Um das zu werden, bedarf es großer Anstrengungen. Waldemar Peil (21) aus Siegen hat es geschafft. In Theorie und Praxis gab es jeweils ein „sehr gut“ auf dem Zeugnis. Bundesweit glänzten mit solchen Noten unter 812 Teilezurichtern insgesamt zehn junge Menschen. Aber bei den Noten gibt es noch Punktzahlen. Ab 91 Punkten gibt es ein „sehr gut“. Peil hatte aber mit 94 Punkten bundesweit schließlich das beste Ergebnis.
Am Montag war Peil mit dem Rexnord-Geschäftsführer Armin Nauroth und dem Ausbildungsleiter Ulrich Gerhardus in Berlin zur Preisvergabe. Im Maritim Hotel überreichte Dr. Eric Schweitzer (Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages) Pokal und Urkunde an den jungen Teilezurichter.
Inzwischen hat auch das Unternehmen Rexnord von der IHK eine Urkunde erhalten. Eine Auszeichnung für die hervorragenden Leistungen als Ausbildungsbetrieb. In Sachen Ausbildung, erläuterten gestern Morgen Personalchefin und Prokuristin Marita Wäschenbach sowie Ausbildungsleiter Gerhardus, dass im Unternehmen sehr viel Wert auf eine sehr gute Ausbildung gelegt werde. Jährlich werden Auszubildende eingestellt. Immer so viele, dass sie später auch im Unternehmen übernommen werden können. Gerhardus kann sich intensiv um die Auszubildenden kümmern. Denn es sind Kleingruppen von wenigen jungen Leuten. Das Ergebnis ist bekannt. Peil ist Bundessieger.
Aber nicht nur auf Peil ist man stolz bei Rexnord. Denn vier Auszubildende der Firma bestanden in diesem Jahr die Prüfung mit „sehr gut“. Neben Peil sind das Sebastian Ernst und Luca Tulimiero als Teilezurichter sowie Sebastian Zopf als Industriemechaniker. Auf Landesebene wurden sie dafür bereits ausgezeichnet.
Wie schaffte es Peil nun, zum besten Teilezurichter Deutschlands zu werden? „Mit Ehrgeiz und Spaß am Beruf. Und mit einem erfahrungsreichen Ausbilder, der mich zur richtigen Zeit gefordert und gefördert hat“, sagt er. Peil arbeitet nach der Ausbildung weiter bei Rexnord. Für Ausbilder Gerhardus ist es wichtig, dass jungen Menschen, die etwas leisten wollen, auch eine Chance gegeben wird. Peil hatte sie – und er hat sie genutzt. Der junge Mann wohnt in Siegen. Nach der Schulzeit sammelte er in einem Berufsvorbereitungsjahr beim Bildungswerk Sieg-Lahn erste Erfahrungen im Bereich Metall. Das bestärkte ihn, im Metallbereich einen Beruf zu ergreifen. Ein Praktikum bei Rexnord folgte. Dabei ist er aufgefallen.
Zum Praktikumsende wurde ihm eine Ausbildung zum Teilezurichter angeboten. Da für Waldemar Peil im Unternehmen alles passte („nette Kollegen und gutes Arbeitsklima“) nahm er das Angebot im August 2011 an. Zwei Jahre dauerte die Ausbildung. Heute fühlt er sich als Teilezurichter sehr wohl bei Rexnord. Ein Teilezurichter rüstet, bestückt und wartet komplexe Fertigungs- und Montageanlagen zur Herstellung von Serienteilen.
Dass der in Peschkovka in Kasachstan geborene Peil ein zielstrebiger junger Mann ist, zeigt sich auch noch bei seinem zeitintensiven Hobby. Peil ist Ringer und startet inzwischen für Aachen in der 1. Bundesliga im Freistil. 2012 erlangte er bei den Deutschen Meisterschaften den zweiten Platz bei den Junioren. In diesem Jahr startete er bei den Männern und belegte den 5. Platz. Nicht nur im Beruf, auch in seiner Freizeit ist der junge Mann also ganz weit oben in Deutschland. Andreas Neuser
Deutchlands bester Teilezurichter arbeitet bei Rexnord
Fusion Herdorf und Daaden ist beschlossen
Zuvor gab es im Landtag noch heftige Wortgefechte zwischen dem CDU-Landtagsabgeordneten Michael Wäschenbach aus Wallmnenroth, der für die Berücksichtigung des Bürgerwillens plädierte, sowie Thorsten Wehner (SPD, Wissen) sowie Anna Neuhof (Bündnisgrüne, Kirchen), die die Zwangsfusion verteidigten.
Die Menschen gehen in Herdorf auf die Barrikaden, wegen einer Reform, die zwar nötig ist, aber am konkreten Leben völlig vorbei läuft, verdeutlichte Wäschenbach vor dem Landtagsplenum.
„Statt den Bürgern die Kompetenz zuzusprechen, zu wissen, was das Beste für ihre Heimat ist, regieren sie über deren Köpfe hinweg“, warf er den Befürwortern vor. „Jetzt wissen diese Bürger, dass der Wille der Bürger in Mainz keine Beachtung findet. Die Menschen sind nicht erbost darüber, dass die Landesregierung anderer Meinung ist. Sie haben es einfach satt, nicht ernst genommen zu werden. Wer 1800 Menschen auf der Straße ignoriert und jeden Besuch vor Ort vermeidet, kann sich nicht gleichzeitig Bürgernähe und Bürgerbeteiligung auf seine rot-grüne Fahne schreiben“, so der CDU-Abgeordnete wörtlich, der zu der Erkenntnis kommt, dass man „den Norden von Rheinland-Pfalz lieber zerschlägt, als zu fördern. Die Zwangsfusion von Herdorf und Daaden ist nicht nur eine Botschaft für die Menschen in den beiden Gemeinden. Sie zeigt der ganzen Region das wahre rot-grüne Machtgesicht, welches den Kollateralschaden in Kauf nimmt“.
Die Erkenntnis, dass sinnvollere Varianten/Alternativen für Herdorf nicht durchgeprüft wurden, weil die parteipolitische Strategie die Zerschlagung einer CDU-Hochburg (Gebhardshain) vorsehe. „Das ist doch was die SPD und meinen Abgeordnetenkollegen vor Ort umtreibt. Das Vertrauen der Menschen in Herdorf und Daaden haben sie bereits verloren.“ an
TSG Biersdorf liefert spektakuläre Show
Rund 70 Aktive zeigten ein buntes Programm – von Rhönradturnen über Tanz bis hin zu Akrobatik. Vorsitzender Albert Jung begrüßte dazu rund 150 Besucher, darunter auch Bürgermeister Wolfgang Schneider und Ortsbürgermeister Günter Knautz. Für die Vorführungen hatten die Kinder und Jugendlichen wochenlang geprobt und sich riesig auf ihren Auftritt gefreut, erzählt Jung.
Mit einem flotten Aufwärmprogramm zum „Gangnam Style" starteten kleine und große Turner – cool mit Sonnenbrillen ausgestattet – ins Programm. 15 Turnküken schlugen gleich darauf beim Bodenturnen ein Rad nach dem anderen. Aileen, Denise, Jenna, Alina und Larissa sind zwar noch Anfängerinnen im Rhönrad, aber bereits mit viel Spaß bei der Sache.
Selina Wollenweber ist gerade 16 Jahre alt, leitet aber schon seit zwei Jahren mit großem Erfolg die Tanzgruppe. Diese trat gleich mehrfach auf und zeigte von Hip-Hop bis Ballett eine große Stilbandbreite. Junge Talente am Rhönrad sind Lara, Cacey, Catalena und Erna. Sie werden – wie die Anfängerinnen – von Wernhild Jung trainiert. Die Vorführung der Jungensportgruppe von Nils Strunk und Wernhild Jung hatte es in sich. Die Jungs zeigten Akrobatik an Bock und Barren und bauten sogar eine „Menschenpyramide" auf.
Riesenapplaus gab's für die Leistungsturnerinnen der Rhönradgruppe: Fiona, Anna, Nancy, Denise und Weenke zeigten eine mitreißende Show mit anmutigen Elementen aus ihrem Wettkampfprogramm. Trainiert werden die Mädchen von Kathrin Niemüller und Wernhild Jung. Viel Spaß hatten die rund 200 Besucher bei der Aufführung des jüngsten TSG-Nachwuchses (Eltern-Kind-Turnen mit Karola Strunk und Wernhild Jung). Mithilfe von Mama und Papa balancierten die Turnküken gekonnt über den Barren.
Eine bunte Rhönradshow präsentierten beim Paarturnen Denise mit Anna, Lana mit Sabrina und Weenke mit Nancy (Trainerin Kathrin Niemüller). So manchem Zuschauer stockte sodann fast der Atem, als Victoria Fries mutig mit dem Rhönrad (Durchmesser 2,15 Meter) eine Spirale nach der anderen drehte. „Das ist Rhönradturnen auf einem ganz hohem Niveau", lobte Vorsitzender Jung. Zum Abschluss der Gala (Gesamtleitung Wernhild Jung, Moderation Victoria Fries) fuhren vier Nikolausturnerinnen auf Wakeboards in die Halle ein. Sie turnten nicht nur eine tolle Show, sondern hatten auch Geschenke für die Kinder mitgebracht. Zum Dankeschön wurde gemeinsam gesungen. Markus Döring
Berufsinfos aus erster Hand
Dieser Infotag richtete sich speziell an die Oberstufenschüler und war flankiert vormittags von Projektpräsentationen für die angehenden Fünftklässler sowie abends vom großen Ehemaligentreffen im Kulturwerk. Neben den Jugendlichen der Jahrgangsstufen 11 und 12 (verpflichtend) meldeten sich auch einige Neunt- und Zehntklässler freiwillig für einzelne Vorträge an. Schulleitung und Elternbeirat hatten mehr als 30 Referenten gewinnen können, viele davon aus dem Kreis der Ehemaligen. Sach- und fachkompetent stellten sie die unterschiedlichsten Ausbildungswege und Berufsfelder vor, gaben Einblicke in den Berufsalltag – vom Bauingenieur bis zum Juristen, vom Kinderarzt bis zum Polizisten. Vielfach, aber nicht ausschließlich, handelte es sich um Berufe, die ein Studium voraussetzen. Deshalb war die Teilnahme einiger Studenten für die Jugendlichen ein besonderes Angebot. So berichtete etwa Lukas Lauterbach (Uni Bonn) über Anforderungen und Chancen des Chemiestudiums, noch größer war das Interesse an den Lehramtsstudiengängen. Eher an die Eltern richteten sich die Referate zur Studienfinanzierung.
