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Channel: Newsletter der Rhein-Zeitung: Wirtschaft in Rheinland-Pfalz
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Milder Winter löst kaum Frühlingsgefühle aus

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Kreis Altenkirchen - Kommt Väterchen Frost noch, oder lässt der Frühling bald schon sein blaues Band flattern?

Diese Frage ist gar nicht so abwegig angesichts des viel zu milden Dezembers, grüner Weihnacht und Januartagen mit fast frühlingshaften Plusgraden. Die Natur spielt aber noch nicht total verrückt. Auch wenn die Temperaturen aus der Reihe tanzen, lassen sich Pflanzen und Tiere im AK-Land nur begrenzt auf das Spiel ein. Schließlich ist die winterliche Jahreszeit noch lange nicht vorbei. Eine Bauernregel zum heutigen 10. Januar besagt jedenfalls: Ist der Paulustag gelinde, gibt's im Frühjahr raue Winde.

Auf den Äckern in der Region hat das milde Wetter nicht zu einem ungewöhnlichen Wachstumsschub gesorgt. Wintergetreide und Raps – beides wurde bereits im vergangenen Jahr eingesät – haben sich nach Auskunft von Georg Groß, Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau, gut entwickelt und könnten einen Wintereinbruch mit Schnee und Eis gut überstehen. Schädlich könnte sich allenfalls ein Kahlfrost auswirken, wenn keine Schneedecke die jungen Pflänzchen vor eisigen Minusgraden schützt. „Normalerweise ist der Februar der Schneemonat", sagt Groß. „Aber keiner weiß, was kommen wird", blickt er eher gelassen auf die Wetterlage. Als Landwirt könne man ohnehin erst an Allerheiligen sagen, wie das Jahr war. Dass er in seinem Beruf mehr als viele andere dem Wettergeschehen ausgeliefert ist, nimmt er als Selbstverständlichkeit hin. „Wenn ich mich entschließe, diesen Beruf zu ergreifen, muss ich mich der Natur und dem Wetter stellen."Mehr Kopfzerbrechen als die Witterung bereiteten ihm eher die ständig neuen Verordnungen, die Buchführung und Dokumentationen, die von den landwirtschaftlichen Betrieben verlangt werden.

Wer in diesen Tagen eine Biene summen hört, muss sich nicht verwundert die Augen reiben. Bei Temperaturen von 10 bis 12 Grad sei es durchaus möglich, dass einzelne Bienen den Stock für einen Rundflug verlassen, erläutert Walter Schmal, Vorsitzender des Kreisimkerverbands Altenkirchen. „Bienen halten keinen Winterschlaf", erklärt der Imker. Egal, wie das Wetter draußen ist, sind die Insekten auch im Winter wach und erhalten die Temperatur im Stock aufrecht, indem sich das ganze Volk zu einer sogenannten Wintertraube zusammenballt, deren Kerntemperatur auf kuscheligen 25 Grad gehalten wird. In milden Wintern sei es nicht ungewöhnlich, dass die Bienen im Stock schon kurz nach Weihnachten mit einem Brutfeld beginnen. Wenn dann – wie in diesen Tagen vereinzelt zu beobachten – die Haselblüte einsetzt und somit die erste Pollennahrung verfügbar ist, würde das Brutgeschäft der Bienen stärker in Gang kommen, was wiederum riskant werden könnte, falls dann doch noch frostige Tage kommen. „Dann geht die Brut kaputt, und das Volk wird geschwächt", sagt Schmal. Besser wäre es für die Bienen, wenn bis Mitte/Ende Februar um die null Grad sind. Dann kommen sie gar nicht erst in Versuchung, den Stock zu verlassen, und können im Frühlingsmonat März so richtig mit ihrem Brutgeschäft loslegen.

Die Pflanzenwelt in der Region zeigt nach Beobachtung von Gärtnermeister Harald Schürg aus Wissen deutliche Reaktionen auf die milden Wintermonate. „Die Knospen schwellen, das Gras ist grün, und die Zwiebelgewächse treiben. Die Kätzchen von Haselnuss und Weide sind schon relativ weit", stellt er fest. „Die Knospenbildung ist 14 Tage vorgezogen." Für Gewächse wie die Zierkirsche, die schon Blüten angesetzt haben, könne das bei einem Frosteinbruch fatal werden, denn dann würden die Blüten erfrieren. Frostschäden wären bei einem Kälteeinbruch auch bei Obstgehölzen zu befürchten, die bei frühlingshaftem Wetter schon beginnen, zu treiben und Wasser zu ziehen. „Bei Frost kann dann die Rinde aufplatzen", erklärt Schürg. Die Gärtner können das Wetter allerdings recht gut nutzen. Sie können Pflanzen umsetzen oder Bäume beschneiden. Aber Schürg rechnet doch noch damit, dass der Winter, wenn auch verspätet, Einzug hält: „Die kalte Welle wird noch kommen."

In den Wäldern rund um Altenkirchen ist noch Winterruhe angesagt, sagt Franz Kick, Leiter des Altenkirchener Forstamts. Dafür hat die milde Witterung dort andere Auswirkungen. „Unser Hauptproblem sind die aufgeweichten Böden und Wege", sagt Kick. Das erschwere das Holzrücken und den Abtransport des Holzes. Die Vogelwelt in der Region scheint mit den Plusgraden gut zurechtzukommen. Diese Vermutung lässt laut Jonas Krause-Heiber, Leiter der Nabu-Regionalstelle Westerwald, das vorläufige Ergebnis der Zählaktion „Stunde der Wintervögel" zu. Danach wurden bis jetzt bis zu 10 Prozent weniger Vögel gezählt als im Vorjahr. Allerdings haben sich nach dem aktuellen Zwischenstand erst rund 45 000 Personen (2013: 93 000) an der Vogelzählung beteiligt, und Meldungen können noch bis Dienstag, 14. Januar, im Internet unter www.nabu.de abgegeben werden.

Der milde Winter könnte eine Erklärung dafür sein, dass die Beobachter in diesem Jahr bisher weniger Vögel gezählt haben als 2013. Das muss nämlich nicht heißen, dass es weniger Vögel gibt. „Die Temperaturen sind so mild, dass die Vögel in der Natur noch genug Nahrung finden und nicht in die Gärten an die Futterhäuschen kommen", zieht Krause-Heiber in Betracht. Die Kohlmeisen lassen sogar schon den typischen Gesang hören, mit dem sie ihr Revier behaupten. Das muss allerdings nichts heißen. Wenn das Wetter doch noch frostig wird, legen die Meisen ihr Revierverhalten auf Eis und verlegen sich wieder verstärkt aufs Fressen, um den Winter zu überleben. Krause-Heiber: „Jedes Gramm Fett oder Energie zählt." Ulrike Fritscher


Von knurrigen Verkäufern und virtuellen Schuhen

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Kreis Altenkirchen - Kauf lokal. Mit diesem Slogan hatten wir eine große Artikelserie versehen. Bis heute gibt es darauf Reaktionen.

Jeder, wie er will

Von Silvia Patt

Nicht etwa, dass jeder hochzufrieden war (wäre auch das erste Mal in meiner 30-jährigen Laufbahn gewesen): "Nützt ja doch nichts", knurrten einzelne Verkäufer. Nun gut, die treiben mit ihrer ewig schlechten Laune sowieso auch den letzten treuen Kunden noch ins Internet. Manche Leser fühlten sich aber auch von uns an den Pranger gestellt, weil sie schon mal online gekauft haben. Alles Quatsch! Jeder kauft, wo er will, basta! Aber die möglichen Folgen sollte man schon kennen. Und dafür war die Serie da.

Alles, nur kein Schrei

Ich bin selbst ein Anhänger des Kaufs im kleinen Laden vor Ort. Große Ketten und das Internet finden meine Gnade nur, wenn es die Sachen beim Einzelhändler in der Nähe nicht gibt. Das hat mit Einsatz fürs Gemeinwohl weniger zu tun als mit Selbstverteidigung: Ich denke im Traum nicht daran, Leute zu unterstützen, deren Slogans "Schrei vor Glück!" oder "So muss Technik!" heißen.

Nichts, wie man denkt

Was meine Leser am besten an mir kennen - Besserwisserei mit Hang zum Missionieren - ist schlecht für meine Freunde. "Warum hast du das im Internet bestellt und nicht bei Müller & Co?" Oder: "Ja, günstig. Aber weißt du, wie die ihre Leute bezahlen!?", verhöre ich sie hochnotpeinlich. In letzter Zeit Ernüchterung: Viermal habe ich selbst Sachen im Internet bestellt (vor Ort nicht zu kriegen), zweimal hatten Freunde gute Produkte zum guten Preis bei vollem Service von seriösen Firmen erhalten. Und dreimal - nicht zu fassen! - musste ich Bekannten Recht geben, dass sie Läden verlassen und sich an den PC gesetzt hatten: Sie waren von geschminkten Verkäuferinnen gar nicht, unwilligen Mitarbeitern schlecht bedient worden oder an der Bürokratie gescheitert.

Keiner, der sich sicher ist

Wie schön, dass ich wenigstens einmal recht behielt: Die Kollegin orderte und zahlte, die Ware blieb aber virtuell. Okay, wer Schuhe in China bestellt ... Schön auch dies: Kriegt die Redaktion nach der Verwendung des Begriffs "Online-Auktionshaus Ebay" die Information, dass Neuware zum Festpreis 71 Prozent des Handelsvolumens ausmacht und wir bitte "Online-Marktplatz" verwenden sollen. So lange Ebay einer Lokalredaktion schreibt, ist nicht alles verloren ...

Neujahrsempfang der Kreissparkasse: Knubbelvoll in der Kundenhalle

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Altenkirchen.Die Kreissparkasse Altenkirchen hatte zu ihrem Neujahrsempfang eingeladen - und alle sind gekommen.

Alle waren sie da: die Abgeordneten, die Bürgermeister, die Vertreter der Wirtschaft, die Kunden, die Funktionäre diverser Verbände. Wenn die Kreissparkasse Altenkirchen zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang einlädt, dann wird's in der Kundenhalle der Zentrale in Altenkirchen knubbelvoll.

Und so gaben sich die zahllosen Gäste aus dem Kreis Altenkirchen auch am Freitagabend ein munteres Stelldichein, trafen alte Bekannte wieder, wünschten sich ein gutes neues Jahr und unterhielten sich bis in den späten Abend hinein. Dr. Andreas Reingen, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, nutzte die Gelegenheit, einen kurzen Blick zurück und voraus zu wagen. Mit dem zurückliegenden Jahr könne man ganz zufrieden sein – besonders das Immobilienfinanzierungsgeschäft machte der Chefetage der Sparkasse große Freude. Allerdings sagte Reingen auch mit Blick auf die Situation in Europa, die Krise sei nicht weg, man habe sich nur an sie gewöhnt.

