ist flexibel. Seit er nicht mehr in der Luft mit seinem Fachwissen unterwegs ist, sondern am Boden als externer Berater, freier Autor, Lehrer und Redner, ist er an keinen Ort mehr gebunden, ebenso wie seine Frau. Die beiden machten sich am zweiten Weihnachtstag auf den Weg. „124 Kilometer eine Strecke", merkt Jürgen an und seine Frau gibt noch zu: „Er muss immer alles berechnen, da kommt er aus seiner Haut nicht raus." Die beiden verfransen sich mehrmals, stehen irgendwann am anderen Ende von Flammersfeld, entdecken aber schon von Weitem die im Ort wohl bekannten Glashäuser. „Keiner von uns hat ein Wort gesagt, wir wusste in dem Moment, es wird wahr", erinnert sich Ingeborg Heermann. Überwältigt von der Tatsache, dass sie ihrem Traum zum Greifen nah sind, sagen die beiden den Besichtigungstermin erst einmal ab. Eine Entscheidung, die mancher merkwürdig finden mag, für die beiden war aber klar, es geht hier gar nicht mehr um die exakten Innenmaße oder die Ausstattung. Es geht um das Gesamtpaket, um das außergewöhnliche Haus im Glashaus und das Bauchgefühl, das sagt: Hier sind wir angekommen. Nach einer schlaflosen Nacht sagen die beiden dem verdutzen Makler zu, ohne noch einmal im Haus gewesen zu sein. Bereut haben sie es bis heute nicht. Das merkt man gleich, wenn man reinkommt.Allerdings ist das Reinkommen für Fremde schon schwierig. Als erstes fällt auf, das an der Tür die Klinke fehlt. „Das mussten wir machen. Ortsfremde kamen öfter mal hier reinspaziert, weil sie dachten, wir wären eine Gärtnerei", erzählt Jürgen Heermann. Das Glashaus, das ihr Wohnhaus komplett umschließt, ist eines ähnlich derer, die Gartenbaumärkte beherbergen. Massiv, ausgerichtet für menschliche Bewohner – angefangen von der Schneelast fürs Dach bis hin zur Belüftung. Rund 300 Quadratmeter hat die Außenhülle, die eigentliche Wohnfläche beträgt 145 Quadratmeter. Der Erbauer und ursprüngliche Bewohner hatte – welche Überraschung – ein Gartenbauunternehmen und fand die Inspiration für das Haus quasi bei der Arbeit.Im Glashaus selbst ist es kuschelig warm, obwohl an diesem kalten Maitag die Sonne kaum scheint, vielmehr nach einigen Minuten sogar der Regen anfängt, auf die vielen Scheiben zu prasseln. „Und trotzdem sitzt man mitten in der Natur", schwärmt Ingeborg Heermann, während sie Kaffee auf den großen Tisch stellt. Hinter ihr wachsen ein Feigen- und ein Olivenbäumchen in die Höhe, in den Beeten wuchern diverse Blüh- und Grünpflanzen. „Wir haben schon in unserem alten Haus einen kleinen Wintergarten gehabt, aber das ist natürlich nichts gegen das hier", sagt Jürgen Heermann nicht ohne Stolz. Wird es zu warm, lässt er automatisch reflektierende Aluminiumtücher aufziehen, die Schatten spenden. Wollen die Heermanns frische Luft, werden einzelne Scheiben oder auch schon mal das ganze Dach geöffnet. „Wir werden grundsätzlich drei Dinge gefragt: Wer putzt die Fenster? Wird es im Sommer nicht zu warm, und wie viele Vögel verenden an den scheiben?", fasst Heermann das Interesse der Leute zusammen. Nun, zum Thema Fensterputzen: Nachdem die Heermanns eine Zeit lang eine Fachfirma beschäftigten, sehen sie es jetzt ganz sportlich und machen es selbst. „Andere gehen halt in die Muckibude", lacht er. Er fügt aber auch zu: „Wer meint, es müsse jeden Freitag die Fenster putzen, der sollte lieber die Finger davonlassen."Zur Wärme kann der Ingenieur auch genaue Angaben machen – natürlich. „Mein Mann hat hier überall Messgeräte für Feuchtigkeit und Temperatur. Daher wissen wir, dass im Sommer meist nur ein minimaler Unterschied von drei Grad im Glashaus herrscht", sagt Ingeborg Heermann. Dafür ist aber das eigentliche Haus, das Herzstück im Inneren des Glashauses, optimal temperiert. Die Heermanns lassen einfach die ganze Nacht die Türen des Innenhauses auf, so ist morgens alles gut ausgekühlt. Im Winter wärmt es sich dafür schön auf. Heizkosten? Minimal. Der Innenbau ist rein aus ökologischen Materialien, kein Bauschaum, keine Dachfolien, dafür roter Lehmputz innen wie außen, dazu sieben Türen und viele Fenster, die wiederum das Licht vom Glashaus aufnehmen. Über den Heermanns: nur der Himmel. Und beim Thema Vögel, da ist Jürgen Heermann selbst etwas erstaunt. „Es passiert wirklich äußerst selten, dass mal ein Vogel gegen das Glashaus fliegt, weniger, als im alten Haus an die normalen Scheiben. Vielleicht liegt das an der ungewöhnlichen Bauart", mutmaßt er. Diese ungewöhnliche Bauart spiegelt sich bis ins Kernstück, das eigentliche Wohnhaus wider, denn es ist rund. weil rund. Die Heermanns mussten sich viele Möbel und Schränke anfertigen lassen. Beide sind heute noch von den heimischen Handwerkern begeistert, die Küche und Aufbewahrungswände zimmerten.Und auch die Familie der Heermanns hat Gefallen am neuen Domizil der beiden und damit auch am Westerwald gefunden. Ihr Bruder mit Frau sucht nun auch nach einem Traumhaus. Leider ist das zweite Haus im Glashaus gleich nebenan schon vergeben. Sonja Roos

