Hamm - Wie stand Raiffeisen zu Musik? Diese Frage beantwortete das Konzert „Raiffeisen trifft Musik" im Rahmen einer weiteren Hammer Gedenkveranstaltung zum 125. Todestag. Veranstalter waren die Integrierte Gesamtschule und die Heimatfreunde im Hammer Land mit Unterstützung der Volksbank Hamm.
Die Gesamtleitung hatte Peter Krämer. Wohl die meisten der Anwesenden in der Raiffeisenhalle fragten sich, wie man das angekündigte Programm der IGS-Big-Band mit Rock, Pop und Jazz in Einklang mit Friedrich Wilhelm Raiffeisen bringen. Man kann, wenn dies auch teilweise schwierig war. Der Vorsitzende der Hammer Heimatfreunde, Klaus Thiesbonenkamp, stellte zu fast allen von der Big Band (Leitung: Peter Krämer und Andreas Klein) dargebotenen Musikstücken eine Verbindung her. „Wie hat Raiffeisen Musik verstanden und diese genossen?", war jedoch auch für ihn nicht leicht zu beantworten, denn es gebe nur wenige Hinweise. Bekannt sei, dass im Hause Raiffeisen in Hamm die Hausmusik gepflegt wurde. Auf der heute noch im Raiffeisenmuseum vorhandenen Heimorgel habe jedoch nicht er, sondern Tochter Amalie gespielt.Der Moderator ging auf Raiffeisens Jugend ein, vor allem während dessen Aufenthalt in Koblenz und der dortigen Ausbildung an der Inspektionsschule zum Oberfeuerwerker. Dort lernte er den Gymnasiasten Albrecht Schöler kennen, bildete mit weiteren jungen Männern und Frauen den Freundeskreis „Euterpia" (benannt nach Euterpe, die griechische Muse für lyrische Dichtung) und erhielt den Beinamen „Miles".Von Raiffeisen selbst liegt nichts über „Euterpia" vor, doch Albrecht Schöler berichtet in seinem Tagebuch von Ausflügen, weinseligen Gelagen, Geschäker mit Mädchen und gemeinsamem Gesang. „Miles war der Zeremonienmeister in der ganzen Glorie seiner Lustigkeit", schrieb Schöler über seinen Freund Friedrich-Wilhelm. Den Konzertauftakt gestaltete die Big Band mit „Bag's Groove", „Gimme, gimme some lovin'" und „I will follow him". Thiesbonenkamp begleitete dies mit Schölers Tagebucheintrag: „(...) Über die Liebe geredet. Miles (Raiffeisen), der selige Bräutigam, ist mit seiner blühenden liebenswürdigen Braut hier, Gäste für seinen Hochzeitstag zu werben." Keinen musischen Übergang zu Raiffeisen hatte Thiesbonenkamp bei Michael Jacksons „Thriller" und Al Jarreaus „Boogie down" gefunden, dafür jedoch beim schon eher ins konservative Weltbild Raiffeisens passende „Stand by me" (Ron E. King) und Chuck Rios „Tequilla" – schließlich versuchte Raiffeisen sich in späten Jahren auch als Weinhändler. Raiffeisen konnte auch stur sein. Er verbot seiner Tochter Amalie zu heiraten, damit diese immer für ihn da sein. „Iron Man" von Black Sabbath war hierzu der Titel. „Die Welt verbessern. Bringe mich zum Lachen. Ich träume einen Traum" waren die verbindenden Worte zu „Make me smile" und „I dreamed a Dream". Mit der Zugabe „Smoke on the Water" beendete die Big Band ihr Konzert. Die Raiffeisen-Musikanten unter Leitung von Peter Krämer huldigten zünftiger Egerländer- und Oberkrainermusik. Wer weiß, ob Raiffeisen zu den Polkas in einer Weinstube nicht ein Tänzchen aufs Parkett gelegt hätte. Zum Abschluss führte die Theatergruppe „Lampenfieber" in einer Zeitreise um 150 Jahre zurück. Dargestellt wurden Raiffeisens Anfänge in Weyerbusch bei der Bekämpfung der Hungersnot und der Gründung des „Brodvereins" 1846/47, seine Hilfe für die von Wucherern finanziell ausgebeuteten Bauern im Bereich Flammersfeld, die Planung und der Bau der Raiffeisenstraße sowie seine Arbeit in Heddesdorf, wo die Konzepte für Genossenschaften entstanden. Die gelungene Veranstaltung beobachte Raiffeisen aus einem aus 40 jeweils 70 mal 70 Zentimeter großen Porträt auf der Bühnenstirnseite. Geschaffen und zusammengesetzt hatten es „Semor" Kai Niederhausen, Volker Niederhöfer und der IGS-Leistungskurs 12. Auch Raiffeisen hätte sicherlich mit den Anwesenden verdientermaßen applaudiert. Lez