Das enorme regionale Potenzial unterstrichen zum Beispiel Professor Horst Idelberger von der Universität Siegen (Maschinenbau) sowie drei Vertreter der Kreisverwaltung Altenkirchen (Fachinformatik, Wirtschaftsgeografie, Duale Ausbildung). Für die Attraktivität eines Dualen Studiums warben ferner Peter Hähner von der Kleusberg GmbH in Wissen (Bauingenieurwesen), Walter Spieß von der Dalex Schweißmaschinen GmbH (Maschinenbau) und Renate Heer vom Finanzamt Altenkirchen-Hachenburg. Neben Medizinern, Bankern, Medienfachleuten und einer Apothekerin standen den Schülern zudem mehrere Wissenschaftler Rede und Antwort: Große Aufmerksamkeit galt etwa den Vorträgen von Jürgen Buschmann (Sporthochschule Köln), Historiker Andreas Rödder (Uni Mainz) und Mathematiker Friedhelm Schönfeld (Hochschule RheinMain).
In der Regel tauten die Schüler nur zögerlich auf, Nachfragen hielten sich in Grenzen, oft fehlte dazu im Anschluss schlicht die Zeit. Dennoch, so resümierte etwa Volker Rötzel von der Polizeiwache Wissen, habe er ein großes Interesse festgestellt und sei optimistisch, den Jugendlichen die Attraktivität einer Laufbahn im Polizeidienst näher gebracht zu haben. Der gute Erfolg des BIT schreit geradezu nach einer Wiederholung. „Wir werden das noch mal machen", stimmte der stellvertretende Schulleiter Thomas Heck mit Angelika Pelzel vom Schulelternbeirat überein. elm
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Betzdorfer Architekten bauen Freizeitpark in Region Kurdistan
Dort entsteht ein großer Freizeitpark auf einer Fläche von 2,5 mal 1,0 Kilometer.Von Betzdorf aus werden sämtliche Hochbauten und die Freiflächengestaltung sowie deren Umsetzung von den Architekten Udo Piske und Ralf Utsch bearbeitet. Teilweise sind auch Mitarbeiter für längere Zeit vor Ort, um die Arbeiten besser zu koordinieren. Neben den bereits im Rohbau erstellten zwölf Restaurants sind ein 360-Grad-Kino, eine Shopping-Mall, zwei Hotelanlagen und ein Outlet-Center in Planung. Fahrgeschäfte (Riesenrad, Freefall-Tower und Achterbahn) sind bereits aufgebaut, Straßen und Wege befestigt. Im Januar werden von den Betzdorfern weitere Maßnahmen in Erbil abgestimmt. In der Stadt, so die Architekten, sei eine Aufbruchstimmung zu verspüren, vergleichbar mit der in Dubai vor 25 Jahren. Durch die enormen Einnahmen aus dem Erdölgeschäft werde all das nachgeholt, was in der Ära Saddam Hussein komplett vernachlässigt worden sei.
Im Rahmen einer Feierstunde hielt das Unternehmen mit seinen rund 15 Mitarbeitern nun Rückblick auf 35 Jahre Architektur und Stadtplanung aus dem Hause Piske. Ganz am Anfang stand der Bau von Garagen, Häusern und Anbauten. Klein wurde angefangen. Zunächst unter dem Namen Udo Piske, eine Zeit lang unter Piske/Köhler und seit 1995 mit dem Namen Piske+Partner. Das sind Ralf Utsch und Udo Piske.
In den vergangenen 35 Jahren wurden mehr als 1000 Projekte bearbeitet. Seit über 20 Jahren betrage die jährliche Bausumme der Projekte, die durch das Büro in den unterschiedlichsten Leistungsphasen bearbeitet wurden, im Schnitt 15 Millionen Euro jährlich, erzählt Udo Piske. Das aktuell größte Projekt hat eine Bausumme von 45 Millionen Euro. Es ist das Maybach-Quartier in Stuttgart Killesberg. Hier entstehen über 30000 Quadratmeter Mietfläche für Wohnungen.
Ab 1980 kamen die ersten gewerblichen Projekte mit Industriehallen, Werkstätten oder auch Ladenlokale und Geschäftshäuser hinzu. Der Neubau von Elco in Betzdorf zählt dazu. Ende der 1980er-Jahre erweiterten sich die Aktivitäten in den Bereich der Stadtplanung mit Projektentwicklung von Gewerbegebieten, in enger Kooperation mit den Kommunen.
Hier war ein zukunftsweisendes Projekt, noch vor der Wiedervereinigung, die städtebauliche Entwicklung am Kerpener Kreuz mit Europarc und der Stadt Kerpen. Hieraus sind Projekte entstanden wie das Technologiezentrum von Compunet, die Europazentrale von Visteon, die Industrie- und Hochregallageranlagen für Boll + Kirch oder auch die Karthalle von Michael Schumacher.
Noch heute, so Piske, sei die städtebauliche Entwicklung des 700000 Quadratmeter großen Geländes noch nicht abgeschlossen und immer noch mit dem Namen Piske+Partner verbunden. Die Erfahrungen Kerpen seien ausgesprochen hilfreich bei den sehr großen städtebaulichen Entwicklungen gewesen, die durch die Wiedervereinigung entstanden und bearbeitet wurden.
Beispiele dafür sind:
Auf einer Fläche von 1,5 Millionen Quadratmeter in unmittelbarer Nähe am Flughafen Leipzig, in Großkugel, die Gesamtplanung einer kleinen Stadt, durchmischt mit Wohnen, Einzelhandel und gewerblichen Büroflächen.
Der Europarc Berlin am ehemaligen Grenzübergang Dreilinden. Er wurde durch die Stiftung Deutsche Baukultur als Musterbeispiel einer städtebaulich geplanten und tatsächlich umgesetzten Maßnahme prämiert. Prominenteste Adresse in diesem Gewerbepark ist die Firma eBay.
Einen kompletten Zuliefererpark für VW (mit 200000 Quadratmeter Hallenfläche) wurde ebenfalls in Betzdorf konzipiert und in Emden umgesetzt.
Die ehemalige Ayerskaserne in der Nähe von Gießen, 1,2 Million Quadratmeter groß, wird seit zehn Jahren sehr erfolgreich entwickelt. Auf dem Gelände auf dem ehemals 6000 amerikanische Soldaten untergebracht waren, wurde die gesamte Infrastruktur inklusive Abbruch, Altlastensanierung und Erschließung durch Piske+Partner durchgeführt.
Neben den Logistikzentren Bork, Bosch und Cosnova, die unmittelbar durch das Betzdorfer Büro betreut werden, haben sich auf dem Gelände Lidl, UPS und Iron Mountain angesiedelt.
Unmittelbar am Frankfurter Flughafen ist gerade ein weiteres Logistikprojekt für eine der größten Luftfrachtunternehmen der Welt, der JAS-Forwarding fertig gestellt worden. Dort werden unter anderem in einem Teilbereich sämtliche exklusiven Versandprodukte der Firma Leica konfektioniert.
Regelmäßige Auslandstätigkeiten bilden einen besonderen Reiz. In den Jahren 2003 bis 2008 wurden Projekte insbesondere in den vereinigten Arabischen Emiraten bearbeitet, aber auch in Jordanien, Bahrain und Katar. Hier gab es aber auch manche Rückschläge und es wurde Lehrgeld gezahlt. Es gab falsche Berater. Aus den Fehlern hat man gelernt.
Neben den Entwicklungen außerhalb des Kreises Altenkirchen, so das Maybach-Quartier in Stuttgart (Foto), bearbeitet Piske+Partner nach wie vor auch Bauaufgaben in der Region, angefangen von Nutzungsänderungen, Garagen, Einfamilienhäusern wie auch gewerbliche Projekte. Auch in Betzdorf wurden Projekte verwirklicht. So die Hochbauten in der oberen Bahnhofstraße, die Siegpassage, der Neubau der Firma Elco, die Sanierung des Wolf-Garten-Geländes in der Wilhelmstraße mit dem Neubau der Baumärkte, die Neubauten von Petz/Rewe und Gromnitza auf dem ehemaligen Fabrikgelände Struthof, oder das Fachmarktzentrum in Alsdorf. Andreas Neuser
Beim Weihnachtsbaumhof in Schürdt bleibt keiner "ohne"
Dieser hier ist unten zu breit, bei dem anderen könnte die Spitze etwas höher sein, und der da drüben könnte eine Idee voller sein: Den richtigen Weihnachtsbaum zu finden, ist gar nicht so einfach. Davon kann Hans-Jürgen Thisson aus Schürdt ein Lied mit vielen Strophen singen. Seit rund drei Jahrzehnten verkaufen er und seine Familie Bäume, die in den Wohnzimmern der Region zum Fest nicht fehlen dürfen. Besonders Freitag und Samstag waren für ihn echte Großkampftage.Der Hof der Familie Thisson ist ein kleines Mekka für Weihnachtsbaumkäufer im Westerwald. Innerhalb weniger Wochen wechseln hier mehrere Hundert Nordmanntannen und Blaufichten den Besitzer. Vor 35 Jahren hat alles ganz klein angefangen. Hans-Jürgen Thisson, der beim Verkauf von seiner Frau Renate, von Tochter Natascha und Schwiegersohn Karsten Schumann unterstützt wird, erinnert sich noch genau: „Wir hatten damals in der Nähe eine kleine Fichtenkultur und wurden von Nachbarn und Bekannten gefragt, ob wir ihnen nicht einen Weihnachtsbaum daraus verkaufen können. Da die Leute mit ihrem Baum zufrieden waren, kamen sie im nächsten Jahr wieder und brachten weitere Interessenten mit. Vor etwa 30 Jahren haben wir dann die Kulturen erweitert und unser Angebot offiziell gemacht."