Migrationsbüro schließt Ende Juni

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Altenkirchen - Das Migrationsbüro des Deutschen Roten Kreuzes in Altenkirchen schließt zum 30. Juni seine Pforte. Damit geht eine Ära auch für Sozialarbeiter Manfred Mertens (52) zu Ende, der seit Jahresbeginn 2005 die Geschicke dieser Anlaufstelle gelenkt hat. Letztendlich zwingen gestiegene Kosten den DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz, von dieser Dienstleistung in der Kreisstadt abzurücken. Widerstand gegen den Schritt ist bereits angekündigt: In einem Offenen Brief unter Federführung von Sprachpartner-Mitinitiatorin Erika Uber soll deutlich gemacht werden, dass Migrationsberatung in diesem Teil des AK-Landes dringend vonnöten ist.

Adressanten sollen nicht nur das DRK, sondern auch Politiker jeglicher Couleur und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sein. Schlusssatz des Schreibens: „Wir fordern möglichst bald eine Stelle ,Migrationsberatung im Raum Altenkirchen' mit ausreichender Stundenzahl."„Die Schließung ist Ende des Jahres 2012 beschlossen worden", sagte Thomas Rüdesheim, Referent für Integration und Migration beim DRK-Landesverband in Mainz. Der Eigenmittelanteil sei zu hoch geworden, „allgemeine und Lohnkosten sind deutlich gestiegen". Dennoch wird der Kreis Altenkirchen kein weißer Fleck auf der Landkarte, was die Beratung von Menschen unterschiedlicher Nationalität, die sich im AK-Land niederlassen wollen, betrifft. Der Caritasverband in Betzdorf offeriert weiterhin diese Leistung. Die Stelle in Altenkirchen wurde auch mit Bundesmitteln finanziert. Diese Unterstützung wird gleichfalls eingestellt.Laut Rüdesheim sei der Zuzug von Menschen aus dem Ausland in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, nachdem er im Jahr 2000 beispielsweise auf einem hohen Niveau gelegen habe. Ein Beweis dafür sei auch das damals gut frequentierte Übergangswohnheim in Altenkirchen (in der Nähe des Krankenhauses) gewesen, das als eines der Letzten überhaupt geschlossen worden sei. Genaue Zahlen, die die Arbeit von Mertens verdeutlichen, nannte Rüdesheim nicht. Er sprach lediglich von Kontakten „im unteren dreistelligen Bereich" pro Jahr. Altenkirchen sei jedoch nicht das einzige Migrationsbüro, das seine Arbeit einstelle. Bundesweit seien schon viele geschlossen worden. „Mertens hat sehr gute Arbeit geleistet", fügte er hinzu, das DRK habe ihm eine andere Stelle im Westerwald angeboten. Ob er diese Offerte annimmt, weiß Mertens selbst noch nicht. Es könne sein, dass er sich „in eine andere Richtung orientiere". Jedenfalls betreut er noch bis zur Jahresmitte das Büro, das bereits seit Februar im DRK-Seniorenheim