Fotos: Heinz-Günter Augst

Verlässt Dr. Markus Wingendorf MVZ in Betzdorf?

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Betzdorf - Schon lange gibt es Gerüchte, dass der Orthopäde Dr. Markus Wingendorf das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Betzdorf-Kirchen verlassen wird. Hintergrund sind Auseinandersetzungen mit der Diakonie in Südwestfalen als Träger des MVZ.

Wingendorf, der in Betzdorf früher eine eigene Praxis hatte, ist im MVZ Angestellter. Die neue MVZ-Geschäftsführerin Bärbel Arwe, heißt es, wolle nun vor einem Ablauf von fünf Jahren Vertragsänderungen haben – zum Nachteil Wingendorfs.
Die Folge, und das kam am Montag auf den Tisch von Wingendorf, ist, dass Mitarbeiterinnen kündigen. Am Montag erhielt er binnen kurzer Zeit die zweite Kündigung einer Fachkraft. Eine weitere wurde nach Siegen versetzt. „Nun muss er bald den Gips den Patienten selbst anlegen“, sagt sein Freund und Berater Paul Eisel aus Offhausen. Er bestätigt, dass es Forderungen von der Diakonie beziehungsweise der MVZ-Geschäftsführung gebe, dass der bestehende Vertrag mit Wingendorf, der bis Ende 2015 gilt, aufgehoben und durch andere Bedingungen ersetzt werden soll. Als Hintergrund vermutet Eisel, dass das MVZ finanziell nicht so gut läuft. Details werden nicht genannt.
Aber die Stimmung unter den Vertragspartnern ist nicht gut. Eisel stellt aber klar, dass Dr. Wingendorf alles daran legen wird, dass es in der Region Betzdorf/Kirchen weiterhin eine sehr gute orthopädische Versorgung gibt. Sei es, wenn vernünftig miteinander geredet werde, weiter im MVZ Betzdorf-Kirchen oder aber indem der Orthopäde Wingendorf wieder in eigener Praxis tätig wird.
Die Diakonie in Südwestfalen will sich zu den Diskussionen nicht äußern. „Wir halten Verträge und führen keine Personaldiskussionen über die Presse“, sagt Hubert Becher, einer der MVZ-Geschäftsführer. „Das alles ist ein sehr sensibles Thema.“ Mit dem MVZ habe man auch Neuland betreten. Diakonie-Geschäftsführer Dr. Josef Rosenbauer sei hier Pionier gewesen. Seit 1. Oktober 2013 haben die Medizinischen Versorgungszentren der Diakonie in Südwestfalen eine eigene Geschäftsführerin. Rosenbauer und Becher sind dort aber auch weiter Geschäftsführer.
Die Kündigungen beim MVZ werden von Siegen nicht bestätigt. Es wird aber angemerkt, dass es beim medizinischen Personal schon immer Fluktuationen gegeben habe. Bestätigt wird, dass es Gespräche mit Wingendorf gibt. „Die führen wir aber nicht über die Presse“, sagt Becher noch einmal ausdrücklich. Betont wird von Becher und der neuen MVZ-Gechäftsführerin Bärbel Arwe, dass „das MVZ Zukunft hat“ (Arwe). Man wolle dort auch alle Angebote erhalten. Abschließend merkt Arwe an, dass Dr. Wingendorf ein hervorragender Arzt sei.
Gestern Abend gab es dann noch aus Siegen eine kurze schriftliche Stellungnahme der MVZ-Geschäftsführung: „Die Geschäftsführung des MVZ Betzdorf-Kirchen bestätigt, dass mit mit einem Facharzt seit einigen Wochen Gespräche über einen einvernehmlichen Aufhebungsvertrag geführt werden. Weitere Informationen gebe man nach entsprechender Einigung bekannt. Jedoch betone man schon jetzt, dass die Spezialisierung des Medizinischen Versorgungszentrums im S-Forum auf den Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie „nicht an eine Person gebunden sei“. Andreas Neuser

Hund reist allein im Zug von Siegen nach Siegburg

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Siegen/Siegburg - Einen nicht alltäglichen Einsatz haben am Donnerstagmittag Beamte der Bundespolizei in Siegburg erlebt. Sie nahmen einen Hund „in Gewahrsam", der im Regionalexpress 9 Siegen-Köln saß – allein, ohne Begleitung eines "Zweibeiners".

Gegen 12 Uhr eilten die Polizeibeamten zum einfahrenden Zug aus Siegen, um sich um den Hund zu kümmern. Zwischenzeitlich hatte eine Frau im Zug das herrenlose Tier fotografiert und die Aufnahme bei Facebook eingestellt, um den Besitzer ausfindig zu machen. Ihr Aufruf: „Wer kennt diesen Hund?"

So kam es letztlich zum Happy End für Hund und Herrchen, denn die „Ermittlungen" der Tierliebhaberin waren erfolgreich: Freunde des Besitzers erkannten den Hund und teilten der Frau im RE9 die Telefonnummer mit. Da die Zugreisende selbst in Eile war, informierte sie die Bundespolizei – so konnte diese sich in Siegburg des zutraulichen Tiers annehmen. Die Beamten nahmen Kontakt zu dem Besitzer auf und erkundigten sich dabei natürlich auch nach der mysteriösen Reise des Hundes. Es stellte sich heraus, dass „Reis" – so heißt der Ausreißer – in Siegen mit anderen Hunden im Park gespielt hatte und danach in Richtung Bahnhof gelaufen war. Dort war er dann offenbar, so heißt es im Pressebericht der Polizei, „instinktiv in den richtigen Zug eingestiegen, um durch die Siegburger Bundespolizei in Obhut genommen zu werden". daw

Forderung: Land soll Stegskopf sicherstellen

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Kreis Altenkirchen - Die Naturschutzverbände ziehen die Notbremse: Sie wollen verhindern, dass bei der Nutzung des ehemaligen Truppenübungsplatzes Daaden auf dem Stegskopf Fakten geschaffen werden.

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), der Naturschutzbund (Nabu) und die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie (GNOR) haben daher die „einstweilige Sicherstellung" bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) beantragt. Aufgeschreckt wurden die Naturschützer durch die Vermarktung eines Teilgeländes durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die 344 Hektar für die Errichtung von Windkraftanlagen anbietet und dazu bis zum 31. Januar Gebote erwartet (die RZ berichtete). Hier wird aus Sicht der Naturschutzverbände „ökologisches Tafelsilber verscherbelt". „Dieses Vorgehen ist umso mehr verwunderlich, als im neuen Koalitionsvertrag weitere Flächen für das Nationale Naturerbe vorgesehen sind", heißt es in einer Erklärung, die BUND-Landesvorsitzender Harry Neumann verbreitet hat.

Es ergebe keinen Sinn, Flächen, die als Nationales Naturerbe geeignet sind, Dritten für Windkraftnutzung anzubieten. In ihrem Antrag an den SGD-Nord-Präsidenten Ulrich Kleemann machen sich die drei Verbände für mehr Sorgfalt stark und beklagen eine „überstürzte Vorgehensweise". Eine einstweilige Sicherstellung für zwei Jahre ermöglicht aus ihrer Sicht „eine akute Gefahrenabwehr und eröffnet Zeiträume, damit das Unterschutzstellungsverfahren mit der gebotenen Sorgfalt durchgeführt werden kann", heißt es im Antrag. Zurzeit läuft bei der SGD Nord das Verfahren zur Ausweisung eines Naturschutzgebiets. Wie Ulrich Kleemann der RZ auf Nachfrage erklärte, ist dieses schon sehr weit gediehen. Insofern sieht er keine Notwendigkeit einer einstweiligen Sicherstellung. „Das bringt nicht viel mehr Schutz als wir ihn ohnehin schon haben", sagte Kleemann. Seine Behörde werde den Antrag aber prüfen und zeitnah beantworten. In ihrem Antrag berichten Harry Neumann, Siegfried Schuch (Nabu) und Dr. Peter Keller (GNOR), dass sie mit großer Sorge das zunehmende widerrechtliche Befahren und Betreten des ehemaligen Truppenübungsplatzes beobachten.

Die Rede ist von Motorrädern, Motocross-Fahrern, Fahrrädern, Reiten im Derscher Geschwämm und weiterer „ungeregelter Nutzung jeder Art". Ihre Forderung: „Um die Hochwertigkeit des Gebiets nicht weiter zu gefährden, ist hier dringender Handlungsbedarf durch die zuständige SGD Nord erforderlich, damit die Schutzzwecke des Natura-2000-Gebietes nicht weiter beeinträchtigt werden." Außerdem berichten sie von Hinweisen aus der Bevölkerung, der Lagerbereich sei als Zwischenlager für Bauschutt im Gespräch. Dr. Ulrich Kleemann dazu: „Da haben die Eigentümer sicher ein Wörtchen mitzureden." Und was unerlaubte Nutzungen betrifft, seien eine Vielzahl von Behörden zu beteiligen, etwa auch das Ordnungsamt. Entsprechende Hinweise aus der Bevölkerung sind da laut Kleemann sehr hilfreich. Neben dem Antrag auf einstweilige Sicherstellung haben die Naturschutzverbände auch das Bundesumweltministerium, die Bima sowie weitere Stellen eingeschaltet mit dem Ziel, die Pläne, Flächen an Windparkbetreiber zu verpachten, umgehend zu stoppen. „Damit würde eine einzigartige Chance für die gesamte Region im Dreiländereck vertan und ökologisches Tafelsilber verscherbelt." Eine Schaffung vollendeter Tatsache werde man nicht hinnehmen, heißt es in der Presseerklärung von BUND, Nabu und GNOR. Und: „Die beiden grünen Landesministerinnen müssen jetzt Farbe bekennen." Marcelo Peerenboom

Kommunalpolitischer Paukenschlag: Der halbe Gemeinderat tritt zurück

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Hasselbach - Mit einem kommunalpolitischen Paukenschlag haben vier Mitglieder des Hasselbacher Gemeinderats (Verbandsgemeinde Altenkirchen) auf eine öffentliche Äußerung ihres Ortsbürgermeisters Hans-Jürgen Staats reagiert.