80 Prozent der jährlichen Käufer, die überwiegend aus den Verbandsgemeinden Flammersfeld, Altenkirchen, Asbach und Puderbach kommen, zählen inzwischen zu Stammkunden. Nach dem Kauf – das Schürdter Familienunternehmen bietet Weihnachtsbäume in einer Größe zwischen 1 Meter und 2,50 Meter an – wird der Baum eingenetzt übergeben. Beim Verladen in den Kofferraum, auf den Anhänger oder auf den Dachgepäckträger ist das freundliche Team gerne behilflich. Selbstverständlich geben die Thissons auch Tipps zur richtigen Lagerung und Pflege der Bäume mit auf den Weg. Damit die Nadeln lange am Baum bleiben, ist unter anderem eine ausreichende Bewässerung sehr wichtig, weiß der Chef des Hofs. „Ein frisch geschlagener Baum kann pro Tag bis zu zehn Liter Wasser aufsaugen. Um die Aufnahme zu gewährleisten, wird von jedem Baum vor dem Einnetzen ein Stück vom Stamm abgeschnitten. Denn kurze Zeit nach dem Schlagen in der Kultur verharzt die Schnittstelle", weiß der erfahrene Schürdter Weihnachtsbaumverkäufer.
Da die Saison sehr begrenzt ist, muss vor der Verkaufszeit genau kalkuliert werden, wie viele Bäume benötigt werden. „Dies gelingt mir seit Jahren sehr gut. Es bleibt kaum mal ein Baum übrig", sagt Hans-Jürgen Thisson mit Stolz. Und sollten die zuvor kalkulierten Bäume einmal nicht ausreichen und Weihnachtsbaum-Mangel auf dem Hof drohen, dann hilft ein befreundeter Händler aus dem Windecker Ländchen gerne aus. „Wichtig für uns ist, dass die Kunden einen Baum aus der Heimat bekommen. Diese haben nämlich keinen tagelangen Transport hinter sich und kommen nicht aus Kühlhäusern."
Thomas Schneider aus Mendig schwört auf Bäume aus Schürdt: „Ich kaufe unseren Weihnachtsbaum schon seit vier Jahren hier." Er hat sich heute wieder für eine 1,50 Meter hohe Nordmanntanne entschieden. Für einen Weihnachtsbaum aus dem Westerwald nimmt er sogar eine rund zweistündige Fahrt in Kauf. „Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass es hier die besten Bäume gibt. Sie sind nicht nur sehr schön, auch die Nadeln bleiben sehr lange dort, wo sie hingehören", sagt der 44-jährige Familienvater. Jürgen Steinborn aus Flammersfeld ist schon seit 26 Jahren Kunde der Thissons. „In all der Zeit bin ich nur zweimal ,fremdgegangen' und habe unseren Weihnachtsbaum woanders gekauft", sagt er mit einem Grinsenden. „Auch wenn die Kinder aus dem Haus sind, gibt es bei mir kein Weihnachten ohne Weihnachtsbaum", erzählt eine langjährige Kundin aus dem Nachbarort Orfgen.
Die letzten Christbäume verlassen übrigens am Morgen des Heiligen Abend den Hof in Schürdt. Auch wenn dann nicht mehr viele da sind, garantiert Hans-Jürgen Thisson: „Bei uns bleibt keiner ohne Weihnachtsbaum. Zur Not schicken wir die letzten Käufer in eine unserer Kulturen." So erinnert er sich noch sehr gut an einen Vorfall, der 20 Jahre zurückliegt. Es war an Heiligabend. Kurz vor Mittag kam ein Kunde auf den Hof, der sich vor dem Weihnachtsbaumkauf in einer Gaststätte selbst „einen gekauft" hatte. „Die letzten Bäume, die noch auf dem Hof standen, waren stark gefroren, und ich sagte dem Mann, dass es wohl nicht klappen würde, den Baum bis zum Nachmittag aufzutauen. „Kein Problem", sagte dieser lachend und mit schwerer Zunge, „Der kommt gleich in die Badewanne, und in zwei Stunden steht er geschmückt auf dem Gabentisch."
In einem weiteren Fall erinnert er sich an eine Familie aus der Verbandsgemeinde Flammersfeld. Diese hatte ihren Weihnachtsbaum in Koblenz gekauft. Zu Hause angekommen, gefiel ihnen der Baum nicht mehr. „Der Familienvater fragte bei mir ganz vorsichtig an, ob er den Baum, obwohl er ihn nicht bei uns gekauft habe, umtauschen kann. Ich tat im den Gefallen und habe dadurch einen bis heute treuen Kunden gewonnen." Heinz-Günter Augst
Schüler schreiben Weihnachtsgeschichten
Stolz sind die Schüler der katholischen Religionsgruppe der Klassen 6b und 6d der Bertha-von-Suttner-Realschule plus in Betzdorf. Unter Anleitung von Lehrerin Renate Himmrich-Kilian und mit Unterstützung von Pädagogin Petra Lieber entstand eine Heft mit Geschichten zu Weihnachten. Meist alleine oder auch einmal von zwei Schülern gemeinsam wurden sie geschrieben. Es sind besinnliche, nachdenkliche und manchmal auch lustige Geschichten, die von den Schülern geschrieben wurden.
Allen hat die Arbeit für das Heft viel Spaß gemacht. In diesem Jahr war es nicht das erste Heft mit Weihnachtsgeschichten. Bereits vor einem Jahr erstellten die Schüler der Religionsgruppe der 5a und 5b bereits Weihnachtsgeschichten. Andere Schüler setzten so ein Projekt bereits 2011 um. Und 2012, erzählt Himmrich-Kilian, beteiligten sich auch muslimische Schüler an dem Projekt. Sie wollten unbedingt auch eine Geschichte schreiben. „Weihnachtsbaumkatastrophe“, „Rettung des Weihnachtssterns“, „Mein größter Wunsch“, „Ein Hund rettet Weihnachten“ und „Schönstes Weihnachten“ sind einige Themen in dem Heft.
Hier dokumentieren wir beispielhaft drei Geschichten:
Das Weihnachtswunder
Es war der 23. Dezember, ein Tag vor Heilig Abend. Tim, der Bruder von Tom, lag im Krankenhaus mit einem gebrochenen Arm. Tim war sehr traurig, weil er jetzt die Weihnachtsgeschenke für die Eltern ganz alleine basteln musste. Jedes Jahr hatten sie es nämlich zusammen gemacht. Im Krankenhaus hatten sie aber ausgemacht, welche Überraschung Mama und Papa an Weihnachten auspacken sollten. Ein Lebkuchenhaus. „Wie soll ich das bis morgen schaffen?“, überlegte Tom verzweifelt. „Oma!“, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. „Ja, Oma ist die Rettung!“ Alles würde gut.
Abends fuhr er dann mit den Eltern ins Krankenhaus, um Tim zu besuchen. Leise klopften sie an die Zimmertüre. „Überraschung, Tim!, riefen alle gleichzeitig, als sie hinein gingen. Aber die große Überraschung war die, dass Tim gar nicht in seinem Zimmer war. „Was ist passiert?“, Mama war vollkommen aufgelöst. In diesem Moment kam eine Krankenschwester herein, die den Eltern und Tom erklärte, dass Tim vor einer halben Stunde entlassen worden sei. Wer ihn abgeholt hatte, wusste sie leider nicht. Alle drei machten sich besorgt auf den Heimweg, in der Hoffnung, dass Tim vielleicht zuhause sei. Er war nicht zuhause! Sie fragten alle Nachbarn, aber niemand hatte Tom gesehen.
„Moment mal!“, ich glaube, ich weiß wo mein kleiner Bruder ist“, grinste Tom. Zehn Minuten später waren sie bei Oma angekommen. Tom ging als erster in die Küche und bat die Eltern erst einmal zu warten. „Das habe ich mir genauso gedacht“, dachte Tom. Tim und Oma saßen zusammen in der Küche, die einer Weihnachtsbäckerei glich. Das Lebkuchenhaus war fast fertig. Tim hatte also die gleiche Idee gehabt. Kein Wunder, denn die beiden sind ja Zwillinge, nur dass Tom fünf Minuten früher zur Welt kam als Tim. Mama und Papa durften natürlich nicht mehr in die Küche und die Zwillinge hatten die Erlaubnis bei Oma zu übernachten.
„Wer hat dich denn eigentlich aus dem Krankenhaus entlassen?“, fragte Tom später seinen Bruder. „Ach, das ist doch nicht so wichtig murmelte Tim. Vielleicht der Weihnachtsmann. Oma lächelte sehr verschmitzt, als sie die Lebkuchenreste aus Tims Gesicht kratzte.
Pascal Schäfer und Robin Moosakhani
Die Weihnachtsbaumkatastrophe
Nur noch eine Woche dauerte es bis Weihnachten. In der Familie Schmidt war große Hektik ausgebrochen. Papa schrie:“ Cedrik, Leonie, kommt endlich runter, wir wollen einen Baum kaufen!“ Mit dicken Schals, Handschuhen und Wollmützen ausgerüstet ging es los. Mama blieb zu Hause, um Plätzchen zu backen – wie jedes Jahr.
Papa, Cedrik und Leonie waren beim größten Baumverkauf der Stadt angekommen. Aber entweder waren die Bäume zu groß, zu klein, zu breit, zu schmal, zu krumm, zu dünn - einfach nicht so, wie sie sich einen Weihnachtsbaum wünschten. Papas Laune war nicht die beste. Leonie und Cedrik sagten gar nichts, alle drei waren enttäuscht. Gerade als sie den Platz verlassen wollten, entdeckte Leonie ganz am Rand einen Baum, der ihnen vorher gar nicht aufgefallen war. Es war der perfekte Baum, den sie sich kurz darauf unter die Arme klemmten und fröhlich zum Auto marschierten. Vater versuchte die Tanne, deren Nadeln doch sehr pieksten, schwungvoll durch die Ladefläche zu schieben. „Das darf doch nicht wahr sein!“, Papa lief puterrot an, versuchte es aber noch einmal. Leonie und Cedrik drückten kräftig gegen den Stamm, obwohl sie bereits festgestellt hatten, dass entweder der Baum zu groß oder das Auto zu klein war.