im Leuzbacher Weg und nicht mehr im Komplex Kiry in der Wiedstraße untergebracht ist. Die Klienten von Mertens wurden entweder per Telefon oder schriftlich über das Aus informiert und darauf hingewiesen, welche Stellen adäquate Ansprechpartner für die Lösung von Problemen sein könnten. „Wir müssen die Leute jetzt allein ihren Weg gehen lassen", ergänzte Rüdesheim.Einer breiteren Öffentlichkeit ist das Migrationsbüro in Altenkirchen durch die Organisation der Sprachpartnerschaften bekannt geworden. Vor sieben Jahren hatten Mertens und Uber das Projekt aus der Taufe gehoben. Seit 2006 trafen und treffen sich regelmäßig Deutsche und Migranten, um miteinander die deutsche Sprache einzuüben, die andere Kultur kennenzulernen – und sich dabei selbstverständlich auch anzufreunden. Alle zwei Monate kommen die Sprachpartner zu einem Stammtisch zusammen, um über ihre Erfahrungen zu berichten. Zum 1. Juli übernimmt wahrscheinlich das Diakonische Werk die Rolle des DRK als federführende Institution.„Wir haben perfekt zusammengearbeitet. Es war eine sehr gute Ausgangslage", bilanzierte Uber die Kooperation mit Mertens. Sie sieht durch die Schließung der Beratungsstelle die Basis für die Sprachpartnerschaften in Gefahr. „Die Migranten kommen zu Mertens, er spricht sie an und kann sie auf diesen Aspekt aufmerksam machen. Das fällt jetzt weg", bedauerte Uber, „da wird was fehlen. Wir haben ein wunderbares Netz geschaffen, das jetzt zu kippen droht." Sie machte deutlich, dass es nach wie vor Flüchtlingsberatung und Jugendmigrationshilfen gebe, „aber allgemeine Aussiedler haben keinen Fachmann mehr, der ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht." Zum Abschied von Mertens richten die Sprachpartner am Dienstag, 21. Mai, 18 bis 20 Uhr, einen besonderen Stammtisch im Martin-Luther-Saal unterhalb der Christuskirche in Altenkirchen aus. Mit einem Fest wollen sich die Akteure von Mertens verabschieden. Mitgebracht werden sollen Dinge, die sich auf einem Büfett gut machen. Natürlich setzen die Organisatoren auch auf die kulturelle Vielfalt der Gäste, die mit Darbietungen in Deutsch oder ihrer Heimatsprache die Vielseitigkeit der Bevölkerung rund um Altenkirchen unterstreichen sollen. Volker Held

Aufklärungsquote wenig verändert

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Kreis Altenkirchen - Nach wie vor werden im Kreis Altenkirchen rund zwei Drittel aller Kriminalitätsfälle gelöst: Das weist die Statistik der Polizeidirektion (PD) Neuwied für das Jahr 2012 aus, die am Donnerstag vorgelegt worden ist. Die PD ist für die Kreise Altenkirchen und Neuwied zuständig. 7987 Straftaten (2011: 8216) wurden im Land an Sieg und Wied registriert.