Per Anzeige in der RZ ließen Uwe Willach, Kurt Altgeld, Kurt-Werner Schneider und Dieter Vogel die Bürger ihrer Gemeinde wissen, dass sie „mit sofortiger Wirkung" ihre Mandate niederlegen – 18 Wochen vor dem Tag, an dem ohnehin ein neuer Gemeinderat gewählt wird. Aus rechtlichen Gründen durfte allerdings ein für die Betroffenen entscheidender Satz in der Zeitungsanzeige nicht erscheinen. Nach dem Satz „Wir haben über diesen Zeitraum unentgeltlich zum Wohle des Dorfes mitgearbeitet" sollte eigentlich noch stehen: „Leider ist das unter dem derzeitigen Ortsbürgermeister schon seit geraumer Zeit nicht mehr möglich." All das wirft Fragen auf. Was ist in Hasselbach los? Warum jetzt dieser spektakuläre Schritt? Schon seit einiger Zeit stimmt offenbar die Chemie im neunköpfigen Gemeinderat nicht mehr. Doch als Ortsbürgermeister Staats im November in der RZ mit dem Satz zitiert wurde, 40 Prozent der Ratsmitglieder interessierten sich „in keiner Weise für die allgemeinen Belange der Gemeinde", da war's für die betreffenden Gemeinderatsmitglieder vorbei. So etwas wollten sie sich nicht öffentlich nachsagen lassen. Die Ehefrau von Kurt Altgeld bringt es gegenüber der RZ auf den Punkt: „Was der Bürgermeister da in der Zeitung geschrieben hatte, war eine Frechheit." Man könne ihrem Mann nicht nachsagen, sich nicht für den Ort zu interessieren, wenn dieser 17 Wochen lang im Krankenhaus gelegen habe. Das Zitat von Hans-Jürgen Staats bezeichnet sie als „Anstoß" für den Rücktritt. Auch aktuell befindet sich Kurt Altgeld in der Klinik. Allerdings gebe es noch „viele andere Gründe", zu denen sie sich allerdings nicht äußern wolle. Auch aus dem Munde von Uwe Willach, der fünf Jahre im Rat und zudem Erster Beigeordneter war, war nichts zu erfahren. Er wollte nichts zu den Gründen sagen. Das gilt auch für Dieter Vogel, für den mit der Zeitungsanzeige alles gesagt ist. Ortsbürgermeister Staats hat die vier Rücktritte zunächst einmal „zur Kenntnis" genommen, wie er auf RZ-Nachfrage erklärt. Die Gründe seien für ihn „sachlich nicht nachvollziehbar". Immerhin bestätigt er noch, dass er mit den 40 Prozent, die er im RZ-Bericht vom November ansprach, tatsächlich drei der vier Ratsmitglieder gemeint habe. Mehr wollte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen und verwies auf die Gemeinderatssitzung am kommenden Mittwoch. Wenn alles klappt, dann sind zur Sitzung die vier frei gewordenen Stühle schon wieder besetzt. Lothar Walkenbach von der Verwaltung in Altenkirchen bestätigt, dass die Herren im Rathaus waren und ihre Rücktrittsschreiben sowie Schlüssel abgegeben haben. Er wird nun die nächsten Bürger von der Nachrückerliste anschreiben. Sollten die Personen, die bei der Gemeinderatswahl 2009 entsprechend abgeschnitten hatten, das Mandat annehmen, könnten sie bereits am Mittwoch am Ratstisch Platz nehmen und mit entscheiden – etwa über den Etat der Gemeinde für 2014. Hinter vorgehaltener Hand ist in Hasselbach allerdings zu erfahren, dass es mit dem Frieden in der Gemeinde spätestens vorbei war, als Dieter Vogel seinen Aussiedlerhof an den niederländischen Bauern Frans van Wilgen verkauft hatte. Da kursierten im Ort schnell Gerüchte von Massentierhaltung, von einer Gülle-Börse und einer unerträglichen Geruchsbelästigung. Ein Bauantrag der neuen Eigentümer hatte dann den Ortsbürgermeister und den Rat in Bedrängnis gebracht; diese zogen anwaltlichen Rat hinzu und sahen sich zeitlich unter Druck gesetzt. Zwischenzeitlich ist Ruhe eingekehrt: Van Wilgen hat seine Baugenehmigung, der Bau läuft, und die Gerüchte haben sich erledigt. Unfriede im Ort gab es auch bei der Diskussion um die Entschärfung der sogenannten Eierkurve auf der B 8, die durch Hasselbach verläuft. Seit 2006 ist das Thema eigentlich „hinter dem Pflug", nachdem der Rat sein Okay für die sanfte Kurve gegeben hatte. Im Vorfeld hatte es Ärger gegeben, weil von den Planungen Grundstücke von Ratsmitgliedern betroffen waren. Mit dem Rücktritt des halben Gemeinderats ist es mit dem Frieden im Ort nun endgültig vorbei. Ortsbürgermeister Staats – 2009 mit 93 Prozent gewählt – tritt im Mai wieder an und will weiter Bürgermeister bleiben. Welches Klima im neuen Gemeinderat herrschen wird, bleibt abzuwarten. Marcelo Peerenboom

Missbrauchsvorwürfe: Priester wehrt sich

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Kreis Altenkirchen - Er soll einen damals 16-Jährigen im Saarland sexuell missbraucht haben – und wehrt sich jetzt öffentlich:

Der Priester, gegen den das Bistum in einem internen Verfahren wegen Vorfällen im Jahr 1985 ermittelt, hat nach einer Messe im Dezember in Koblenz Flugblätter an die Gläubigen verteilt. In Koblenz und im Kreis Altenkirchen ist der Beschuldigte immer noch im priesterlichen Einsatz. Wie die Tageszeitung Trierischer Volksfreund (TV) berichtet, handelt es sich bei dem Flugblatt, dass er jetzt verteilt hat, um Kopien seines Schreibens an Generalvikar Georg Bätzing. Das Schreiben liegt dem TV vor. Der Priester, der seit seinem Ruhestand wieder in seiner Heimatstadt im Kreis Altenkirchen lebt, widerspricht darin den Vorwürfen. Und er kritisiert die Aufarbeitung durch das Bistum.

Im Januar 2013 habe es ein längeres Gespräch mit dem Offizial Georg Holkenbrink gegeben. Zur Erklärung: Der Offizial ist der Leiter des kirchlichen Gerichts im Bistum. Zudem, so der Priester weiter, habe er sich zwei forensischen Gutachten unterzogen. Der Vorwurf des Missbrauchs wiege schwer. Er habe sich aus seiner Sicht gegenüber dem mutmaßlichen Opfer nichts zuschulden kommen lassen. Und weiter: „Selbst wenn dies zuträfe, glaube ich als unmittelbar Betroffener und Mitglied des Presbyteriums eine zügige Aufklärung und einen baldigen Bescheid meines Bischofs erwarten zu dürfen." Das Verhalten der Verantwortlichen sei zögerlich, er sei einem Stigmatisierungsprozess ausgesetzt, der an die Grenzen seiner psychischen und physischen Belastbarkeit gehe.

Im Juli 2012 hatte sich ein heute 45-jähriger Saarländer beim Bistum Trier gemeldet und die Missbrauchsvorwürfe gegen den Priester erhoben (die RZ berichtete). Strafrechtlich ist der Fall verjährt, das kircheninterne Verfahren läuft. Das mutmaßliche Opfer betonte, dass er sich ignoriert fühle – genau wie nach den Vorfällen vor 28 Jahren. Und auch die Opferschutzinitiative Schafsbrief kritisierte das Vorgehen des Bistums: Vor allem, dass der Priester trotz der Vorwürfe während des langen Verfahrens noch in der Seelsorge tätig ist, ist Hermann Schell von Schafsbrief ein Dorn im Auge. Und jetzt die neue Kritik am Bistum – dieses Mal vom Beschuldigten selbst. „Ich fühle mich von den Verantwortlichen hingehalten und im Stich gelassen, aus welchen Gründen auch immer", schreibt er.

Die überraschende Flugblattaktion stößt auf wenig Gegenliebe beim Bistum. „Für die Vorgehensweise des Priesters haben wir kein Verständnis", sagt die stellvertretende Pressesprecherin Judith Rupp auf Nachfrage der RZ. Die kirchenrechtliche Untersuchung werde mit der gebotenen Sorgfalt und mit der dafür benötigten Zeit durchgeführt. Es werde anders als das staatliche Strafverfahren unabhängig von der Frage der Verjährung durchgeführt. Im vorliegenden Fall sei es wegen der Vernehmung mehrerer Zeugen mit größerem zeitlichen Aufwand verbunden. Zur Frage, warum der Priester weiter in der Seelsorge tätig ist, hatte sich das Bistum bereits geäußert – und bleibt jetzt bei seiner Antwort: „Der gegenwärtige Stand der Untersuchung rechtfertigt zum jetzigen Zeitpunkt weder eine Beurlaubung noch ein Zelebrationsverbot."

Der Koblenzer Dechant Thomas Hüsch will sich auf Anfrage der RZ zu der Flugblattaktion des Priesters nicht äußern. Er aber habe das Thema einer Beurlaubung bis zur Klärung der Vorwürfe in die Gespräche mit der Bistumsleitung eingebracht. Der Einsatz des Beschuldigten im Dekanat Koblenz sei im Übrigen „sehr begrenzt". Hüsch sagt: „Der Priester reist punktuell zur Feier einer Messe im außerordentlichen Ritus im Kloster Bethlehem an. Ansonsten ist er in Koblenz nicht eingesetzt." Aus dem Dekanat im Kreis Altenkirchen hieß es nur, er übe „priesterliche Dienste" aus. Nach RZ-Informationen hält er im Wechsel mit anderen Geistlichen die heilige Messe. Wann es letztlich eine Entscheidung in dem Fall geben wird, bleibt im Moment weiter offen. Bistumssprecherin Judith Rupp sagt: „Über den Zeitpunkt des Abschlusses der Untersuchung können wir keine Angabe machen." Ingo Schneider


Gnadenbrothof: Unterstützung gerne gesehen

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Kreis Altenkirchen - 16 Pferde, 2 Schweine, 5 Schafe, 2 Ziegen, je 7 Katzen und Hunde, je 3 Kaninchen und Hühner sowie je 2 Kühe, Gänse und Degus –

zählt man alle tierischen Bewohner des Gnadenbrothofs Ziegenhain in Ersfeld zusammen, dann wird einem schnell bewusst, wie viel Arbeit und auch monetärer Aufwand dahinter stecken, den Tieren einen würdigen Lebensabend zu gestalten. Dieses Ziel verfolgt Andrea Mais schon seit einem Vierteljahrhundert. Zuerst im Köln-Bonner Raum, seit 1996 im Westerwald. Begonnen hat sie mit einigen wenigen Tieren in Ziegenhain – daher auch der Name des Gnadenbrothofs. Doch ihre Arbeit sprach sich schnell herum, die Anfragen häuften sich, die Zahl bedürftiger Vierbeiner wuchs.