Es schneite und schneite wie verrückt, als Papa befahl:“Ihr bleibt hier stehen, rührt euch nicht vom Fleck! Ich muss den Anhänger holen!“ Tapfer standen die Kinder im Schneegestöber, während sie den Weihnachtsbaum festhielten. Endlich kam Papa wieder zurück! Ohne Anhänger! Der hatte nämlich einen Platten.
Mit dem Baum, das gibt nichts mehr!“ rief er und das Gesicht wurde noch roter. Leonie schossen die Tränen in die Augen, aber Cedrik meinte nur: „Ist doch egal, Hauptsache Geschenke!“ Den Baum hatten sie übrigens hinter die Mauer legt, in der Hoffnung, dass er morgen noch da war. Die leckeren Plätzchen, deren Duft durchs ganze Haus zog, trugen dazu bei, dass die Stimmung wieder gut wurde. Sogar Papa machte sich lustig darüber, was passiert war.Am nächsten Morgen, der Reifen des Anhängers war ausgetauscht, wollten sich die drei Weihnachtsbaumexperten wieder auf den Weg machen. Als sie aus der Tür kamen, trauten sie ihren Augen nicht.
Mitten in der Einfahrt stand ihr Baum, breitete seine Äste weit aus und es hatte den Anschein, als könne er sich ein Grinsen nicht ersparen. Unter dem Baum stand eine große Kiste, gefüllt mit roten Weihnachtsbaumkugeln und Strohsternen. Ganz unten im Karton fanden sie einen Zettel: „Es grüßt herzlich der Weihnachtsmann.“
René Brado und Lucas Kirch
Mein größter Wunsch
Es war eine Woche vor Weihnachten und ich saß mit meinen Eltern am Frühstückstisch. Mein Brötchen aß ich mit der linken Hand, den rechten Arm konnte ich seit langem nicht mehr bewegen. Eine unheilbare Krankheit ließ es nicht zu. Heute mussten wir wieder ins Krankenhaus zur Untersuchung. Ich wusste, dass ich vielleicht nicht mehr viele Weihnachtsfeste erleben durfte und so hatte ich jedes Jahr Angst, es würde das letzte sein. Auch in diesem Jahr!Meine Eltern waren auch bestimmt die traurigsten Eltern, die es gab. Ich sah es, obwohl sie sich mir gegenüber sehr tapfer zeigten.
Wir redeten über alles, nur selten über meine Krankheit, obwohl sie unsere ganzes Denken bestimmte. Nach unserem Arztbesuch, der keine Hoffnung hinterlassen hatte, wünschte ich mir nur eines: Ein besonders schönes Weihnachtsfest. Es wurde Heilig Abend. Ich fühlte mich sehr schwach. Ich lag auf dem Sofa im Wohnzimmer, während Mama und Papa den Baum schmückten. Rote Kugeln, Strohsterne und kleine Engel fanden dort ihren Platz. Ich bemerkte, dass Mama sich immer wieder verstohlen über die Augen wischte.
Nach dem Abendessen, kurz vor der Bescherung klingelte es an unserer Haustüre. Meine Eltern scherzten:“Das ist bestimmt der Weihnachtsmann. “Meine kleine Schwester lief zur Haustür und dann kamen alle herein: Oma und Opa, alle Tanten und Onkels, meine Cousinen und Cousins und alle Nachbarn.An diesem Abend hatte ich meine Krankheit für ein paar Stunden ganz vergessen, denn es war wirklich das schönste Fest, das wir jemals gefeiert hatten. Lange nach Mitternacht schlief ich glücklich ein.
Viele Jahre sind mittlerweile vergangen und heute schmücke ich mit meinen Kindern Lea und Julia den Weihnachtsbaum. Mit roten Kugel, Strohsternen und kleinen Engeln.Vielleicht war es das Wunder der heiligen Nacht, dass meine Krankheit besiegt hatte. Ich kann es nur glauben.
Lea Zimmermann und Julia Bayer
Sternsinger im Kreis Altenkirchen unterwegs
Bis zum 6. Januar, dem Dreikönigstag, werden die Sternsinger an die Türen klopfen und mit ihren Sammeldosen um eine Geldspende für Not leidende Kinder in Afrika, Asien, Lateinamerika, auf den Philippinen und in Syrien bitten.
Das Motto der Aktion lautet diesmal: „Segen bringen, Segen sein. Hoffnung für Flüchtlingskinder in Malawi und weltweit." Gerne schreiben die Sternsinger auch den Segenswunsch „Gott beschütze dieses Haus" über die Haustüren oder bringen Klebeschilder mit der Abkürzungsformel 20+C+M+B+14 an.Die Aussendung der Sternsinger erfolgte traditionsgemäß am 28. Dezember, dem „Tag der unschuldigen Kinder". In der katholischen Kirchengemeinde Sankt Antonius in Oberlahr, wo Pastor Clemens Feldhoff den Kindern den Segen Gottes mit auf den Weg gab, war der Aussendegottesdienst gleichzeitig die Premiere für den neuen Sternsingerorganisator Thomas George aus Krämgen. Er hat vor wenigen Wochen die Nachfolge von Toni Eich aus Reiferscheid angetreten. Eich, der sein Amt aus Altersgründen in junge Hände legte, hatte 1999 die Sternsingeraktionen im Raum Flammersfeld ins Leben gerufen. Thomas George, der in seiner Begrüßung unter anderem an die großen Hilfen der Sternsingeraktionen erinnerte, wies auch auf die geweihte weiße Kreide hin, mit der die Mädchen und Jungen den Segenswunsch 20+C+M+B+14 schreiben. Ein Dank ging an die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer, die die Sammelaktionen betreuen. Viele von ihnen waren in ihrer Kinder- und Jugendzeit selbst als Sternsinger unterwegs. Im vergangenen Jahr hatten die Sternsinger aus dem Kirchspiel Oberlahr rund 8000 Euro gesammelt.
Deutschlandweit waren 2013 rund 500 000 Sternsinger unterwegs. Dabei haben die Mädchen und Jungen mehr als 43 Millionen Euro gesammelt. Dieses Geld fließt in 2207 Projekte und kommt so Kindern in 106 Ländern zugute. Das Dreikönigssingen wird getragen vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger" und dem Bund der deutschen katholischen Jugend und ist die weltweit größte Solidaritätsaktion. Heinz-Günter Augst
Firmen im Kreis Altenkirchen hinken bei Sepa-Umstellung hinterher
Auch die Bundesbank zeigt sich unzufrieden. „Wir sehen Bewegung, können aber noch keine Entwarnung geben", sagt etwa Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele.Vom 1. Februar an müssen Vereine und Firmen das Sepa-Verfahren für Überweisungen und Lastschrifteinzüge nutzen. Dieses europaweit einheitliche Verfahren soll den bargeldlosen Geldverkehr in den Mitgliedsstaaten reibungsloser gestalten. Seit vielen Monaten schon können sich die Unternehmen und Vereine darauf vorbereiten und ihre Zahlungswege auf Sepa umstellen. Wie IHK-Regionalgeschäftsführer Oliver Rohrbach feststellt, gibt es hier allerdings noch großen Nachholbedarf. Im dritten Quartal sind von den täglich 35 Millionen Lastschriften in Deutschland mit einem Volumen von 52 Milliarden Euro lediglich 0,68 Prozent über Sepa abgewickelt worden, berichtet Rohrbach. Ein wenig besser ist die Quote bei den Überweisungen: Von den 25 Millionen Überweisungen, die pro Tag in Deutschland getätigt werden (Volumen: 227 Milliarden Euro), waren 14 Prozent sepafähig.
Offensichtlich sind die vielfältigen Bemühungen der Banken sowie anderer Institutionen, die Firmen zur rechtzeitigen Vorbereitung auf die umfangreichen Änderungen im Zahlungsverkehr vorzubereiten, streckenweise ins Leere gelaufen. Wie Oliver Rohrbach von der IHK erläutert, kann es durchaus gefährlich sein, sich nicht beizeiten um die Umstellung zu kümmern: „Im schlimmsten Fall bedeutet das, dass vom 1. Februar an Cashflow ausfällt. Und das kann für einzelne Unternehmen brenzlig werden." Bedeutet: Wer nicht gewappnet ist, der riskiert, dass er bei Kunden keine fälligen Rechnungen mehr abbuchen kann.
Möglicherweise denken viele, dass es sich bei der Sepa-Umstellung nur um neue Kontonummern und den Wegfall der Bankleitzahlen geht. Allerdings ist der Umstieg auf das neue, europaweit einheitliche Verfahren komplizierter als mancher denkt. So muss jeder, der Geld von einem anderen Konto per Lastschrift einziehen will, zunächst bei der Bundesbank eine Gläubiger-Nummer beantragen. Ohne die läuft nichts. Außerdem muss er alle Kontodaten seiner Kunden auf IBAN (die neue Kontonummer) und BIC (die neue Bankleitzahl, die aber in einem späteren Schritt entfällt) umstellen. Vor dem ersten Bankeinzug per Sepa muss er dann noch den Kunden anschreiben und den Einzug ankündigen – samt einer Referenznummer, die eine eindeutige Zuordnung zum Kunden erlaubt.