Die Aufklärungsquote lag bei 67,5 Prozent (65,9). Aus dem Dienstgebiet der PI Altenkirchen fanden 2329, aus dem der PI Betzdorf und der PW Wissen 5454 Fälle Eingang in die Bilanz. Im Unterkreis wurden 65,9 Prozent der Vorkommnisse geklärt; im Oberkreis waren es 69,0 Prozent (65,3). Die Beamten der Kriminalinspektion (KI) Betzdorf bearbeiteten 1951 (1911), die der PI Altenkirchen 1901 (2183) und die der PI Betzdorf und der PW Wissen 3535 (3488) Fälle. Der Rest bis zur Gesamtzahl lag in Händen übergeordneter Dienststellen.Das Minus von 229 Fällen (- 2,8 Prozent) bei der Gesamtzahl der Straftaten führten die Statistiker in erster Linie auf die Rückgänge im Bereich des einfachen Diebstahls (1432 nach 1529) und bei Sachbeschädigungen an Straßen und Wegen (1997 nach 2188) zurück. „Dem gegenüber steht das Plus um 81 von 619 auf 700 Fälle beim schweren Diebstahl", hieß es in der Analyse. Bei den Sexualdelikten notierten die Beamten mit 83 Fällen vier weniger als in den vergangenen zwölf Monaten. Während der polizeilichen Arbeit ergab sich jeweils ein Tatverdacht gegen 1193 (1417) Menschen im Dienstgebiet der PI Altenkirchen und gegen 2453 (2547) für den Bereich Betzdorf/Wissen. Männer bleiben gegenüber Frauen klar in der Überzahl: Für Altenkirchen lautete das Verhältnis 903:290 (1064:353) und für Betzdorf/Wissen 1018:645 (1866:681). Der Anteil nichtdeutscher ermittelter Straftäter wurde für Altenkirchen mit 11,7 (12,1) und für Betzdorf/Wissen mit 12,3 (13,0) Prozent beziffert. Rund um die Kreisstadt stieg die Zahl der Kinder, die als Täter infrage kamen, auf 51 (42), im nördlichen Teil des AK-Landes sank sie auf 85 (107). Jungen und Mädchen bis 14 Jahre gelten für die Polizei als Kinder. Mit 454 (495) Fällen wies die Rauschgiftkriminalität eine leicht fallende Tendenz auf. Im Vergleich zum Vorjahr aber starben im Bereich der KI Betzdorf zwei Menschen am Drogenkonsum. Ein Jahr zuvor war es keiner gewesen. Volker Held

VG Daaden setzt wieder auf die Triolösung

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Daaden - Die von der Landesregierung verkündete Zwangsfusion der Verbandsgemeinde Daaden mit der Stadt Herdorf findet auf beiden Seiten weiter kaum Fürsprecher. Der VG-Rat Daaden verabschiedete – gegen sechs Stimmen aus Reihen der SPD – ein Beschlusspaket zur Gebietsreform: Darin wird die Zwangsfusion mit Herdorf abgelehnt, eine Dreierlösung mit Herdorf und der VG Gebhardshain indes grundsätzlich befürwortet. Zudem will man in Daaden mit Blick auf das Anhörungsverfahren und eine mögliche Verfassungsklage ein Anwaltsbüro hinzuziehen. Ein Bürgerbegehren wird es derweil zumindest vorerst nicht geben. Die CDU-Fraktion zog ihren Antrag nach Verhandlungen im Ausschuss zurück. Allerdings könnte später noch auf dieses Instrument zugegriffen werden.