2008 dann ermöglichte ihr eine Erbschaft den Kauf des 10 Hektar großen Anwesens in Ersfeld, wo sie heute mit den Tieren lebt – unterstützt von etwa 15 regelmäßigen Helfern und neuerdings auch von zwei Bundesfreiwilligendienstlern (Bufdis). Andrea Pelka (19 Jahre) kommt aus der Nähe von Düsseldorf und fand das Projekt Gnadenbrothof im Internet. Sie bewarb sich und bekam die Stelle, seit September 2013 unterstützt sie Andrea Mais auf dem Hof. Janine Kipping (16 Jahre) aus Fluterschen kam kurz darauf im Oktober dazu. „Ich bin sehr froh über die Hilfe, denn es entlastet mich ungemein", sagt Andrea Mais. Die Bufdi-Stellen erhielt der Gnadenbrothof auf Anfrage des Nabu Deutschland, der das Projekt als „sehr geeignet" erachtete, um jungen Menschen Einblicke in den aktiven Tierschutz zu ermöglichen. Den bekommen die beiden jungen Frauen. Gemeinsam mit Sarah Hasselbach (23), die seit Anfang November regelmäßig zum Helfen kommt, gehen sie beim Füttern und Pflegen der Pferde, beim Misten und Säubern, Versorgen der anderen Tiere sowie bei kleineren Arbeiten zur Hand. „Es macht mir großen Spaß, später möchte ich auch was mit Tieren machen, gern mit Hunden", verrät Andrea Pelka.

Auch die Neuzugänge im vergangenen Jahr versorgen die jungen Frauen mit. Etwa die beiden Gänse Heinrich und Franz und die beiden kleinen Katzen, die nur knapp der Tötung in Spanien entgingen und von einer ehemaligen Helferin zum Gnadenbrothof gebracht wurden. Und auch die Vollblutstute Maritza, die ein bekannter Trainer an Andrea Mais mit den Worten übergab: „Mit großer Freude sehe ich, wie die Tiere hier ihrer Art entsprechend neu zu leben beginnen, gesunden und am Ende ihres Lebens in Würde und Frieden sterben dürfen." Solch Zuspruch macht Andrea Mais natürlich sehr froh, denn auch wenn ihr Tun ihr täglich durch die Tiere gedankt wird, so ist es auch jedes Jahr wieder ein Kraftakt, das nötige Geld und die Unterstützung aus der Bevölkerung zu organisieren.

Andrea Mais erklärt: „Oft kommen die Pferde ja im hohen Alter zu uns, sie brauchen dann Spezialfutter, Aufbaunahrung, teure Medikamente." Allein der Tierarzt kostete sie im Vorjahr mehr als 40 000 Euro. Zudem häufen sich die Anfragen für Neuaufnahmen. „Aber solange wir nicht mehr Geld bekommen, kann ich guten Gewissens keine Tiere mehr aufnehmen", so Mais, die vorrechnet, dass etwa 350 Euro im Monat nötig sind, um etwa eine volle Patenschaft für eines der Pferde zu stemmen. Nur zwei Pferde haben so eine Patenschaft. „Wir würden uns also um Unterstützung jeglicher Art freuen, egal, ob jemand bei uns Mitglied wird, eine Patenschaft übernimmt, helfen kommt oder sich durch Geld- oder Sachspenden behilflich zeigt", bilanziert die umtriebige Tierschützerin, bevor sie sich mit ihren Helfern den wirklich wichtigen Aufgaben zuwendet – die Pferde warten auf ihr Futter. Sonja Roos

Wer helfen möchte, meldet sich bei Andrea Mais, Tel. 02686/897 676 oder sieht im Internet unter www.gnadenbrothof-ziegenhain.de nach. Auch Spenden sind möglich und können geltend gemacht werden. Kontoinhaber: Gnadenbrothof Ziegenhain e.V., Kontonummer: 5926, Bankleitzahl: 573 510 30, KSK Altenkirchen.

Bei den Wissener Schützen endet die Ära Dützer

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Wissen - Am Ende fielen Hermann-Josef Dützer die Worte schwer: „So, das war's. Tschüss." Tief bewegt verabschiedete sich der 70-Jährige von seinem Posten als Vorsitzender des Wissener Schützenvereins.

Mit kräftigem Applaus sprachen ihm die Kameraden in der jüngsten Jahreshauptversammlung Dank und Anerkennung aus. Außerdem hatte der Vorstand für eine Überraschung gesorgt.

Für den Wissener Schützenverein ist das Ende der Ära Dützer eine echte Zäsur. Fast auf den Tag genau 40 Jahre lang gehörte Hermann-Josef Dützer dem Vorstand an, davon fast 27 Jahre in der Funktion des Vorsitzenden. „Das war ich gerne und mit Herzblut", sagte der scheidende Schützenoberst. Im Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte konstatierte er, der Verein habe in dieser Zeit viel bewegt, habe die Immobilie erweitert, saniert und gepflegt, habe wunderbare Feste gefeiert und bei alledem stets solide gewirtschaftet. Eine Freude war es dem scheidenden Vorsitzenden, im Namen des Rheinischen Schützenbundes Bürgermeister Michael Wagener mit der Großen Silbernen Medaille auszuzeichnen, nicht zuletzt wegen der prima Kooperation bei der gemeinsamen Ausrichtung des Stadtjubiläums und des Rheinischen Schützentages. Seinen Dank an die Stadt- und Feuerwehrkapelle, namentlich an deren Vorsitzenden Claus Behner, unterstrich Dützer mit einer privaten Spende an den Musikverein. „Unterstützt meinen Nachfolger", wandte sich Dützer an die mehr als 140 Schützen im proppenvollen Schützenhaus und fügte in der ihm eigenen Art hinzu: „Kämpft um jedes Mitglied, kämpft um jeden Cent."

Sein Stellvertreter Karl-Heinz Henn (der sich im Februar zur Wahl des Vorsitzenden stellen wird) unterstrich, wie viel der Wissener Schützenverein Dützer zu verdanken hat. Ob im täglichen Kleinkram oder bei großen Projekten, wie zuletzt dem 62. Rheinischen Schützentag, stets habe der scheidende Vorsitzende dem Verein seinen „Stempel aufgedrückt". Diese Leistung würdigt der Verein mit anerkennendem Dank und ernennt Hermann-Josef Dützer zum Ehrenvorsitzenden. An Ehefrau Uschi Dützer überreichte Henn einen hübschen Strauß Blumen.

Sportkreisdirektor Michael Weber würdigte ebenfalls das Wirken von Hermann-Josef Dützer. „Ganz großer Sport", nannte er herausragende Ereignisse wie den Rheinischen Schützentag im vergangenen April und den Heimwettkampf der Bundesliga-Schützen. Als Anerkennung verlieh er Dützer den Ehrenbrief des Sportbundes Rheinland.

Herzliche Worte des Dankes kamen außerdem von Bürgermeister Michael Wagener und Pfarrer Martin Kürten. Dützer habe sich um die Stadt und die ganze Region verdient gemacht, betonte Wagener und lobte den SV-Vorsitzenden als verlässlichen Partner. Mit einem Dank für die gute Nachbarschaft schloss sich Mathias Groß im Namen der Schützenbruderschaft Schönstein an. „Das ist nicht überall selbstverständlich."

Völlig überrascht war Hermann-Josef Dützer von dem musikalischen Abschiedsgeschenk, das draußen vor der Tür auf ihn wartete. Zu seinen Ehren waren die Stadt- und Feuerwehrkapelle Wissen sowie der Spielmannszug Fischbacherhütte angetreten und intonierten den Großen Zapfenstreich. Bewegende Momente für alle Musiker, Zuhörer und ganz besonders für Hermann-Josef Dützer.

Obwohl Dützers Verabschiedung die Mitgliederversammlung zu einem besonderen Erlebnis machte, blieben dennoch einige weitere Punkte förmlich abzuarbeiten. So wurde Harald Seidel einstimmig als Nachrücker für Michael Klöckner in den Vorstand gewählt. Ebenso einstimmig bestätigten die Mitglieder Burkhard Brück für weitere sechs Jahre in seinem Amt als Kassierer. Zuvor hatte Brück detailliert die Einnahmen und Ausgaben dargelegt und sie als „alles in allem positives Ergebnis" zusammengefasst. Die Kassenprüfung durch Hans-Georg Hörle und Alfons Weismüller hatte keinen Grund zu Beanstandungen ergeben, sodass der Vorstand einstimmig entlastet wurde.

Schießmeister Burkhard Müller berichtete von erfolgreichen Wettkämpfen, mehreren Titeln auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene und zählte zahlreiche erfolgreiche Schießsportler auf: Anna Katharina Brühl, Julia Neuhoff, Noah Seidel, Moritz Hähner, Juliane Engelmann, Fabienne Plaum, Sarah Roth, Peter Neumann, Jan-Niklas Michel, Christian Lauer, Olaf Meyer, Thomas Brucherseifer, Ulrich Kaiser, Kevin Bär, Kenny Vohl, Dominik Hartmann, Kevin Zimmermann und Christa Böhmer. Im Bericht der Bogensportabteilung machte Beate Meise auf sportliche Erfolge und ehrenamtliche Arbeitseinsätze am Schützengelände aufmerksam. 2014 wollen vier Bogenschützen des SV bei der Europameisterschaft in Südfrankreich starten. Laut Platzmeister Ulrich Girresser laufen die Vorbereitungen für das Schützenfest 2014 bereits auf vollen Touren. In diesem Jahr soll der Vergnügungspark freitags bereits ab 18 Uhr geöffnet sein, um den „etwas schwächelnden Montag" auszugleichen. Als eine der musikalischen Hauptattraktionen des Schützenfestes, so verriet Jürgen Thielmann, konnte das Marsch- und Drillkontingent Oberlichtenau aus Sachsen verpflichtet werden. Insgesamt, so seine Vorschau, sei „für jeden etwas dabei."