All das, unterstreicht Oliver Rohrbach von der IHK, lässt sich nicht in ein paar Stunden erledigen. Daher rät er dringend allen Unternehmen und Vereinskassierern, die die Sepa-Umstellung bislang vor sich hergeschoben haben, sofort tätig zu werden. „Wenn alle erst 5 vor 12 umstellen, dann überlastet das auch die Banken." Außerdem weist er darauf hin, dass es je nachdem eine hohe Fehlerquote bei der Umstellung der Daten geben kann. Wer also erst vom 1. Februar an per Sepa einzieht und nicht den Januar als „Testlauf" nutzt, der kann am 1. Februar sein blaues Wunder erleben – und Ebbe auf dem Bankkonto. Rohrbach: „Die Situation ist hier deutlich anders als bei der Umstellung aufs Jahr 2000, als alle nur darauf gewartet haben, was mit ihren Computern passiert und alle froh waren, dass alles geklappt hat." Bei der Umstellung auf Sepa ist jedes einzelne Unternehmen und jeder einzelne Verein gefragt, rechtzeitig die Software umzustellen, Briefbögen mit Kontonummern neu zu drucken, Kundendaten umzustellen und das Lastschriftverfahren an die neuen gesetzlichen Bestimmungen anzupassen. (mp)
Zwei Mutige wagen sich ins eiskalte Siegwasser
Amy Winehouse geht in Betzdorf baden: Jedenfalls erinnerte der Aufzug von Melanie Kückes Moderator Joachim Eutebach an die legendäre Popikone. Die Sängerin mit der unverwechselbaren Stimme bevorzugte schwarze Kleidung.
Düster das Kostüm – heiter dagegen die Stimmung: Melanie Kückes aus Betzdorf trat beim Neujahrsschwimmen (Veranstalter: Aktionsgemeinschaft Betzdorf) gestern am 1. Januar frohen Mutes den Gang ins kalte Wasser der Sieg an. „Ich wollte einmal etwas Neues ausprobieren“, sagt die 28-Jährige. Angst vor der Premiere hat sie nicht: „Ich muss gucken, wie es so abläuft, erst dann kann ich sagen, wovor ich beim nächsten Mal Respekt haben könnte.“ Zudem vertraut sie den Frauen und Männern der DLRG Betzdorf-Kirchen, die wieder für die Sicherheit der Teilnehmer verantwortlich zeichneten: „Wir sind in guten Händen.“
Mit „Wir“ ist der zweite Starter beim Freiluftspektakel auf dem Parkplatz bei der Diskothek „360 Grad“ gemeint: Michael Theis aus Kirchseifen bei Wissen. Im Gegensatz zu Melanie Kückes ist der 45-Jährige beim Neujahrsschwimmen in Betzdorf ein alter Hase: „Ich mache schon zum dritten Male mit. Dabei sein ist alles.“
Das Olympiamotto passt gut zum Olympiajahr, wobei die Disziplin Schwimmen in Sotschi fehlt. „Das Wasser ist kuschelig“, verkündete Eutebach schelmisch. DLRG-Chef Reinhard Baumgarten hatte 6 Grad Wasser- und 9 Grad Lufttemperatur gemessen. Seine Leute sicherten die Schwimmer mit einer Leine. Für alle Fälle hielt sich auch der DRK-Ortsverband Betzdorf bereit. Die Betzdorfer Feuerwehr hatte einen Transporter zu einer Umkleidekabine umfunktioniert.
Als Belohnung für ihren Mut erhielten Kückes und Theis von der Aktionsgemeinschaft je ein Preisgeld von 100 Euro. Und die Zuschauer auf der Brücke konnten nach dem Spektakel noch die Strömungsretter der DLRG bei zwei Übungen im fließenden Gewässer, unter anderem mit einem Boot (Raft), bewundern. Claudia Geimer
Pfarrer setzt Bibeltexte in einzigartige Weihnachtskrippe um
Zwar rückt auch der katholische Geistliche am Tag der Heiligen Drei Könige die Figuren der Weisen aus dem Morgenland näher an den neugeborenen Heiland in der Futterkrippe, doch zugleich gibt es vier weitere Szenarien mit Caspar, Melchior und Balthasar. Der Pfarrer beschränkt sich schon lange nicht mehr auf das klassische Bild einer Weihnachtskrippe - die im Lukasevangelium beschriebene Geburt Jesu Christi. In insgesamt 18 Szenen verleiht er den biblischen Schilderungen rund um die Geschichte Jesu Gestalt, zumeist versehen mit der passenden Textpassage aus dem Alten oder Neuen Testament. Vom Propheten Jesaja reicht die überraschende Bilderfülle über die heilige Familie bis zum zwölfjährigen Jesus, der Josef in der Tischlerwerkstatt hilft.
Mit dem Aufbau beginne er im November, sagt Kürten. Sein Wohnzimmer ist komplett gefüllt, einzelne Szenen sind in den Flur ausgelagert. Verblüffend ist die Liebe zum Detail. Inmitten der Landschaften und Häuser, zwischen den rund 350 Figuren, fallen bei genauerem Hinsehen kleinste Einzelheiten auf: die Schriftrollen der Sterndeuter, das Gemüse in den Marktkörben, Federvieh und Lämmer, Becher und Kannen. Hinzu kommen die Textilien der teilweise nur fingergroßen Figuren. Viele davon hat der handwerklich begabte Geistliche selbst gemacht, ebenso die Gebäude. Bei den Materialien zum Hausbau ist Pfarrer Kürten flexibel, Styropor kommt ebenso zum Einsatz wie Gips, sein jüngstes Werk fertigte er aus Holz. Im Sommer nehme er sich dafür gerne Zeit in seiner Kellerwerkstatt, erzählt Martin Kürten, dabei könne er prima entspannen.
Auch die Figuren sind unterschiedlicher Art, von günstigen Kunststoffschafen über seltene Tonfiguren aus Sizilien bis zum kleinen Metallensemble eines deutschen Künstlers, der auch im Kölner Dom ausstellte. Kürtens Krippenleidenschaft liegt in seiner Familie begründet. Den Ursprung legte die Großmutter, als sie dem jungen Martin eine kurz nach dem Ersten Weltkrieg erworbene Figurengruppe aus Porzellan vermachte.
"Seit 40 Jahren bastele ich schon an der Krippe", sagt Pfarrer Kürten. Herausgekommen ist eine Sammlung, die besonders aufgrund ihres theologischen Fundamentes einzigartig sein dürfte. In all der Zeit lieferten Texte der Bibel Ideen für neue Bilder. Gezielt hielt und hält Pfarrer Kürten Ausschau nach passenden Figuren, schaut sich zum Beispiel in Süddeutschland um, kennt die Krippenhochburgen in Italien und hat sich sogar schon Exponate aus den USA mitbringen lassen. Überraschende Effekte entstehen durch bewegliche Figuren, nicht minder durch Wasserspiele, Beleuchtung und Musik. "Gewonnen hat die Krippe durch den Hintergrund, den Ludwig Vierbuchen gemalt hat", lobt Pfarrer Kürten den heimischen Künstler, der auch die große Weihnachtskrippe in der Pfarrkirche Kreuzerhöhung in einen passenden Kontext eingebettet hat.
Kein Wunder also, dass unzählige Besucher die Krippe im Pfarrhaus besichtigen möchten. Wenn es seine Zeit erlaubt, führt Kürten Familien und Kommunionkinder durch die Krippenlandschaft, erklärt die Bezüge zur Heiligen Schrift. Das war schon so, bevor der katholische Pfarrer 2009 nach Wissen kam - in Neuss etwa, wo er vorher lebte, staunten bereits die Kardinäle Karl Josef Becker und Joachim Meisner über das Krippenunikat.
Lässt sich die Krippenszenerie noch erweitern? "Die biblischen Kapitel zur Kindheit Jesu sind nahezu erschöpft", sagt Pfarrer Kürten, "aber ein, zwei Ideen habe ich noch." Und der Jahreskalender beinhaltet ja noch andere christliche Festtage. Für die private Weihnachtskrippe im Pfarrhaus schlägt zwar an Maria Lichtmess (2. Februar) das letzte Stündlein, doch im kleineren Umfang biete sein Wohnzimmer dann Platz für die Passionskrippe, sagt Pfarrer Kürten mit einem beseelten Schmunzeln. elm
Ines Eutebach will Bürgermeisterin in Betzdorf werden
Sie wird als Bürgermeisterin für die Verbandsgemeinde und auch die Stadt Betzdorf kandidieren.Eutebach ist Kunstkeramikerin, Sachverständige für barrierefreies (senioren- und behindertengerechtes) Bauen und betreibt das Geschäft „Oos Betzdorf“.
„Betzdorf soll noch lebens- und liebenswerter werden“, findet sie. Da will sie weiter mit anpacken und Initiativen anstoßen. Als Bürgermeisterin sieht sie Chancen, das ein oder andere neu anzustoßen und umzusetzen. In Betzdorf sieht sie viel Potenzial. „Das unschätzbar große Vermögen sind die Bürger“, findet sie. Sie gelte es weiter zu motivieren, um sich für ihre Stadt- und Verbandsgemeinde einzusetzen. City-Kids, Masterplan und Hellerblick nennt sie hier als gute Beispiele, um das Wir-Gefühl in Betzdorf zu stärken. Von so einem Engagement will sie mehr in Stadt und Verbandsgemeinde.
Eutebach – sie wäre die erste Bürgermeisterin in Betzdorf – tritt als Einzelkandidatin ein. Sie ist nicht die Kandidatin einer Partei. Das betont sie besonders. So sei sie auch nicht Kandidatin der CDU, sagt sie. Denn Eutebach ist schließlich auch Beisitzerin im CDU-Vorstand in Betzdorf. Aber sie werde als unabhängige Ines Eutebach antreten. Auf Stadtebene benötigt sie nun 80 Unterstützungsunterschriften, auf Ebene der Verbandsgemeinde 100. Der CDU-Gemeindeverband tagt heute und diskutiert über die Liste zur Kommunalwahl. Die CDU selbst wird aber wohl in Betzdorf keinen eigenen Kandidaten zur Bürgermeisterwahl aufstellen.
Die 47-jährige Eutebach bezeichnet sich selbst nicht als Gegenkandidatin zu Brato. So ein Begriff gefällt ihr nicht. Sie will für ihr Betzdorf da sein und sich dort stärker engagieren. „Ich will vieles anders machen als der Amtsinhaber, aber nicht unbedingt besser“, sagt sie. Die Art der Politikgestaltung will sie ändern.