Eingangs der Debatte hatte Bürgermeister Wolfgang Schneider an die „für uns überraschende Mitteilung“ des Innenministeriums am Tag des Besuchs von Minister Roger Lewentz (SPD) in Daaden Anfang vergangener Woche erinnert. Demnach ist ein Aufschub der für Juli 2014 vorgesehenen Fusion auf 2019 möglich – vorausgesetzt, die Partner stimmen einer „Hochzeit“ bis zum 31. August 2013 per Ratsbeschluss zu. „Wichtig für uns: Der Minister hat erstmals unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bestätigt. Somit würden wir unter die Ausschlussregelung fallen“, sagte Schneider.
Lewentz hatte in Daaden erklärt, die Landesregierung halte grundsätzlich an ihren Fusionsplänen fest. Bei der Entscheidung sei letztlich nicht die Finanzkraft der VG Daaden ausschlaggebend gewesen, sondern der „Problemfall“ Herdorf. Die Stadt, so Lewentz, stelle auf Dauer eine deutlich zu kleine Verwaltungseinheit dar. Ein Dreierverbund mit Gebhardshain wiederum würde, so der Minister, eine zu dominante Rolle im Kreis einnehmen. Gleichwohl hatte er die theoretische Möglichkeit einer solchen Variante offengelassen.
Die Situation, was ist und was werden könnte, ist für die betroffenen Kommunen nach den jüngsten Entwicklungen kaum überschaubarer. Und so kam es auch, dass das Votum in Daaden diesmal nicht einmütig ausfiel: 16 Ja-Stimmen standen am Ende sechs Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen aus Reihen der SPD entgegen. Man könne manche Formulierungen so nicht mittragen, hatte deren Sprecher Walter Strunk zuvor wissen lassen – unter anderem war im Beschlussvorschlag die Rede von der „nach langen Kämpfen errungenen Unabhängigkeit Herdorfs“. Grundsätzlich sei man für eine Fusion mit Herdorf, strebe aber die Triolösung als die praktikabelste an. Außerdem wolle man, Stand jetzt, „noch keinen Blankoscheck für anwaltliche Hilfe ausstellen“.
Bei CDU, FWG und FDP war man sich indes einig, dass man nun handeln muss. „Wir müssen diesen Weg beschreiten“, erklärte Manfred Rosenkranz (CDU), „wenn die Fusion allein mit Herdorf zustande kommt, leisten wir dort später Entwicklungshilfe.“ Auf Vorschlag der CDU soll daher über die Dreierlösung auch in den Ortsgemeinderäten diskutiert werden.
„Ich halte nichts davon, heute hier den Mund zu spitzen, aber nicht zu pfeifen“, betonte auch Hans-Artur Bauckhage (FDP). Man müsse klar auf das verweisen, was das Land selbst an Kriterien auferlegt hat. Es gehe letztlich um Kostenersparnis und Einwohnerzahlen. „Und hier liegen die Probleme eindeutig in Herdorf und nicht in Daaden.“ Herdorf sei das „klassische Beispiel dafür, dass eine Reform grundsätzlich notwendig ist.“
Bauckhage sprach sich dafür aus, dass die VG notfalls den Klageweg beschreitet, „oder man lässt es über sich ergehen. Das sollten wir nicht tun.“ Er verwies zudem auf die ungeklärte Frage nach dem künftigen Verwaltungssitz einer fusionieren VG. Für ihn steht außer Frage: „Neun Ortsgemeinden hier, eine da. Das Rathaus muss in Daaden bleiben.“ Kein Verständnis konnte Bauckhage für Lewentz' Argumentation gegen die Dreierlösung aufbringen: „Wenn er sagt, diese sei zu dominant , müsste der die Verbandsgemeinden Kirchen und Montabaur sofort auflösen.“
Günter Knautz (FWG) forderte, dass man weiter auf die Triolösung pochen sollte. Schließlich sei diese laut Gutachten die bestmögliche. „Die schlechteste können wir unseren Bürgern nicht zumuten. Sollte sie das Land dennoch gegen den Willen der Räte und Bürger durchdrücken, müssten wir klagen.“
Bürgermeister Schneider hatte zuvor verdeutlicht, dass eine Fusion mit Herdorf „weitreichende Folgen für die Ortsgemeinden und jeden einzelnen Bürger“ des Daadener Landes haben könnte – etwa was Kosten für Wasser und Abwasser oder einzelne Steuern anbetrifft. Und er hatte klargemacht, dass die Zeit drängt: Der von Lewentz in Daaden vorgestellte „Fahrplan“, wonach die Gesetze zur Gebietsreform schon im Herbst vom Landtag verabschiedet werden sollen, sei nämlich „durchaus realistisch“. Daniel Weber

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