Derzeit zählt der Wissener Schützenverein rund 800 Mitglieder. Einige gehören dem Verein schon sehr lange an. Für ihre 25-jährige Zugehörigkeit wurden während der Jahreshauptversammlung vier Mitglieder ausgezeichnet: Klaus Kujat, Karl-Heinz Stangier, Harald Hargesheimer und Ralf Meurer. Bereits 50 Jahre gehören Josef Becker, Wilhelm Berndes, Karl-Josef Meurer und Klaus Schwamborn dem Schützenverein an. Auch sie erhielten als Zeichen der Anerkennung jeweils ein Präsent und eine Urkunde. Weitere Mitglieder wurden vom Schützenbund für besondere Verdienste geehrt: Verdienstnadel in Gold: Torsten Asbach, Jürgen Prosch, Konrad Stahl und Herbert Reuber. Verdienstnadel in Silber: Michael Groß, Bert Hüsch, Gertrud Pirner, Harald Seidel, Jörg Stöcker und Joachim Taxacher. Verdienstnadel in Bronze: Klaus Frühling und Jürgen Kappner. elm

Bürgermeister aus dem Kreis Altenkirchen schieben Frust

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Kreis Altenkirchen - Mehr Frust als Lust: Die Bürgermeister aus dem Kreis Altenkirchen stöhnen.

Die Ortsbürgermeister im Kreis Altenkirchen haben wenig zu lachen. Und so herrschte bei der Bürgermeisterdienstbesprechung von Landrat Michael Lieber im Kreishaus auch eine leicht gedrückte Stimmung. Das hat nichts mit den bevorstehenden Kommunalwahlen zu tun, die für einige den Abschied aus der Kommunalpolitik bedeuten. Es geht vielmehr um die leeren Kassen, die steigenden Ausgaben und Versprechen des Landes, die nicht gehalten werden. Landrat Michael Lieber drückte es so aus: „Bei der Ratsarbeit herrscht leider mehr Frust als Lust."Dass sich an der prekären Finanzausstattung Wesentliches ändert, ist nicht zu erwarten – auch wenn die neue Bundesregierung ein wenig zur Entlastung der Städte und Gemeinden tun will und das Land Rheinland-Pfalz auf Druck des Verfassungsgerichtshofs etwas mehr Geld an die Kommunen weiterleitet. Wie dramatisch das Finanzloch ist, führt Marc Schwan von der Kommunalaufsicht vor Augen: Von 127 Städten, Gemeinden und Verbandsgemeinden im Kreis Altenkirchen kommen nur 39 mit ihren Einnahmen zurecht und haben demzufolge einen ausgeglichenen Haushalt. Das Finanzierungsdefizit beziffert Schwan auf 9 Millionen Euro. Außerdem habe die Kommunalaufsicht den Gemeinden 12,9 Millionen Euro an Krediten bewilligt.

„Wir können nichts mehr tun", stöhnt da etwa der Breitscheidter Ortsbürgermeister Aloys Lück. „Wir können nur noch den Friedhofsetat verwalten, und dann ist fast schon Schluss." Da kommt es bei den Verantwortlichen auf der untersten kommunalen Ebene natürlich überhaupt nicht gut an, wenn der Landkreis den Gemeinden auch noch tiefer in die Tasche greift und die Kreisumlage erhöht. Der Daadener Ortsbürgermeister Günter Knautz hat genau ausgerechnet, was das bedeutet: Statt 35,8 Millionen Euro, wie noch im Jahr 2009, überweisen die Ortsgemeinden mittlerweile 51,4 Millionen Euro an die Kreiskasse. Auf der anderen Seite erleben die Ortsbürgermeister, wie etwa der benachbarte Westerwaldkreis die Umlage sogar um einen Prozentpunkt senkt. „Wie steht es mit der Solidarität unseres Kreistags mit der unteren Ebene?" fragt da Aloys Lück und fügt hinzu: „So geht es nicht weiter." Landrat Lieber kann da nur ratlos mit den Schultern zucken und sagen: „Wir können nicht anders. Auch wir haben als Kreis eine Kommunalaufsicht, und die guckt genau hin." Was den Westerwaldkreis angeht, so gehöre der zu den vier Landkreisen in Rheinland-Pfalz, die ihren Haushalt ausgleichen können; da sei eine Umlagesenkung natürlich machbar.

Der Frust der versammelten Ortsbürgermeister hat vor Kurzem weitere Nahrung erhalten: Viele Gemeinderäte sahen sich gezwungen, Grund- und Gewerbesteuern zu erhöhen. Grund: Das Land hat die sogenannten Nivellierungssätze erhöht. An diesen müssen sich die Gemeinden bei ihren Steuersätzen orientieren, um in den Genuss von Landeszuschüssen zu gelangen. „Das hat die Ortsgemeinden natürlich besonders berührt", weiß Wolfgang Schuhen von der Finanzabteilung. Er ist auch für den Kreisetat zuständig und bedauert, dass auch für den Landkreis selbst ein Haushaltsausgleich „ein ganzes Stück entfernt" ist. Und: Die Änderung im Finanzausgleich, die das Land nun vornimmt, reicht laut Schuhen nicht aus.

In finanzielle Bedrängnis ist der Kreis nicht zuletzt aufgrund der enorm steigenden Kosten im Jugend- und Sozialhilfebereich gekommen. Allerdings betont Mark Schneider vom Jugendamt: „Das Geld ist an einer guten Stelle angekommen." Damit meint er die Kindertagesstätten. Für 35 Prozent der unter Dreijährigen kann der Kreis nun Kitaplätze anbieten, und 40 Prozent aller Betreuungsplätze sind heute Ganztagsplätze, wie Schneider berichtet. Allerdings: Eigentlich sollten Bund, Land und Kommunen je ein Drittel der Kosten tragen. Stattdessen blieben 68 Prozent der Kosten bei der kommunalen Familie hängen. Schneider: „Ich befürchte, dass das so weitergeht." (mp)

Ruanda-AG belebt Partnerschaft in Cyivugiza

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Wissen - Wohlbehaltend sind die Mitglieder der Ruanda-AG des Kopernikus-Gymnasiums Wissen von ihrer zweiwöchigen Afrikareise zurückgekehrt.

Im Gepäck haben sie nicht nur kleine Andenken und unvergessliche Erlebnisse, sondern auch das gute Gefühl, die Schulpartnerschaft zum Centre Scolaire Cyivugiza neu belebt zu haben.

Die intensive Vorbereitung zahlte sich aus; letztlich war auch die Terminverschiebung wegen der Unruhen im Grenzgebiet zur Demokratischen Republik Kongo kein Problem. Die prima Unterstützung durch das rheinland-pfälzische Partnerschaftsbüro in der Hauptstadt Kigali hat den Wissenern vieles erleichtert und manches erst ermöglicht.

Über Brüssel führte der Hinflug nach Kigali. In der modernen, beinahe europäisch anmutenden Stadt beeindruckte vor allem das Genozid-Museum, nicht zuletzt wegen seiner analytischen, internationalen Perspektive. Ebenso bleiben großartige Begegnungen im Gedächtnis, sowohl mit den Naturschönheiten als auch mit den Menschen (etwa in einer Waisen- und Gehörlosenschule). Stationen der Rundreise waren zudem der Kivu-See und die Nationalparks Virunga-Vulkane (Norden), Nyungwe (Südwesten) und Akagera (Osten). Zu Beginn der Reise galt jedoch alle Aufmerksamkeit dem Besuch der Partnerschule in Cyivugiza. Schüler, Lehrer, Elternsprecher und Verwaltung bereiteten der Wissener Reisegruppe einen großen Empfang – mit Theater, Tänzen und Reden. Dank der Dolmetscherin und Reiseleiterin Marie Claire Niyoyita konnten die allermeisten Verständigungsprobleme rasch gelöst werden. Sarah Faßbender, Leiterin der Ruanda-AG, betonte den Wunsch, eine dauerhafte Partnerschaft zwischen den beiden Schulen aufzubauen – eine Partnerschaft auf Augenhöhe und keine einseitige Spendenmaschine. Ein Rundgang durch den ländlichen Schulkomplex zeigte Licht und Schatten: Einerseits verfügt die Schule zwar über Errungenschaften wie einen Schulgarten und einen speziell betreuten Mädchen-Raum, andererseits müssen sich die Lehrer und die Massen von Schülern mit einfachsten Unterrichtsbedingungen arrangieren. Als mögliche Ansatzpunkte wurden verbesserte bauliche Bedingungen für einen Lagerraum und/oder die Bibliothek angesprochen. Unter Umständen tragen die beim Partnerschaftsbüro in Kigali geparkten Spendengelder auch dazu bei, die eine Stromversorgung zu realisieren. Zum Schluss der Reise lernten die Gymnasiasten sechs der ruandischen Schüler noch intensiver kennen: Gemeinsam besuchten sie den Akagera-Nationalpark und campten dort.

Nicht nur aufgrund dieser Erfahrungen dürfte es am Kopernikus-Gymnasium Wissen gelingen, nach den Osterferien Neunt- und Zehntklässler für die Ruanda-AG zu begeistern. Wenn alles gut läuft, können einige von ihnen im Herbst 2015 die nächste Reise nach Ruanda antreten. Zunächst ist jedoch ein Bilder- und Infoabend geplant. elm

Brennendes Auto rollt führerlos die Straße hinab

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Betzdorf - Das hätte weitaus schlimmer ausgehen können: In Betzdorf ist am Dienstagabend ein brennender Pkw führerlos die Eberhardystraße hinuntergerollt und nur knapp vor einem Haus zum Stehen gekommen.

Eine wahre Schrecksekunde erlebte am frühen Dienstagabend ein junges Ehepaar, das in Betzdorf mit dem Auto unterwegs war. Es ist gegen 17.30 Uhr, als das Fahrzeug der beiden in der Eberhardystraße, knapp unterhalb des Bühl-Stadions, urplötzlich in Flammen aufgeht. Das Pärchen kann sich flugs nach draußen retten – offenbar ohne zuvor die Handbremse zu ziehen. Ihr Wagen, ein VW Golf älteren Baujahrs, rollt führerlos die abschüssige Straße in Richtung Rainchen hinunter, streift dabei zwei entgegenkommende Pkws und kommt erst in Höhe der Tierklinik Köhler links an der Böschung zum Stehen – zum Glück, denn nur ein paar Meter weiter wäre es in dem Gebäude gelandet, in dem sich die Niederlassung eines Tierbestatters (früher Blumen Baethke) befindet.

Die Feuerwehren aus Betzdorf und Scheuerfeld eilen mit 15 Helfern zum Unfallort, ebenso natürlich die Polizei sowie Rettungskräfte des DRK aus Kirchen und Betzdorf. Helle Flammen schlagen aus dem Autowrack, es riecht nach Benzin und verschmortem Gummi. „Es ist etwas Treibstoff ausgelaufen", berichtet Betzdorfs Wehrführer Oliver Pfeifer, „das Feuer wird jetzt abgelöscht." Das klappt zügig und reibungslos – zurück bleibt ein völlig ausgebrannter VW Golf.