Als Aktionsgemeinschaftsvorsitzende hat sie natürlich den Einzelhandel im Blick. „Und gerade für den Einzelhandel in Betzdorf muss mehr getan werden“, findet sie. Sollte sie bei der Wahl Erfolg haben, werde sie das Amt der Vorsitzenden bei der Aktionsgemeinschaft natürlich aufgeben.
Dass sie für die beiden politischen Ämter geeignet sei, sieht Eutebach schon. Denn Kommunalpolitik sei für sie kein Neuland. Seit Juni 2004 ist sie Mitglied im Ortsgemeinderat Grünebach und seinen Ausschüssen. Weiterhin ist sie Seniorensicherheitsberaterin für den Kreis und Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Betzdorf. Wenn sie gewählt werde, gebe es da ja auch die kompetenten Mitarbeiter im Rathaus. „Niemand wird als Bürgermeister geboren“, erwidert sie auf das Argument, dass man gewisse Erfahrungen in der Verwaltung haben müsse. „Ich will die Menschen erreichen“, sagt Eutebach. Was sie aber nicht machen will, ist eine Diskussion mit Bernd Brato gemeinsam auf einem Podium. „Die Menschen sollen mich direkt ansprechen. Da bekommen sie alle eine Antwort.“ Da Eutebach noch in Grünebach wohnt, wird sie rechtzeitig nach Betzdorf umziehen. Denn nur so kann sie als Stadtbürgermeisterin kandidieren. Bei der Wahl zur Bürgermeisterin auf Ebene der Verbandsgemeinde spielt der Wohnort keine Rolle.
Was Ines Eutebach als Bürgermeisterin will: Ansiedlung großer Unternehmen durch gezielte Anwerbung forcieren. So könnten Arbeitsplätze geschaffen und die Kaufkraft gestärkt werden. Den demografischen Wandel sieht sie als Chance. Barrierefreiheit müsse zur Selbstverständlichkeit werden. Kultur, Kunst und Tourismus gelte es zu fördern. Die Verbandsgemeinde müsse ihre schöne landschaftliche Lage mehr präsentieren und nutzen. Grüne Flächen zum Wohlfühlen sollen entstehen. Die Belange der Jugend dürfe man nicht aus den Augen verlieren. Ihnen müssen Zukunftsperspektiven aufgezeigt werden. Ihre Bedürfnisse und Wünsche seien ernst zu nehmen. Grundsätzlich gilt für Eutebach der Grundsatz: „Lieber kleine Schritte tun, als große (langwierige) zu planen.“
Was sagt Betzdorfs Bürgermeister Bernd Brato dazu, dass Ines Eutebach kandidiert? „Ich werde sie genau so ernst nehmen wie jeden anderen Kandidaten, der eventuell antritt“. Mehr sagt der Amtsinhaber nicht dazu. Und bei der CDU, die wohl nicht mit einem eigenen Kandidaten ins Rennen geht, sagt Simon Bäumer, Vorsitzender der Betzdorfer CDU, dass er sich freue, dass Eutebach kandidiert. Welche Art von Unterstützung es da von der CDU geben könne, müsse überlegt werden. Andreas Neuser
Viele können ihre Schulden nicht bezahlen
Das geht aus dem Schuldneratlas 2013 hervor, den das Koblenzer Wirtschaftsauskunfts- und Inkassounternehmen Creditreform jetzt veröffentlicht hat. Die Schuldnerquote liegt bei 11,4 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Die Überschuldung vieler Haushalte stellt nach wie vor ein großes Problem dar, wie Creditreform-Geschäftsführer Helmut Rödl erklärt. „Wir haben es trotz des guten Arbeitsmarkts nicht geschafft, die Zahlen runterzubringen", sagt Rödl. Mit anderen Worten: Auch wenn die Chancen auf eine Stelle derzeit vergleichsweise gut sind, können offenbar etliche ihre Schulden nicht zurückzahlen. Bundesweit liegt der Anteil der Bürger, die entweder zahlungsunfähig sind oder „nachhaltige Zahlungsstörungen" haben, bei 9,65 Prozent; das ist etwas mehr als 2012. Die rheinland-pfälzische Quote liegt mit 9,95 Prozent leicht über dem Bundesschnitt. Landesweit gibt es demnach 330 000 Menschen über 18 Jahren, die einem erhöhten finanziellen Stress ausgesetzt sind, wie es Helmut Rödl von der Creditreform formuliert. Dabei handelt es sich den Erkenntnissen der Fachleute zufolge um ein vor allen Dingen männliches Problem. Die meisten, die in die Schuldenfalle tappen, sind Männer; ihr Anteil bewegt sich bei rund 64 Prozent. Helmut Rödl führt das darauf zurück, dass die klassische Rollenverteilung nach wie vor weitverbreitet ist. Mit Besorgnis beobachtet die Creditreform, dass immer mehr ältere Menschen ab 60 in Schwierigkeiten geraten. Waren früher vor allem die finanziellen Folgen von Krankheiten die Hauptursache für Geldprobleme, kommt jetzt unter anderem die Kostenexplosion bei den Energiepreisen und bei der Instandhaltung von Häusern und Wohnungen hinzu. Und: Die Zahl derer, die nach dem Tod des Partners oder dem Wegzug der Kinder finanziell nicht mehr klarkommen, wächst. Ein Blick in die Zahlen für den Kreis Altenkirchen zeigt, wie unterschiedlich die Situation in den unterschiedlichen Regionen ist. Eine derartige Spreizung hat durchaus Seltenheitswert. Während etwa die Menschen im Postleitzahlenbereich 57572 (Niederfischbach) den Gläubigern am wenigsten Sorgen bereiten, tragen die Bürger aus dem PLZ-Bereich 57638 (Neitersen) die rote Laterne. Der Bereich Niederfischbach hat kreisweit mit weitem Abstand mit 6,9 Prozent die niedrigste Schuldnerquote. Im Bereich Neitersen hingegen gilt bald jeder Fünfte als überschuldet; die Schuldnerquote gibt die Creditreform dort mit 17,7 Prozent an. Im Groben lässt sich sagen, dass bei der Schuldnerquote ein Riss durch den Kreis Altenkirchen geht: Die Einwohner aus dem Unterkreis und aus weiten Teilen der Verbandsgemeinde Wissen haben wesentlich größere finanzielle Probleme als Einwohner, die im Oberkreis leben. Vor allem in der Verbandsgemeinde Kirchen und auch im Daadener Land herrschen vergleichsweise geordnete wirtschaftliche Verhältnisse. Der Kreis mit der niedrigsten Schuldnerquote 2013 im Zuständigkeitsbereich von Creditreform Koblenz ist nach wie vor Cochem-Zell. Hier liegt die Schuldnerquote bei 7,69 Prozent (Vorjahr: 7,89 Prozent), gefolgt von Mayen-Koblenz mit 9,82 Prozent (Vorjahr: 9,85 Prozent). Im Westerwaldkreis gelten 10,77 Prozent der Einwohner als überschuldet. Mit nur leichten Veränderungen der Schuldnerquoten zwischen minus 0,03 (Mayen-Koblenz), minus 0,1 Prozent (Westerwaldkreis) und minus 0,2 Prozent (Cochem-Zell) sowie plus 0,03 Prozent (Altenkirchen) und plus 0,04 Prozent (Ahrweiler) bleibt die Situation in der Region fast unverändert. Für die Zukunft sieht die Creditreform trotz leichter Entspannungstendenzen weiter einen Anstieg. Zur Creditreform-Untersuchung passen auch Daten des Mainzer Sozialministeriums. Demnach ist jeder siebte Rheinland-Pfälzer von Einkommensarmut bedroht. Lag in unserer Region der Anteil im Jahr 2006 noch bei 13 Prozent, stieg er innerhalb von fünf Jahren auf 15 Prozent. Im Ländervergleich landet Rheinland-Pfalz im Mittelfeld. Da ist es ein schwacher Trost, dass Armut für die Statistiker relativ ist. Als arm gelten Menschen, die weniger als 60 Prozent des mittleren monatlichen Bruttoeinkommens – 2827 Euro pro Person – haben. Marcelo Peerenboom
Mehr Arbeitslose, weniger freie Stellen
Wie sie bereits im Vormonat vermutete, stiegen im Dezember die Arbeitslosenzahlen an, und die Zahl der gemeldeten freien Arbeitsstellen ging leicht zurück. Im Gesamtbezirk der Neuwieder Arbeitsagentur waren im Dezember 276 mehr Menschen arbeitslos im Vergleich zum Vormonat. Die Arbeitgeber der Region meldeten 40 weniger Stellen als im November. Diese Entwicklung zeigt sich in beiden Landkreisen Neuwied und Altenkirchen gleichermaßen. Dass dies teilweise auf saisonbedingte Effekte zurückzuführen ist, zeigt laut Agentur unter anderem die Betrachtung der Branchen, aus denen sich die Bewerber arbeitslos gemeldet haben. Die Zugänge kommen überwiegend aus dem Baugewerbe und dem Bereich Logistik/Verkehr, aber auch aus dem Metallverarbeitungsgewerbe und dem Kfz-Bereich. „Unser regionaler Arbeitsmarkt hat sich allerdings auch nach der rasanten wirtschaftlichen Erholung der Vorjahre zunehmend gesättigt und an Aufnahmefähigkeit verloren. Dies erklärt auch, dass der Agentur im Dezember weniger Arbeitsstellen gemeldet wurden", erklärt Karl-Ernst Starfeld, Leiter der Neuwieder Arbeitsagentur. Dagegen ist der Stellenbestand im Vergleich zum Vorjahr sogar um 338 gestiegen. 1239 Jobs können derzeit vermittelt werden. Das zeige, dass viele Unternehmen Fachkräfte brauchen und teilweise Probleme haben, geeignetes Personal zu finden „Insgesamt blieb das Jahr 2013 bis zum Jahresende ein Jahr konjunktureller Stabilität und insgesamt positiver Entwicklung am Arbeitsmarkt. Vor allem die Betrachtung der Beschäftigungszahlen stimmt optimistisch. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort in unserem Agenturbezirk liegt mit fast 89 000 auf einem sehr hohen Niveau und konnte sogar im Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,7 Prozent gesteigert werden", so Starfeld. Das Jahr 2013 startete im Januar mit einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent. Kontinuierlich sank diese dann Monat für Monat auf 5,5 Prozent im September und konnte diese drei Monate halten. Erstmals für dieses Jahr stieg nun im Dezember die Quote wieder an. „Auch wenn wir vermutlich in den nächsten beiden Monaten mit weiteren Anstiegen der Arbeitslosenzahlen zu rechnen haben, gehen wir gut aufgestellt an den Start", sagt Agenturleiter Karl-Ernst Starfeld. mp
Warnung vor neuer Masche der Einbrecher
Kreis Altenkirchen - Bei der Vorbereitung von Wohnungseinbrüchen wenden die Täter eine neue Masche an.
