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Mit Gewaltprävention früh beginnen: Regeln sind wichtig

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Betzdorf - Wo Menschen einander begegnen, kann es schnell auch mal Meinungsverschiedenheiten geben. „Streiten tut jeder“, sagt Liane Aust, „aber das geht auch ohne böse Worte und ohne gleich loszuschlagen.“ Das Wie ist also entscheidend, und deshalb ist die Diplom-Sozialpädagogin vom Verein „Brücke“ Altenkirchen zu Gast in der Klasse 2c der Christophorus-Grundschule in Bruche.

„Es ist wichtig, mit Gewaltprävention so früh wie möglich zu beginnen“, sagt Aust, „das wissen wir aus unserer Arbeit mit straffälligen Jugendlichen. Denn viele von ihnen sagen: ‚Ich habe nie gelernt, wie man richtig streitet.’“
Die Mädchen und Jungs aus der Klasse 2c wissen allerdings schon sehr genau, was sich gehört und was nicht. Regeln – so lautet das Thema der ersten Stunde. Und den Kindern fallen auch gleich etliche Beispiele ein, wo Normen, Gesetze oder Richtlinien den Alltag in ordentliche Bahnen lenken: zu Hause, in der Schule, auf dem Sportplatz oder im Straßenverkehr. Einige Regeln gelten nur an bestimmten Orten – so muss man in der Klasse erst den Finger heben, wenn man etwas sagen möchte, zu Hause natürlich nicht. Andere Regeln sind dagegen allgemeingültig: Schlagen oder Treten sind grundsätzlich nirgendwo erlaubt.
Ein Wimmelbild zeigt ein Haus mit Garten, in dem es chaotisch zugeht. Aus einem Fenster dröhnt laute Musik, eine Frau wirft Müll vom Balkon, hier sprüht jemand Graffiti an die Wand, dort wird sich geprügelt. Die Kinder sind sich einig: Nein, hier möchten sie nicht wohnen. „Wir brauchen Regeln“, erklärt ihnen Liane Aust, „sie sagen uns, was wir tun dürfen und was nicht, damit unser Zusammenleben klappt.“
Mit Spielen und Gruppenarbeiten wird das Thema anschließend noch vertieft. Insgesamt fünf Doppelstunden umfasst das Gewaltpräventionsprojekt der „Brücke“ für Grundschulen – es geht darin um Gefühle und Körpersprache, um den Umgang mit Ärger und Wut sowie um Möglichkeiten, Konflikte friedlich zu lösen. Anti-Gewalt-Trainings gibt es natürlich auch für die weiterführenden Schulen – dort rücken dann Themen wie Mobbing oder Folgen von Straftaten stärker in den Blickpunkt – sowie für Lehrer und Eltern. „Die Nachfrage wächst“, sagt Aust, „wir waren für das erste Halbjahr praktisch ausgebucht, unser Budget erschöpft. Aber zum Glück haben wir einen Nachschlag bis zum Jahresende bekommen.“
Die Gewaltprävention ist nur ein Aspekt der Schulsozialarbeit im Kreis Altenkirchen, die sich inzwischen auch verstärkt dem Problem Schulverweigerer nähert, aber ein durchaus wichtiger. „Klassenregeln werden schon im ersten Schuljahr aufgestellt“, sagt die Lehrerin der 2c, Eva Sharp, „aber es ist gut, wenn das Ganze zwischendurch durch Impulse von außen aufgefrischt wird.“ Für die stellvertretende Schulleiterin Valerie Schumann kommt dem Thema an einer Schwerpunkt- und Ganztagsschule wie der in Bruche ein besonderer Stellenwert zu: „Hier ist ein gutes Zusammenleben ganz speziell wichtig, schließlich sind Kinder und Lehrer auch nachmittags noch da und die Schule dann irgendwo auch ein Stück weit Familie.“ Daniel Weber


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