Das Ehepaar kommt mit dem Schrecken und einer kleineren Augenblessur davon, auch die Insassen der entgegenkommenden Fahrzeuge bleiben unverletzt, berichtet ein Polizeibeamter: „Alle sind wohlauf." Warum das Auto plötzlich Feuer fing, ist unklar. Die Eberhardystraße (K 107) musste zwischen den Einmündungen Elly-Heuss-Knapp-Straße und Hubertusweg zeitweilig komplett abgesperrt werden. daw

Haarnadelkurve auf der B8 bei Weyerbusch wird entschärft

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Kreis Altenkirchen. Der Ausbau der B 8 im Bereich Hasselbach/Weyerbusch rückt nach Jahren der Diskussionen und Planungen näher.

Wenn alles nach Plan läuft, dann rücken spätestens im Frühjahr 2016 die Bagger an, um den Bereich der Haarnadelkurve in der Ortslage Hasselbach zu entschärfen.

Die entsprechenden Ausbaupläne liegen nunmehr auf dem Tisch und werden in wenigen Wochen der Planfeststellungsbehörde vorgelegt.Vertreter des Landesbetriebs Mobilität aus Diez (LBM) erläuterten den Mitgliedern des Hasselbacher Gemeinderats, wie der Ausbau konkret aussehen wird. Die Kommunalpolitiker hatten ihre grundsätzliche Zustimmung zum Bau einer „sanften Kurve" in ihrem Ort bereits im Oktober 2006 erteilt. Acht Jahre mussten sie sich allerdings gedulden, bis die Diezer Planer erneut in Rat kamen, um konkrete Baupläne zu zeigen.

Im Wesentlichen geht es bei dem 2,6 Millionen Euro teuren Projekt um die Kurvenverbesserung. Wer jetzt von Weyerbusch kommt und Richtung Kircheib unterwegs ist, der muss in Hasselbach ordentlich abbremsen, um unfallfrei durch die enge Kurve zu kommen. Diese sogenannte Haarnadelkurve soll in absehbarer der Vergangenheit angehören. Wie Michael Engels vom LBM erläuterte, beginnt der Ausbau – von Rettersen aus gesehen – an der Stelle, an der die Bundesstraße den Hasselbach überquert. Die Fahrbahn wird dort verbreitert, um eine dritte Fahrspur einrichten zu können; auf dieser können Fahrzeuge bergauf den langsameren Verkehr überholen. Bevor es in die Kurve geht, wird die Trasse rund 70 Meter von der alten B 8 abgerückt, um eine großzügige, breite Kurve bauen zu können, die es den Fahrzeugen erlaubt, mit Tempo 50 die Ortslage zu durchqueren. Neu ist eine Linksabbiegespur, die in die Bergstraße führt. Der LBM plant zudem mit einer Lösung, die im Kreis Altenkirchen bislang einmalig sein dürfte: Die beiden Richtungsfahrbahnen sollen im Kurvenbereich durch eine Betonleitwand voneinander getrennt werden. Eine Idee, die bei den anwesenden Hasselbacher Bürgern auf Unverständnis stieß. Diese Elemente sollen nach Angaben des LBM die Sicherheit in dem Kurvenbereich erhöhen.

Die neue B 8 führt dann in einem neuen, weiten Bogen um die bestehenden Häuser, die – bergauf gesehen – bislang auf der rechten Seite der Bundesstraße lagen und sich künftig links der B 8 befinden. Später führt dann die neue Trasse auf die alte B 8 zurück und verläuft weiter nach Weyerbusch. Für die betroffenen Häuser, die die Straße bald hinterm Haus haben, sind Schallschutzfenster vorgesehen, wie Anke Schlebusch vom LBM sagte. Die schalltechnischen Untersuchungen haben entsprechende Grenzwertüberschreitungen ergeben. Der Baumaßnahme fallen insgesamt 28 Bäume zum Opfer. Als Ausgleich sind Neuanpflanzungen vorgesehen. Zu den geplanten Ausgleichsmaßnahmen zählt auch die Grünlandextensivierung am Bauch. „Wir wollen dem Bach mehr Raum geben", sagte der zuständige LBM-Teamleiter.

Bei dem jetzt vorgestellten Bauprojekt handelt es sich laut Anke Schlebusch um eine Zwischenlösung. An der großen Lösung arbeitet der LBM nach wie vor; diese beinhaltet die Ortsumgehungen Weyerbusch und Hasselbach. Die Umgehung Hasselbach mit Bau einer Brücke über den Mehrbach hat das Land zum neuen Bundesverkehrswegeplan angemeldet. Ob diese weiter geplant wird, hängt davon ab, ob die Maßnahme in die Kategorie „vordringlicher Bedarf" eingestuft wird. Ob und wie eine Ortsumgehung jemals Realität wird, steht also noch in den Sternen.

Vorläufig müssen sich die Autofahrer mit der kleinen Zwischenlösung zufrieden geben. Insgesamt verfolgt das Land nach den Worten von Anke Schlebusch das Ziel, die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit auf der gesamten B 8 von derzeit 60 km/h auf 80 km/h zu erhöhen. (mp)

Spedition mbu stellt Antrag auf Insolvenz

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Scheuerfeld - Antrag auf Insolvenz hat das Scheuerfelder Speditionsunternehmen mbu Transport & Logistik GmbH gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Dr. Klaus Ortmüller aus Betzdorf bestellt.

52 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen aktuell. 30 Lkw hat der Logistiker derzeit auf den Straßen im Einsatz.Angesiedelt ist die Spedition im Gewerbepark an der Sieg (früher Lampertz-Gelände) auf der Scheuerfelder Seite. „Wir kämpfen dafür, dass es weitergeht“, so mbu-Geschäftsführer Marc Utsch.
Aber der Schritt hin zum Insolvenzantrag sei unausweichlich gewesen: „Eine unangenehme Situation.“ Derzeit laufe der Betrieb aber ganz normal weiter. Was zum Insolvenzantrag führte, da sieht Utsch die schwierige Gesamtsituation im Bereich des Transportwesens und bei starken saisonalen Schwankungen bei der Auftragslage. Vor allem im letzten Quartal des vergangenen Jahres gab es da Einbrüche. Laut Utsch gab es in den vergangenen Tagen bereits viele Überlegungen, wie es weiter gehen soll. Es gehe darum, viele Arbeitsplätze zu erhalten. „Wir sind ein Stück zuversichtlich“, betont Utsch. Doch nun hat erst einmal der vorläufige Insolvenzverwalter Ortmüller das Sagen bei allen weiteren Entscheidungen.
Gestern Nachmittag war Ortmüller im Betrieb in Scheuerfeld. Jetzt gehe es erst einmal darum, das Unternehmen bis Ende März unter Insolvenzbedingungen zu erhalten. Wichtigster Schritt für den Insolvenzverwalter war gestern, dafür zu sorgen, dass die Lkw weiter mit Diesel betankt werden können. „Das ist im Moment die größte Klippe“, so Ortmüller. Das werde noch eine schwierige Aufgabe sein, das schnell zu regeln.
Scheuerfelds Ortsbeigeordneter Matthias Schmidt, der derzeit Ortsbürgermeisterin Katrin Klein vertritt, findet, dass es nun vor allem um den Erhalt der Arbeitsplätze gehe. Denn in der Vergangenheit hat Scheuerfeld schon einen großen Verlust mit dem Wegzug vom Pressevertrieb Siegerland erlitten.
Das Unternehmen mbu in der derzeitigen Form wurde 2002 in Wehbach gegründet. Der Name stammt noch von einer Firma, die vorher angedacht war. Die drei Buchstaben standen für Müller, Bergmann und Utsch (mbu). Der Namen wurde ab 2002 aber beibehalten und Marc Utsch war alleiniger Geschäftsführer.
Im Sommer 2008 wurde der Unternehmenssitz nach Grünebach (ganz früher Lagerfläche NH-Beton am Ortsausgang Alsdorf) verlegt. Das Grundstück in Grünebach wurde gekauft und steht seit längerer Zeit wieder zum Verkauf.
Ende 2011 kaufte mbu von der Regionalen Entwicklungsgesellschaft Betzdorf dann das frühere Lampertz-Gelände auf Scheuerfelder Seite. Der Umzug erfolgte. Auf dem rund 15 000 Quadratmeter großen Gelände wurde auch investiert. Nun wird gehofft, dass mbu weiter bestehen kann. Andreas Neuser


Tanzender Farbenrausch im Hüttenhaus

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Herdorf - Einen Farbenrausch der Extraklasse präsentierte die Ballettschule Klaas (Neunkirchen) bei ihrem alljährlichen Tanztheater im Hüttenhaus Herdorf.

In zwei Aufführungen zeigten rund 120 Mitwirkende im Alter von 7 bis 76 Jahren jeweils vor vollem Haus ein Potpourri vom klassischen Ballett über Hip Hop und Jazz bis hin zu Flamenco und Modern Dance.
Mit einer pfiffigen Mischung aus unterschiedlichen Tanz- und Musikrichtungen nahmen die kleinen und großen Tänzerinnen und Tänzer das Herdorfer Publikum mit auf eine fantasievolle Reise in eine farbenfrohe Welt.
Da durfte klassisches Ballett natürlich nicht fehlen. Das zeigten gleich zu Anfang die Jugendlichen und Erwachsenen in Blau und Gelb und die Ballettküken der Fördergruppe (8 bis 10 Jahre) in leuchtendem Grün (Choreografie Beate Klaas) zu der Musik von Rondo Veneziano.
In knalligem Orange kamen die kleinen Hip-Hopper daher (8 bis 11 Jahre) und ließen ihre Muskeln zu der Musik von Katy Perry spielen. Pastellige Herbstfarben präsentierten die erwachsenen Tänzer zu dem Klassiker „September“ der Musikband Earth, Wind and Fire aus den 1970er Jahren.
Anmut, Eleganz und hohes Können vereinten sich im modernen Tanz der großen Ballerinas zu der Musik der britischen Rockband Muse (Choreografie Miriam Capito). Die Bühne des Herdorfer Hüttenhauses schimmerte in zahllosen Rottönen, während die Tänzerinnen scheinbar schwerelos über der Bühne schwebten.
Gleich mehrere Gruppen von Teenies bis zu Erwachsenen kamen beim klassischen Ballett zu der Ouvertüre von Otto Nicolai „Die lustigen Weiber von Windsor“ in Farben von Rosa über Hellblau bis zum Dunkelblau zusammen.
Knallig bunt wurde es auch in der zweiten Hälfte. Denn beim Hip-Hop-Mix der erwachsenen Tänzerinnen (Choreografie Miriam Capito) war die dominierende Farbe Neon.
Eleganz und Anmut vereinten sich schließlich beim schon traditionellem Flamenco-Mix der Erwachsenen. Hier zeigten sich die männlichen Tänzer von ihrer besten Seite und bekamen reichlich Applaus. Ein Farbenrausch zum Schluss. Mit dem Ohrwurm „Boogie Wonderland“ von Earth, Wind an Fire verabschiedeten sich Teenies und Erwachsene mit einem tollem Jazztanz vom Publikum.
Die Überleitungen zwischen den einzelnen Aufführungen gestaltete Katja Zöller als Malerin. Sie malte nach und nach ein farbenfrohes Bild mit dem Wort Pause, das auch ersteigert werden konnte. Ein großes Dankeschön ging von Beate Klaas an alle Helfer auf und hinter der Bühne sowie an die Sponsoren für die Unterstützung. Sie bedankte sich am Ende warmherzig bei allen Mitwirkenden, von denen viele seit Jahren der Ballettschule die Treue halten. „Es ist immer ein Teamwork, alle arbeiten für das große Ganze“, freute sich die Ballettlehrerin.
Der große Tanzabend in der feinen Stube des Städtchens ist seit vielen Jahren Tradition in Herdorf und findet stets Anfang des Jahres statt. Die Ballettschule Beate Klaas in Neunkirchen-Struthütten gibt es seit 1986. Sie ist dem TV-Neunkirchen angegliedert. Im nächsten Jahr heißt das Thema des Neunkirchener Tanztheaters „Gefühle“. Markus Döring

