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Kreisarchiv wertet Erinnerungsstücke aus

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Altenkirchen - Die gemeinsame Aktion „Spurensuche" von Rhein-Zeitung und Kreisarchiv zum Ersten Weltkrieg, der vor 100 Jahren begann, hat im Kreis Altenkirchen einen vielversprechenden Auftakt genommen.

Schon rund 20 Menschen sprachen im Kreisarchiv unter dem Forum des Altenkirchener Westerwald-Gymnasiums vor, um ihre Relikte registrieren zu lassen. „Weitere fünf haben jeweils ihr Kommen bereits per Telefon angekündigt", berichtet Kreisarchivar Jacek Swiderski. Dinge, die entweder in den Besitz der Sammelstelle übergehen oder ihr zur Auswertung vorgelegt wurden, reichen von markant und exakt beschriebenen Feldpostkarten, Fotos und Dokumente bis hin zu Ehrenzeichen und Waffen wie Bajonette und einen Degen. Sogar eine Pickelhaube und ein Foto des ehemaligen Trägers kann Swiderski vorweisen. „Auch eine Schulterklappe ist abgegeben worden", ergänzt er. Die eigentliche Arbeit wartet indes noch auf Swiderski. Schriftstücke, alle in Sütterlin verfasst, müssen gelesen und transkribiert, Köpfe in Gruppenaufnahmen zugeordnet werden. Hin und wieder zeigen die Aufnahmen Soldaten, als sie noch in der Ausbildung waren. Die Grenzen des Machbaren hat er schon ausgelotet: „Feldpostkarten, die mit Bleistift geschrieben wurden, lassen sich bisweilen gar nicht mehr entziffern." Über allem steht: Swiderski muss immer die Verbindung zur Region herstellen. Bislang ist er sehr zufrieden mit dem Verlauf der „Spurensuche". Er habe nette und engagierte Menschen kennen gelernt, gute Gespräche geführt. „Ich werde am Freitag noch eine Tour durch den Kreis machen und bei älteren Leuten, die keine Möglichkeit haben, ins Kreisarchiv zu kommen, Gegenstände einsammeln", hofft er auf weiteres interessantes Material. Sehr angetan ist Swiderski über Dokumente, die den Kriegsverlauf für einen Soldaten aus dem AK-Land beinahe bis ins kleinste Detail nachvollziehbar machen. Sie zeigen den Weg von der Ausbildung bis zur Verwundung und den Tod des Mannes und natürlich die Dauer, bis die Nachricht die Daheimgebliebenen erreicht hat. „Zunächst war der Ehefrau mitgeteilt worden, dass ihr Mann nicht lebensgefährlich verwundet worden sei", rekapituliert Swiderski, am Tag, als das Schreiben abgeschickt wurde, sei er dennoch gestorben. Seine Frau jedoch habe nach rund zwei Wochen nachgefragt, wie es ihm denn gehe – ohne zu wissen, dass er schon 14 Tage tot war. Im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg blieb der Kreis Altenkirchen zwischen 1914 und 1918 von Kämpfen verschont. Die Bevölkerung bekam nach anfänglichem Hurra die Auswirkungen hautnah zu spüren. Die Region wurde als Selbstversorgungsgebiet eingestuft und musste andere Landkreise und Städte unterstützen. Es wurde zu Sammlungen von Gummi, Kupfer und Messing aufgerufen. Zwei fleischlose Tage pro Woche und ein Bauverbot bedeuteten weitere Einschränkungen. Die schlechte Ernährung und die anhaltende Kälte im Winter 1917 beeinträchtigten die Gesundheit der Menschen sehr stark. Tausende starben an Hungertyphus, Lungenentzündung oder Tuberkulose. 1919 lebten im AK-Land rund 1650 Kriegsbeschädigte in amtlicher Fürsorge. 600 Witwen mit 900 Kindern und 22 Vollwaisen sowie 300 Kriegseltern bekamen Kriegshinterbliebenenfürsorge aus Kreismitteln. Volker Held

Zur Info: Das Kreisarchiv Altenkirchen, Hochstraße 13, kooperiert mit der Rhein-Zeitung und nimmt noch am 6. und 7. Februar, jeweils von 8.30 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr (Freitag nur bis 12.30 Uhr) Material entgegen. Außerdem nach vorheriger Vereinbarung unter Telefon 02681/812 253, E-Mail kreisarchiv @kreis-ak.de


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