Nach Erkenntnissen der Polizei stecken die Täter bei Einfamilienhäusern, deren Bewohner augenscheinlich verreist sind, kleine Plastikteile in die Eingangstüren. Wenige Tage später kontrollieren sie, ob die Teile immer noch eingeklemmt sind. Liegen sie auf dem Boden oder sind ganz verschwunden, wissen sie, dass die Tür geöffnet wurde und die Bewohner nicht verreist sind. Ist das Plastikteil hingegen noch eingeklemmt, bedeutet das, dass niemand im Haus ist. Dann kann ungestört eingebrochen werden. Im Kreis Altenkirchen im Westerwald hat am Montag ein Hauseigentümer einen kleinen Kunststoffstreifen der Polizei übergeben. Diesen fand er an seiner Eingangstür in der Ortsgemeinde Steinebach/Sieg, nachdem er aus dem Urlaub zurück war. Das Polizeipräsidium Koblenz warnt vor dieser neuen Masche und möchte die Bevölkerung dafür sensibilisieren:
Sollten Ihnen diese – wenn auch sehr kleinen und unscheinbaren – Plastikteile auffallen, melden Sie dies umgehend der nächstgelegenen Polizeidienststelle.
Informieren Sie die Polizei, falls Sie Beobachtungen machen, die Ihnen in irgendeiner Weise verdächtig vorkommen, auch wenn Sie Ihnen teilweise noch so belanglos vorkommen.
Notieren Sie, wenn möglich, festgestellte Kennzeichen und/oder Personenbeschreibungen.
Wählen Sie die 110 und teilen Ihre Beobachtungen umgehend der Polizei mit.
Städtepartnerschaften im Kreis lebendiger denn je
Doch haben diese heute noch eine Daseinsberechtigung? Werden sie noch gelebt oder sind sie ein aussterbendes Modell, das nur noch auf dem Papier oder auf Hinweistafeln am Ortseingang Bestand hat? Die RZ ist dieser Frage nachgegangen und hat fast ausschließlich die Antwort bekommen: Die Partnerschaften und Freundschaften zum Ausland sind im Kreis Altenkirchen gelebte Realität und lebendiger denn je.
Führend, was Partnerstädte anbelangt, ist die Stadt Wissen. Drei lebendige Partnerschaften pflegen die Wissener: Die älteste ist die mit der französischen Stadt Chagny, die seit 1968 besteht. 1983 wurde dann offiziell noch eine Partnerschaft zu Letchworth Garden City in Großbritannien ins Leben gerufen, im Jahr 2000 folgte dazu Krapkowice in Polen – eine Stadt, deren gleichnamiger Landkreis zudem eine Partnerschaft mit dem Kreis Altenkirchen unterhält. „Es gibt jedes Jahr Besuche, immer abwechselnd", sagt Klaus Becher vom Wissener Rathaus. Auf Bürgerebene unterstützt seit mehr als 40 Jahren der Internationale Club Wissen die Städtepartnerschaften. Weitere Gruppen wie der Freundschaftsverein pflegen enge Kontakte (etwa zu Karneval), und ein reger Schüleraustausch zwischen Gymnasium, Realschule plus und Partnerschulen in den jeweiligen Städten sorgt stets für Nachwuchs. Für das Engagement im Bereich der Städtepartnerschaften wurde Wissen schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Ehrenfahne des Europarates.
Auch die Verbandsgemeinde Altenkirchen ist schon 1971 eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Tarbes eingegangen, seit 1997 verbandelte man sich zudem mit der polnischen Stadt Olszanka. Auch diese beiden Städte-Ehen seien sehr lebendig und würden gut gepflegt, heißt es aus dem Altenkirchener Rathaus. Vor allem der Schüleraustausch funktioniert gut, einmal im Jahr kommen zuerst französische Schüler nach Altenkirchen, kurz darauf findet der Gegenbesuch Stadt. Auch die Bürgermeister besuchen sich regelmäßig. Die Partnerschaft mit Olszanka hat sich ebenfalls gut etabliert, vor allem die Feuerwehren und Schulen unterhalten enge Freundschaften.
Als „sehr intensiv" beschreibt auch Ulrike Röttgen vom Betzdorfer Rathaus die Partnerschaften zu Decize in Frankreich und Ross-on-Wye in Großbritannien. Mit der Unterschrift unter der Partnerschaftsurkunde 1965 in Decize wurde gleichsam auch eine der ältesten freundschaftlichen Bande im Kreis zum französischen Nachbarn geknüpft. Die Bande zum britischen Nachbarn bestehen seit 1981. Neben regelmäßigen Besuchen offizieller Delegationen aus den jeweiligen Rathäusern lebt die Partnerschaft vom regen Schüleraustausch und freundschaftlichen Banden einzelner Vereine. Der eigens gegründete Partnerschaftsverein unterstützt die Bemühungen. Die Verbandsgemeinde Betzdorf unterhält zudem noch eine Städtefreundschaft mit dem türkischen Denizli.
Das städtepartnerschaftliche Silberjubiläum feierte man kürzlich auch in Daaden und im französischen Fontenay-le-Fleury. Die Partnerschaft besteht seit 1987 und „wächst und gedeiht", wie Bürgermeister Wolfgang Schneider nicht ohne Stolz berichtet. Diese sehr enge Verbindung ist auf eine Freundschaft örtlicher Vereine zurückzuführen und lebt auch heute noch davon, wie etwa vom Engagement des Daadener Turnvereins, des Schachclubs oder des Tennisvereins. Neben dem Schulaustausch gibt es Hilfen für junge Berufseinsteiger, die Auslandserfahrung suchen – auf beiden Seiten. Dazu besuchen sich die Daadener und ihre französischen Partner jährlich zu Freundschaftstreffen.
Auf die Bemühungen eines Vereins ist auch die Partnerschaft zwischen Herdorf und St. Laurent du Pont zustande gekommen. Auf Initiative von Alfons Mockenhaupt und des DJK wurden erste Kontakte schon 1967 geknüpft, seit 1982 besteht eine offizielle Partnerschaft. Alle zwei Jahre besucht man sich, auch offizielle Delegationen der Städte sind manchmal dabei, die Freundschaft beruht aber immer noch auf dem Engagement der Vereinsmitglieder des DJK, wie Vorsitzender Michael Stark bestätigt.
Bestand hat auch die Freundschaft zwischen der Ortsgemeinde Hamm und Roissy en France. 1980 wurden die offiziellen Verträge unterzeichnet, bis heute würde diese Freundschaft „wirklich gelebt", wie Ortsbürgermeister Bernd Niederhausen bekräftigt. „Die Partnerschaft hat große Früchte getragen", sagt er. An Pfingsten wird der Beweis für diese Aussage wieder mit zwei prall gefüllten Bussen aus Roissy nach Hamm rollen, der Gegenbesuch lässt nicht lange auf sich warten. Auch ein Schüleraustausch mit der IGS Hamm und einer französischen Partnerschule besteht, ebenso Vereinsfreundschaften und Praktika für junge Menschen auf beiden Seiten. „Wir wollen das auf menschlicher und freundschaftlicher Ebene auch in Zukunft so weiterführen. Die Vergangenheit spielt dabei überhaupt keine Rolle mehr, die vergisst man, es gibt sie gar nicht mehr. Wir leben in der Gegenwart und der Zukunft", bringt es Niederhausen auf den Punkt. Sonja Roos
Sternsinger verfolgt und beschimpft
Die Jungen und Mädchen seien dadurch derart eingeschüchtert gewesen, dass sie ihren Gang durchs Dorf vorzeitig abbrachen, berichtet Linda Weitz (27), die als Altmessdienerin die Sternsingeraktion in Elkenroth organisiert hatte. Pfarrer Ulrich Bals schaltete nach Bekanntwerden des Vorfalls die Polizei ein: „Die Kinder waren sehr verängstigt."
Insgesamt 14 Sternsinger hatten sich nach dem feierlichen Aussendungsgottesdienst bei gutem Wetter und frohen Mutes auf den Weg durch die Elkenrother Straßen gemacht – ohne Begleitung weiterer Erwachsener, was nach Ansicht von Weitz aber grundsätzlich kein Problem darstellt: „Die Älteste ist 18. Dann kommt zwar lange nichts, die meisten sind 11 oder 12 Jahre alt. Aber schließlich sind die Kinder, wenn sie im Dorf spielen, auch allein unterwegs."
Diese offensichtliche Unterlegenheit nutzte nun eine Gruppe Halbstarker aber anscheinend aus, um mit den Kindern einen gemeinen „Spaß" zu treiben. Schon gegen Mittag soll es einen ersten Vorfall gegeben haben, bei dem zwei Halbstarke – einer mit Mofa oder Mofaroller, einer mit Fahrrad – den Sternsingern nachstellten. „Sie sind dann aber wieder verschwunden, und die Kinder dachten, der Spuk ist vorbei", berichtet Linda Weitz.
Nach dem Mittagessen in der Pizzeria ging es dann aber offenbar erst richtig los. Mehrere Jugendliche auf motorisierten Zweirädern sollen den Sternsingern hinterhergefahren sein und diese übel beschimpft haben. „Obwohl die Kinder extra Umwege machten, haben die Jugendlichen sie immer wieder aufgespürt und belästigt", erzählt Weitz. Letztlich brachen die Sternsinger ihren Marsch durch den Ort verängstigt ab. Dadurch konnten nicht alle Häuser besucht werden, bedauert Weitz: „Es haben viele angerufen, die vergeblich auf die Sternsinger gewartet haben. Wer dennoch etwas spenden möchte, kann sich selbstverständlich an das Pfarrbüro wenden."