Grenzenloser Austausch trägt zarte Früchte

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Westerwald - Schneller als erwartet kommt der kleine Westerwälder Verein Dindum einem seiner Ziele näher: Dieser Tage besuchten zwei Marokkaner den Westerwald und haben damit den erwünschten Kulturaustausch aus der Eindimensionalität heraus gehoben.

Bislang handelte es sich um einen einseitigen Prozess. Der 2010 gegründete Verein Dindum konnte bei mehreren Besuchen in Südmarokko wichtige Kontakte knüpfen. Auf den Gebieten Lehmbau und Kulturaustausch haben sich die Westerwälder viel Anerkennung erworben, und auf diesem Nährboden hegen beide Seiten nun als zartes Pflänzchen die Idee der Nachhaltigkeit.

Der Gegenbesuch von M'Barek und Aziz Ait el Kaid bildete in diesem Sinne eine große Bestätigung und zugleich die Gelegenheit, Details der weiteren Zusammenarbeit abzusprechen. Die beiden Brüder gehören zur Eigentümerfamilie der Kasbah Caid Ali in Agdz, deren Restaurierung dank jahrelanger, handwerklicher Hilfe durch das Projekt Lehmexpress des Lehmbauers Manfred Fahnert (Müschenbach), welches seit 1997 mit jährlichen Workshops vor allem junge Leute an die traditionelle Lehmarchitektur der Berber heranführt, prima gelungen ist. Der große Vorteil liegt darin, dass Teile der Kasbah weiterhin von der Familie bewohnt werden, andere Teile dienen als Museum, Gästeunterkunft und Seminarräume.

Das große Interesse der marokkanischen Gäste galt auch hier der Lehmarchitektur, zudem entdeckten sie mit viel Neugier die regionale Kultur und Geschichte. Städtebesuche in Hachenburg (Fachwerk) und in Köln (Dom, neue Moschee) verknüpften das eine mit dem anderen. Besonders beeindruckend war für die beiden Männer der Empfang durch die Handwerkskammer in Koblenz. Constanze Küsel vom HwK-Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege in Herrstein (bei Idar-Oberstein) informierte zum Beispiel über den Ausbildungsgang zur Fachkraft Lehmbau.

Ein Höhepunkt für den Verein Dindum ist das jährliche "Rendezvous de la musique" in Agdz, gemeinsam organisiert mit der "Association de la Paix pour la culture et le développement". Im Herbst 2013 kam als offizieller Partner die Stadt Agdz hinzu. In Lahnstein gab es jetzt ein Wiedersehen mit Lulo Reinhardt. Dort besuchten die beiden Marokkaner ein Konzert des Gitarristen, der Anfang April zum zweiten Mal beim "Rendezvous de la musique" auftreten wird. Nicht minder interessant war die Visite im Raiffeisenhaus in Flammersfeld. Bürgermeister Josef Zolk erläuterte die Idee des ländlichen Genossenschaftswesens und freute sich über den ersten arabischsprachigen Eintrag im Gästebuch. Die beiden Gäste revanchierten sich für den herzlichen Empfang mit dem Angebot, die Beschreibung von Raiffeisens Leben und Wirken, die bisher nur in Englisch vorliegt, ins Arabische zu übersetzen. Somit: Raiffeisen geht ein Stück weiter um die Welt.

Dem Baustoff Lehm begegneten die marokkanischen Brüder auch im Haus der Familie Kagermann in Forstmehren. Das Künstlerehepaar hat ebenfalls schon mehrfach am "Rendezvous de la musique" teilgenommen. Lobend betonte M'Barek Ait el Kaid, Eva Kagermann-Otte habe durch ihre Mitarbeit im Lehmbau-Workshop und vor allem durch ihre Tanzperformance beim Festival sehr viel bewegt. Dass eine Frau so voller Enthusiasmus öffentlich auftrete, habe in der männlich dominierten Berberkultur Spuren hinterlassen. "Das ist eine universelle Botschaft", philosophierte M'Barek Ait el Kaid. Sein Bruder Aziz stimmte zu und verdeutlichte im Gespräch, er empfinde die Gesamtheit der Begegnungen als großen Reichtum. Durch den Austausch könnten die Menschen lernen, einander zu akzeptieren und zu lieben.

Der Verein Dindum verfolgt das Ziel, irgendwann in den kommenden Jahren ein solches Musikfestival auch im Westerwald auf die Beine zu stellen. In Marokko selbst ist der Verein auf gutem Weg, eine enge Zusammenarbeit mit Studenten einer Universität aus Casablanca zu etablieren. Und natürlich wird auch die weitere Arbeit des Lehmexpress unterstützt (für die Workshops im März sind noch ein paar Plätze frei). elm

www.dindum.com, www.lehmexpress.de, www.rendezvous-de-la-musique.com

Facebook-Freunde sollten abgezockt werden

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Kreis Altenkirchen - Mit der Gutgläubigkeit der Menschen wollte ein Unbekannter die Facebook-Freunde eines Kommunalpolitikers aus dem Kreis Altenkirchen abzocken.

Dafür hatte er sich die Facebook-Identität des Politikers praktisch geklaut und in seinem Namen und mit seinem Bild die Freunde des Politikers angeschrieben. Da bat er die Freunde um Unterstützung. Erst fragte er ganz freundlich (Fehler vom Facebook-Eintrag übernommen) „Alles bestens? Kann ich dich um etwas bitten? Hab keinen Akku kann dich nicht anrufen, deshalb schreibe ich dir hier“. Gute Freunde wollen natürlich helfen oder wenigstens nachhören, was da los ist. Sie melden sich so teilweise zurück. Das war Absicht des Abzockers. Denn der Facebook-Nutzer glaubt erst einmal, dass er den ihm bekannten Politiker über Facebook kontaktet hat. Aber diese Rückantwort läuft auf eine andere E-Mail-Adresse. Von dort wird dann auch das angebliche Anliegen gesendet. Da heißt es dann per Facebook: „Muss etwas online kaufen. Kannst du mir online 5 Paysafekarten bestellen unter www.wertkartenverkauf.com, oder von einer Tankstelle kaufen und mir hier die nummern der Karten schicken? Ich überweise dir heute bis 18.00 Uhr morgens 550 statt 500 zurueck. Muss jetzt was online bestellen und habe dieb TAN nummer für sofortueberweisung nicht dabei. Bekommst versprochen heute bis 18.00 Uhr dein geld und nen kleinen Aufschlag dazu“.
Doch spätestens hier wurden die Freunde des Kommunalpolitikers stutzig, meldeten sich über die korrekte Adresse bei ihm, und alle Freunde konnten dann zügig informiert werden, dass da eine E-Mail mit einem gefälschten Profil unterwegs ist und nicht reagiert werden soll. So eine Anfrage gebe es nicht. Vermutlich ist auch kein Schaden entstanden. Die Facebook-Freunde sind auf diese unmögliche E-Mail, bei der eigentlich schnell zu erkennen ist, dass da etwas faul ist, wohl nicht hereingefallen. Der Politiker hat aber umgehend Strafanzeige bei der Polizei gestellt.
Der Kripo in Betzdorf sind solche Fälle von Identitätsklau nicht unbekannt. Damit hat man öfter zu tun. Mal geht es um Bereicherung (Geld), dann auch öfter um Beleidigung und Mobbing. Die Ermittlungen, um zu den Tätern zu gelangen, gestalten sich schwierig.
Hätte jemand wirklich für 500 Euro solche Wertkarten gekauft und die dazugehörigen Tan-Nummern per Facebook an den ihn bekannten Kommunalpolitiker gesendet, wären die Tan-Nummern bei einer falschen Adresse gelandet. Und mit den Ziffernfolgen hätte der Unbekannte dann bequem und anonym online einkaufen können. Die 500 Euro wären weg gewesen. Was hier abgelaufen ist, läuft unter dem Begriff Identitätsdiebstahl. Das ist ein Delikt, das mit dem Internet immer weiter zunimmt. Andreas Neuser

Casino-Überfall: Räuber feuert plötzlich mit Pistole

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Mudersbach - Er war 21 Jahre alt und wollte ein Räuber sein. Eine Spielhalle ausrauben und einen Tresor plündern. Aber: Die überfallene Kassiererin (56) nahm ihn nicht ernst.

Er drohte ihr mit seiner Schreckschusspistole, sie rief: „Mach dich nicht unglücklich!“ Er warf ihr eine Tüte hin für das Geld, sie warf sie zurück. Da wurde er zornig – und schoss.

