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Wasserqualität: Ist die Nister noch zu retten?

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Er weiß aber auch: Der Fluss, der in Wissen-Nisterbrück in die Sieg mündet, ist in ernsthafter Gefahr. Im Kuppelsaal der Verbandsgemeinde Wissen hatten sich daher zahlreiche Experten versammelt, um sich mit dem Gewässerschutz an Sieg und Nister zu befassen. Das Resümee des Tages: Die Akteure arbeiten an vielen Stellschrauben, doch bis die Nister wirklich „über den Berg" ist, wird noch viel Wasser den Fluss hinunterfließen. Wie kommt es, dass die einst so fischreiche Nister, die immer ein Juwel darstellte, plötzlich in eine ökologische Schieflage geriet? Fulgor Westermann vom Landesumweltamt und Manfred Fetthauer von der Arge Nister haben zwei wesentliche Probleme ausgemacht: 1 Die Nister leidet unter einer hohen Phosphorbelastung, die im Wesentlichen durch die Kläranlagen rechts und links des Flusses entsteht. 17,7 Tonnen Phosphor gelangen auf diese Weise jährlich in die Nister. Die Hälfte stammt aus Kläranlagen, ein Drittel aus der Landwirtschaft und ein weiterer Teil aus Siedlungen am Fluss. 2 Der Kormoran, der seit Ende der 1990er-Jahre im Westerwald vorkommt, frisst so viele Fische aus der Nister, dass sich der Fischbestand massiv verringert hat. Besonders hart trifft es die großen Fischarten; das Vorkommen der Kleinfischarten hingegen ist regelrecht explodiert, wie Manfred Fetthauer festgestellt hat. Manfred Fetthauer aus Stein-Wingert, der nach eigener Aussage schon im Alter von 4 Jahren in der Nister stand und sich an dem Fluss erfreute, macht sich seit vielen Jahren Sorgen um das Gewässer und konnte bei der Tagung der Gewässer-Nachbarschaft Sieg in Wissen weitere Gründe für das rapide Abnehmen der Wasserqualität anführen. Demnach wurde das Gewässer teilweise verbaut, an anderen Stellen begradigt, es gibt Stauhaltungen und Verschmutzung. Alles zusammen hat unter anderem zu einem übermäßig starken Algenwachstum geführt. Das wiederum hat beispielsweise zur Folge, dass die Fischart Nase, die in Deutschland ohnehin stark gefährdet ist, aus der Nister so gut wie verschwunden ist. Um die ungehinderte Vermehrung des Fischfressers Kormoran in den Griff zu bekommen, wird er seit 2006 entlang der Nister gezielt abgeschossen. Der Bestand von 140 Vögeln im Jahr 2004 hat sich daher vermindert. Der Kormoran ernährt sich von 500 Gramm Fisch am Tag, wie Fetthauer berichtete. Froh ist Fulgor Westermann, dass es gelungen ist, den Lachs wieder in Sieg und Nister anzusiedeln. Seit 2001 ist eine natürliche Reproduktion festzustellen. Den jährlichen Besatz an Jungfischen bezifferte Manfred Fetthauer auf 80 000 bis 100 000 in der Spitze. Dieser habe sich inzwischen auf rund 40 000 im Jahr reduziert. Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt die Bemühungen, den Lachs wieder dauerhaft in der Nister anzusiedeln: Im Rahmen des Programms „Lachs 2020" stellt das Land pro Jahr 230 000 Euro bereit. Im Verlauf der Wissener Tagung ging es auch um die Frage, was Landwirtschaft in Gewässernähe bedeutet. Heinz Schlapkohl vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erklärte, die Nister sei auch durch die Landwirtschaft belastet. Und seine Mitstreiterin Elisabeth Emmert aus Wissen betonte, es gebe noch großen Handlungsbedarf, etwa was das Randstreifenprogramm betrifft. Dieses hat das Ziel, einen breiten Gewässerrandstreifen zur Verbesserung der ökologischen Qualität der Nister auszuweisen. In welchem Konfliktfeld sich die Landwirte befinden, machte Christoph Brenner vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Montabaur deutlich. 1950 gab es im Kreis Altenkirchen noch 13 700 Milchkühe; 2010 waren es nur noch rund 5300. Folge: Es bleibt viel Grünland übrig. Laut Brenner würde es einer Enteignung gleichkommen, wenn Landwirte diese Flächen nicht umwidmen dürften. Die Umwandlung von Ackerflächen ist jedoch für Naturschutzverbände ein rotes Tuch. In Flussnähe spielen dabei Abstandsflächen zum Gewässer, das Aufbringen von Pflanzenschutzmitteln und die Düngung der Flächen eine große Rolle. Mit 73 Prozent ist der Kreis Altenkirchen immer noch der grünlandstärkste Bezirk im Bereich des DLR Westerwald-Osteifel. Marcelo Peerenboom


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