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Ein Naturerbe – und noch viele offene Fragen

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Kreis Altenkirchen - Der Stegskopf wird Teil des Nationalen Naturerbes, auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Daaden werden keine Windräder errichtet.

Die Nachricht schlug dieser Tage in der Region hohe Wellen, sorgte für Jubel bei den Naturschutzverbänden und für tiefe Enttäuschung bei denjenigen, die Windkraftpläne für das Areal geschmiedet hatten. Trotz – oder gerade wegen – der Entscheidung aus Berlin sind nunmehr allerdings noch viele Fragen offen.

Der Stegskopf wird Nationales Naturerbe. Wie läuft nun das weitere Verfahren ab?

Bislang gibt es drei Schaffensphasen: Im Jahr 2000 unter der rot-grünen Bundesregierung sowie 2005 unter der Großen Koalition wurden bereits rund 150 000 Hektar ins Nationale Naturerbe aufgenommen. Ende 2011 wurde die Sicherung weiterer 24 500 Hektar Bundesflächen beschlossen. Laut Bundesumweltministerium wird für dieses dritte Paket derzeit vom Bundesamt für Naturschutz und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) die Flächenkulisse erstellt. Danach sollen sich die betroffenen Bundesländer äußern, ob sie selbst die jeweilige Fläche übernehmen wollen oder aber die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, einen Naturschutzverband oder eine Naturschutzstiftung als zukünftigen Flächenträger vorschlagen. Anschließend entscheidet der Haushaltsausschuss des Bundestages über die Bedingungen, zu denen die Flächen in das Nationale Naturerbe übergeben werden. Mit dieser Entscheidung, so das Bundesumweltministerium, sei allerdings erst im nächsten Jahr zu rechnen.

Was bedeutet die Entscheidung aus Berlin für das auf Landesebene laufende Prüfverfahren eines Naturschutzgebiets Stegskopf?

Ein Entwurf der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord vom Juli 2013 sah vor, lediglich rund 1300 der insgesamt 2000 Hektar als Naturschutzgebiet auszuweisen – die übrigen 700 Hektar hätten demnach für Windkraft- oder Gewerbeansiedlungen genutzt werden können. Nach Bekanntwerden der Entscheidung aus Berlin erklärte die SGD Nord nun, der Bund habe eine neue Sachlage geschaffen, man müsse jetzt zunächst offizielle Informationen abwarten. Das Bundesumweltministerium erklärt auf RZ-Anfrage, die Aufnahme des Truppenübungsplatzes Daaden ins Nationale Naturerbe erfolge „unabhängig vom laufenden Verfahren zur Ausweisung eines Naturschutzgebietes". Beim Nationalen Naturerbe werde die Sicherung des Naturschutzzweckes per Vertrag zwischen dem Bund und dem Eigentümer der Liegenschaft (im Fall Stegskopf die Bima) geregelt. Der Vertrag enthalte gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz erstellte Leitbilder und Vorgaben zur Entwicklung und Pflege der Flächen. „Dabei", so das Ministerium, „sind bestehende Schutzgebietsverordnungen selbstverständlich eine Grundlage."

Welche Formen gewerblicher Nutzung ließen sich überhaupt mit den Schutzzielen des Naturerbes vereinbaren – insbesondere auf bebauten Flächen (Lager und Hallen)?

„Grundsätzlich gilt, dass auf Flächen des Nationalen Naturerbes keine Nutzungen außer Naturschutz stattfinden", heißt es dazu aus dem Bundesumweltministerium, „das bedeutet: Waldgebiete sind in Wildnis zu entwickeln. Offenlandflächen werden gemäß den für den Lebensraum- und Artenschutz entwickelten Leitbildern unterhalten." Was die künftige Nutzung versiegelter Flächen angeht, so hänge diese von der „Ausrichtung der naturschutzfachlichen Leitbilder" ab, vor allem jedoch müsse Störungsarmut und Unzerschnittenheit gewährleistet sein. Auswirkungen hat dies freilich in erster Linie auf mögliche Planungen der Ortsgemeinde Emmerzhausen, auf deren Gebiet sämtliche bebauten Flächen des Truppenübungsplatzes liegen. Eigentlich sollten dieser Tage die Ergebnisse einer von Emmerzhausen in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie zur gewerblichen Nutzung vorliegen – nun wird das Gutachten noch einmal überarbeitet werden müssen.

Unterdessen rücken die Naturschutzverbände ihr bereits viel diskutiertes Konzept eines Natur-Kultur-Zentrums in den Fokus. Dieses sieht vor, im Lagerbereich eine Umweltbildungsstätte einzurichten. Von dort aus könnten Wanderungen, Radtouren und im Winter Langlaufloipen starten. „Wir wollen, dass die Bevölkerung den Schatz Stegskopf erleben kann", sagt Wolfgang Stock vom BUND. Ganz frei werden sich die Menschen dort allerdings nicht bewegen können – wegen der Blindgänger, auch auch zum Schutz der Natur. Dafür muss freilich baldmöglichst ein Wegekonzept her, ebenso ein Pflege- und Entwicklungsplan für die Landschaft rund um den Stegskopf. Bei einem runden Tisch mit den beiden Landräten sowie Vertretern von Bima, SGD Nord, Kommunen und Umweltverbänden am 13. Februar in Altenkirchen werden diese Themen sicher ebenso zur Sprache kommen wie Fragen zur künftigen Finanzierung. Daniel Weber


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