Zum Überfall auf die Spielhalle „Big Cash“ am Rewe-Markt in Mudersbach-Niederschelderhütte kam es im April 2013. Jetzt hat das Landgericht Koblenz den 21-Jährigen wegen besonders schweren Raubes zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Sein Komplize (20), der bei der Tat mit einem Schraubendreher drohte, muss drei Jahre und drei Monate in Haft. Der dritte Täter (21), der das Fluchtauto fuhr, kommt drei Jahre hinter Gitter. Das Gericht wandte Jugendstrafrecht an.
Die drei Siegerländer glaubten, echte Männer zu sein – und wurden zu Verbrechern. Der 20-Jährige schilderte im Prozess, wie ihn die anderen zur Tat überredeten. „Lass uns Geld machen!“, hätten sie gesagt. „Sei kein Weichei! Geld braucht man immer!“ Dann knickte er ein. Warum? „Ich fühlte mich in meiner Männlichkeit gekränkt.“ Er wollte „Eier zeigen“. Die Tat besprachen sie später über den Kurznachrichtendienst WhatsApp.
24. April, gegen 23 Uhr: Die drei Männer fahren mit einem Golf zur Spielhalle. Der Fahrer parkt in einer Seitenstraße und bleibt sitzen. Die anderen steigen aus. Der Haupttäter, der später bei der Polizei sagen wird: „Ich fühlte mich wie ein Killer!“, steckt sich seine Pistole hinten in die Hose. Sein Komplize nimmt sich einen Schraubendreher mit. Dann laufen beide zur Spielhalle – und köpfen unterwegs noch eine Flasche Champagner. Sie ziehen Handschuhe an, maskieren sich mit Sturmhauben. Dann öffnen sie die Tür zur Spielhalle, schreiten direkt auf die Kassiererin zu. Die sagt in fast prophetischen Worten: „Verbaut euch nicht die Zukunft! Ihr bekommt bestimmt vier Jahre!“ Der 21-Jährige schießt, schleudert die Frau zur Seite und greift sich das Geld aus der Kasse: 456 Euro. Er sucht einen Tresor, durchwühlt alle Schränke, guckt sogar in den Kühlschrank. Nach dreieinhalb Minuten flüchten die Räuber.
Die leicht verletzte Kassiererin ging nicht zum Therapeuten, sondern arbeitete einfach weiter. Im Prozess brach sie in Tränen aus. Sie blickte den Räubern ins Gesicht und schluchzte: „Ich weiß nicht, ob ich das je vergessen kann.“ Und: „Das Leben besteht nur noch aus Angst. Das läuft einem hinterher.“
„Geldgier“, sagte die Vorsitzende Richterin Helga Diedenhofen, „das war die treibende Kraft bei allen drei Tätern.“ Sie hätten den Überfall in allen Einzelheiten geplant, seien mit erheblicher krimineller Energie vorgegangen.
Der Prozess zeigte: Die Männer waren vor der Tat mehrfach zur Spielhalle gefahren, um diese auszukundschaften. Sie wurden von Überwachungskameras gefilmt. Einem Anwohner fiel zudem ihr Auto auf. Zwei Monate nach der Tat wurden sie festgenommen, sitzen seither in Untersuchungshaft.
Im Prozess entschuldigten sie sich. „Ich wünsche der Frau, dass sie in Zukunft verkraften kann, was sie erlebt hat“, stammelte der Haupttäter. Sein Komplize, der mit dem Schraubendreher, sagte: „Liebes Gericht, es tut mir leid. Ich schäme mich für die Tat.“
Der Haupttäter träumte von einer Bundeswehrkarriere, sein Komplize von einer Ausbildung in einer Anwaltskanzlei, der dritte Mann wollte heiraten. Doch aus alldem wird erst einmal nichts. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Die Männer können Revision einlegen. Hartmut Wagner

Halterin sticht Pferd, Esel und Ponys selbst ab

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Betzdorf/Malberg - Zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten auf Bewährung ist am Amtsgericht Betzdorf eine Frau verurteilt worden, die im August 2012 in Malberg ein Pferd, zwei Esel und drei Ponys durch Messerstiche getötet hat.

Nachdem die Frau (57) beim ersten Prozesstag vor zwei Wochen noch zu der Anklage geschwiegen hatte, ließ sie diesmal über einen neu hinzugezogenen zweiten Verteidiger, den Kölner Rechtsanwalt Ingo Lindemann, ein komplettes Geständnis ablegen. Dies schlug für Richter Tobias Buchhorn bei der Festsetzung des Strafmaßes als eine „ganz gravierende Verfahrensvereinfachung“ zu Buche – immerhin hätten sonst insgesamt zehn Zeugen gehört werden sollen; mindestens ein weiterer Verhandlungstag wäre nötig gewesen.
Dennoch sprach der Richter von einem wohlüberlegten „Plan zur Beseitigung der Tiere“, die „auf brutalste Art und Weise abgeschlachtet“ worden seien, „obwohl es andere Möglichkeiten gegeben hätte“. Buchhorn räumte ein, dass die Angeklagte in einer psychisch „angespannten Situation“ gehandelt habe, weil damals gerade ihr Ehemann verstorben war und sie nun um die Versorgung ihrer vielen Tiere fürchtete.
Deutlich härter war zuvor Staatsanwalt Dr. Matthias Saal mit der Angeklagten ins Gericht gegangen. Er sehe „keine Anzeichen für eine Überforderung“ bei der Frau zur Tatzeit, keinen psychischen Ausnahmezustand. Im Gegenteil sehe er in ihr „eine sehr berechnende Person, die sich bewusst zu diesen schrecklichen Taten entschlossen hat, um sich der Tiere zu entledigen“. Für die „Nacht- und Nebelaktion“ sei „ein vernünftiges Tatmotiv nicht ansatzweise erkennbar“. Sie hätte die Tiere wenigstens zuvor betäuben können – was ihr als gelernte Ärztin möglich gewesen wäre: „Aber da hörte die Tierliebe offenbar auf.“ Fast bedauernd erklärte der Staatsanwalt, man werde, da die Frau strafrechtlich vorher nie in Erscheinung getreten sei, um eine Bewährungsstrafe „nicht herumkommen“. Er forderte aber eine Bewährungszeit von vier Jahren, eine Geldstrafe von 3000 Euro, die die Frau an eine Tierschutzorganisation zahlen sollte, sowie ein Tierhalteverbot von zwei Jahren. Denn er sehe, so Saal, durchaus die Gefahr erneuter Straftaten. Schon jetzt kümmere sich die Frau trotz eines zivilrechtlichen Tierhalteverbots des Kreisveterinäramtes Altenkirchen an ihrem neuen Wohnort erneut um Ponys.
Verteidiger Lindemann räumte ein, „das schreckliche Geschehen“ sei ebenso unstrittig wie „vollkommen sinnlos“ gewesen. Er glaube an die Reue seiner Mandantin, die sich durch eine Kurzschlussreaktion immerhin ihren „Lebensentwurf“ zerstört habe. Das Strafmaß sollte daher ein Jahr nicht überschreiten.
Einer Zeugin – die am ersten Prozesstag die Frau so stark belastet hatte, dass ein weiteres Leugnen der Tat wahrscheinlich sinnlos gewesen wäre – hatte die Angeklagte damals erzählt, sie müsse ihre Tiere „erlösen“, weil diese es bei anderen Besitzern niemals so gut haben würden wie bei ihr. In den Jahren zuvor war der Malberger Hof schon durch außergewöhnlich viele Fälle von „erlösten“ Tieren in den Fokus des Kreisveterinäramts Altenkirchen geraten.

Im Prozess gegen die Malbergerin, die im August 2012 ein Pferd, zwei Esel und drei Ponys brutal abgestochen hat und deswegen am Amtsgericht Betzdorf zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten verurteilt wurde, sagte Richter Tobias Buchhorn bei der Urteilsbegründung, es könne „von einer inneren Umkehr“ der Angeklagten ausgegangen werden. Das sieht die Veterinärin des Kreises Altenkirchen, Dr. Ruth Schönberger, anders. Die Amtstierärztin vermutet, dass die 57-jährige Verurteilte versuchen wird, erneut mit Tieren zu leben. Dabei hatte die Veterinärin auf Anraten von Kripo und Staatsanwaltschaft am 27. August 2012, nach der grausamen Tat von Malberg, ein bundesweit geltendes Tierhalteverbot gegen die Frau erlassen. Dagegen hatte diese Widerspruch eingelegt, diesen jedoch beim Betzdorfer Prozess wieder zurückgezogen.
Bei den Kripo-Ermittlungen auf dem Malberger Anwesen waren 2012 auch drei Katzenkadaver gefunden worden: Bei einem, so Schönberger, habe man festgestellt, dass nach dem Tod des Tiers „fachmännisch Brust- und Bauchraum eröffnet“ worden waren. Zudem wurden laut einer Zeugin zwei tote Hunde im Wald vergraben.
Die Veterinärin hat eine dicke Akte zum „Gnadenbrothof“ Malberg dabei, als sie zum Tiermord-Prozess nach Betzdorf kommt. Hier musste sie zwar als Zeugin nicht mehr aussagen, weil die Angeklagte ein Geständnis abgelegt hatte. Doch mit dieser Frau hat Schönberger seit Jahren zu tun: „Es gibt im Kreis Altenkirchen keinen einzigen tierhaltenden Betrieb mit einer solchen Häufung von Todesfällen aufgrund von Vergiftungen“, sagt sie. Und nie habe in solchen Fällen der Zweifel ganz ausgeräumt werden können, dass sich das betreffende Tier die Futtervergiftung tatsächlich auf der Weide geholt habe. Auch deshalb waren der Verurteilten nach der Tat nicht nur alle Tiere abgenommen und in gute Hände gegeben worden – auch das Füttern wurde ihr untersagt. Und die Vorräte an Tierfutter, die sie noch auf ihrem Grundstück hatte, musste sie entfernen.
Mittlerweile hält sich die Malbergerin meist in einem Dorf in der Region bei ihrem neuen Lebensgefährten auf. Schönberger: „Da wird sie regelmäßig gesehen, wie sie sich um Tiere kümmert.“ Aufgrund von Anzeigen aus der Bevölkerung hat die Veterinärin dort bereits mehrfach geprüft, ob das Fütterungs- und vor allem das Tierhalteverbot eingehalten werden. „Aber die Frau zeigt uns jedes mal eine Bescheinigung, dass die Tiere nicht ihr gehören, sondern dem Lebensgefährten oder anderen Leuten.“
Schönberger erzählt, die Kripo habe herausgefunden, dass die Malbergerin eine ganze Reihe von Tierärzten kontaktiert hat, um sie um das Einschläfern von Tieren zu bitten. „Wäre sie nur zu einem oder zweien gegangen, wäre das aufgefallen.“ Mehrfach habe es Fälle gegeben, in denen der Tierarzt diagnostiziert habe, dass eine Behandlung noch helfen könnte. „Das hat sie immer abgelehnt“, berichtet die Veterinärin. „Später holte sie einen anderen Tierarzt – dann war das Tier meist in einem Zustand, dass nichts mehr übrig blieb als einzuschläfern. Wenn man diese Hintergründe und die Zahl von toten Tieren kennt, wird man skeptisch, dass die Frau sich ändern könnte.“ Peter Seel

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