Wer die Übeltäter waren, wird wohl nicht zweifelsfrei geklärt werden können – schließlich trugen diese Helme und von den Zweirädern liegen keine Kennzeichen vor. Man vermutet jedoch, dass eine „ortsbekannte" Gruppe Jugendlicher dahintersteckt. Ortsbürgermeister Peter Schwan nehme die Angelegenheit sehr ernst, berichtet Linda Weitz. Den Ortschef und stellvertretende Leiter der Polizei Betzdorf selbst konnte die RZ noch nicht erreichen. Altmessdienerin Weitz sorgt sich dessen ungeachtet vor allem um mögliche Konsequenzen des Vorfalls: „Es wäre schade, wenn sich dadurch noch weniger Kinder finden, die bereit sind, die schöne Tradition des Sternsingens fortzuführen." In jedem Fall werde man im nächsten Jahr wohl Erwachsene mitschicken müssen. daw
Betzdorferin erlebt eiskalten Alltag in Amerika
Denn die 16-jährige Gymnasiastin erlebt momentan hautnah den strengen Winter und die Rekordkälte mit Minus 30 Grad Celsius in den USA mit. Anna wohnt seit fünf Monaten im Rahmen eines Austauschprogramms in einer Gastfamilie in Hortonville in Wisconsin. Dieser Bundesstaat im Norden des Landes ist mit am heftigsten von der arktischen Kältefront betroffen. Die RZ bat den Teenager per Mail, von den Erfahrungen im Eisschrank USA zu erzählen.
„Ich werde diesen Winter auf eine Härteprobe gestellt“, schreibt sie gleich zu Beginn ihrer Antwortmail. Schon im November fiel der erste Schnee: „Das war der Start in eine kalte, lange Winterzeit. Seitdem sind die Temperaturen nur selten über Null Grad Celsius gestiegen.“ Anna erfreute sich an „weißen Weihnachten“, zumal die Familie zu Hause geblieben war und nicht am Flughafen fest saß, weil Flüge ausgefallen waren: „Da fing das Wetterchaos schon an.“ Die Wettervorhersagen waren für die junge Betzdorferin, schreibt sie, „ein Schock“. Die vorher gesagten Minus 30 Grad Celsius und der Wind fühlten sich im Freien tatsächlich „wie minus 75 Grad“ an – rekordverdächtig. „In den Nachrichten wurde berichtet, dass es seit 18 Jahren nicht mehr so kalt gewesen ist.“
Dennoch wurden Anna und ihren Klassenkameraden in der Hortonville High School, trotz Wahnsinnskälte und Tiefschnee, nur zwei freie Tage zugestanden. Die junge Deutsche muss zum Unterricht. „Sie wird allerdings gefahren und läuft nicht zur Schule, wie sonst üblich“, berichtet Mutter Birgit. Sie, Vater Hans-Jürgen und Bruder Niklas halten im Internet über Facebook und Skype engen Kontakt zum Nesthäkchen – doch große Sorgen machen sie sich nicht.
Anna lernt wie die Amerikaner, mit diesen extremen Wetterbedingungen umzugehen. Leicht ist das allerdings nicht. Denn die Temperaturen sind für Mensch und Material gleichermaßen eine Belastungsprobe, muss Anna erfahren. „Zu allem Unglück“, schreibt sie, „gab an einem Abend die Heizung ihren Geist auf – ein schlechtes Timing. Nach ein paar Stunden bekamen wir sie wieder ans Laufen.“ Gastvater Tony will dann doch lieber noch einen Fachmann kommen lassen. Doch die Heizungsmonteure sind überlastet: „Fehlansage – wir waren kein Einzelfall. Viele Familien hatten das gleiche Problem, dementsprechend lang war die Warteliste.“
Doch die Amerikaner sind hart im Nehmen. So möchte auf den heiß geliebten Nationalsport Football niemand verzichten, da kann es noch so kalt sein. Diese Liebe kühlt auch im Winter nicht ab. So verfolgt Anna im Kreise der Familie die Liveübertragung der Partie zwischen den Lokalmatadoren Green Bay Packers und den legendären San Francisco 49ers mit. Ihr Kommentar: „Mir war es ein Rätsel, wie die Spieler und die Fans auf den Tribünen bei der Eiseskälte ausgehalten haben. Die Spieler trugen noch nicht einmal ein Langarmshirt oder Handschuhe.“
Anna meint, sicher nicht zu Unrecht, dass in Deutschland ein Spiel bei diesen Temperaturen gewiss abgesagt worden wäre. Sie selbst, fügt sie hinzu, hat Ende November ein Spiel im Stadion gesehen – „und da bin ich schon zu Tode gefroren, also muss das jetzt echt schlimm gewesen sein.“
Anna zieht jedenfalls aus ihrem Aufenthalt im klirrend kalten Amerika ihre Lehren: „Also, nach diesem Winter werde ich mich wohl nicht mehr über Kälte beschweren und vor allem, dass es zu lange so kalt bleibt.“ Denn in Wisconsin kann sogar bis in den Juni hinein noch Schnee liegen. Da weiß die junge Betzdorferin, was sie an der Heimat hat: „Da lernt man ja das Westerwälder Wetter zu schätzen.“ Doch Rettung naht: Anna darf der Kälte zumindest für eine Woche entfliehen. Denn die Partnerorganisation des Austauschs (ISE) hat für die Austauschschüler einen Urlaubstrip nach Hawaii organisiert. Da ist es tagsüber aktuell bis zu 15 Grad warm – und die 16-Jährige kann getrost die dicken Pullover zu Hause lassen.
Doch zunächst freut sich Anna auf ein anderes Ereignis: Denn am 18. Januar feiert sie mit Gastvater Tony, Gastmutter Lori und den Gastgeschwistern Mitch, Namensvetterin Anna und Grace ihren 17. Geburtstag: „Ich denke, dass wir zusammen Essen gehen werden.“
Anna Ehlgen bleibt noch bis Juni in den USA. Ihre „großartige“ Gastfamilie, schreibt sie, „ist ihr ans Herz gewachsen.“ Die Schülerin der MSS 11 des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Betzdorf/Kirchen genießt die Zeit im Ausland und hat die Entscheidung auch nicht bereut. Allerdings freut sich Anna sehr auf ein Wiedersehen mit Papa, Mama und Bruder: „Die Heimat ist und bleibt das Schönste, mit der allerbesten Familie und den weltbesten Freunden.“ Claudia Geimer
Graffitikünstler ließen erst einmal Dampf ab
Im Westerwald, wo Semor seine Leidenschaft für seine Kunst entdeckte, hatten nun junge Menschen die Gelegenheit, selbst einmal zu sprayen. Von über 100 Jugendlichen im freiwilligen sozialen Jahr, die derzeit ein Seminar in der Evangelischen Landjugendakademie besuchen, nahmen 20 der jungen Leute an einem Graffiti-Workshop mit Semor teil. Sie hatten die Möglichkeit, erste kreative Erfahrungen mit der Sprühdose zu machen und nach einer teilweise langen Anreise einfach mal „Druck ablassen zu können", wie der Künstler eines der Ziele seines Workshops treffend benannte. Von den Ergebnissen zeigte er sich beeindruckt. „Die jungen Leute waren total entspannt und haben super gearbeitet", sagte Semor bei der anschließenden Graffiti- Ausstellung in der Landjugendakademie. Dort sind nicht nur die Werke der Seminarteilnehmer, sondern auch Arbeiten des weltweit bekannten Künstlers zu sehen. Workshops wie dieser in Altenkirchen sind für Semor, der gebürtig aus Waldbröl stammt, eine gute Möglichkeit, „bei seinen Wurzeln zu bleiben", wie er selbst sagt. „Ich weiß, wo ich herkomme. Ich bin einer von Euch, das soll das Ganze hier zeigen", fügte er hinzu.
Der Künstler Mario el Toro gab eine Einführung in die Ausstellung. Er beschrieb die Graffitikunst als Spiegel unserer Gesellschaft. „Eine Momentaufnahme. Sie soll und muss provozieren", so Mario el Toro. Und: „Manchmal tut sie auch weh. Graffiti bringt die positiven und negativen Schwingungen zu Papier oder auf große graue Steinwände." Dabei brach el Toro eine Lanze für Graffiti. „Die Sprayer werden oft zu Unrecht verunglimpft. Jede Schmiererei zieht die Kunstszene in den Dreck." Graffiti sei eine Ideologie, Bewegung und Leidenschaft, in der Kai „Semor" Niederhausen ein Vorbild und ein Ideengeber ist, ein Bindeglied zwischen Kunst und Institutionen. Genau das machte Semor auch den jungen Leuten in Altenkirchen deutlich. „Man kann immer Möglichkeiten finden, legal zu sprayen", sagte er. Für die Jugendlichen stellte diese legale Möglichkeit eine Leinwand dar, die sie später mit nach Hause nehmen können. Gleichzeitig wurde ihnen klar, dass Graffiti mehr ist, als einfach nur auf den Knopf der Sprühdose zu drücken.
„Ich ziehe den Hut ab vor den Graffitikünstlern. Denn es ist gar nicht so einfach wie es aussieht", sagte beispielsweise Hannah Heyer. Und Svenja Steinheißer meinte: „Wir konnten die Sprühdosen gar nicht mehr aus den Händen lassen, so fasziniert waren wir von dem Workshop." Überwältigt waren die jungen Leute vor allen Dingen von dem Können Semors. „Was er in der kurzen Zeit entstehen ließ, das war schon echt toll", sagte Lea Grabau. Alle Workshopteilnehmer waren sich übrigens einig: „So etwas würden wir auf jeden Fall noch einmal machen." Beate Christ
Die Bilder der jungen Leute und einige Werke von Kai „Semor" Niederhausen sind in der Evangelischen Landjugendakademie bis zum 25. März montags bis freitags von 9 bis 16.30 Uhr zu sehen.