Seit ungefähr drei Jahren schon beklagen die Anwohner die Geruchsbelästigung. Diese sei mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt, sagt Anlieger Hans Mootz, im Prinzip kontinuierlich das ganze Jahr über. Zu einzelnen Stoßzeiten sei der Gestank jedoch besonders übel, er vermutet einen Zusammenhang mit den Spülvorgängen in der Druckentwässerungsleitung Alsenthal oder womöglich sogar mit der Wetterlage.
„Wir verstehen die Bürger, wir nehmen deren Klagen ernst", sagt Michael Weber, Prokurist der Stadtwerke Wissen. Mehrfach hätten Mitarbeiter der Stadtwerke oder beauftragte Unternehmen die Druckentwässerungsleitung im Alsenthal durchgespült. Es wurde sogar ein eigenes Messgerät angeschafft, um den fraglichen Schwefelwasserstoffkonzentrationen auf die Spur zu kommen. In der Vergangenheit konnte allerdings keine signifikante Belästigung festgestellt werden. Anders beim jetzigen Ortstermin in Elkhausen. Dazu hatten die Stadtwerke den Fachgutachter Eberhard Schott als Verstärkung eingeladen. An einem Schacht in der Raiffeisenstraße erfolgte die Messung unmittelbar im Anschluss an einen Spülvorgang der Druckleitung – und der Fäulnisgeruch blieb keiner Nase verborgen. Aus verständlichen Gründen weigert sich Michael Weber allerdings, von „Glück" zu sprechen. An der Öffnung des Kanalschachtes wurde ein Wert von 143 ppm gemessen, allgemein gelten mehr als 100 ppm (gemessen einen Meter über Bodenniveau) als „nicht mehr zumutbar". Als Quelle des Problems bezeichnet Weber den Luftabschluss in der Druckleitung, dadurch setzten anaerobe Bakterien den Fäulnisprozess in Gang. Möglicherweise wirke es verschärfend, wenn sich das Abwasser irgendwo staue. Um der Geruchsbelästigung genau auf den Grund zu gehen, wurde eine Messreihe vereinbart, die Gutachter Schott auswerten wird. Parallel soll bis zum Winter ein Konzept erarbeitet werden, wie dem übel riechenden Problem begegnet werden könne. Denkbar, so Weber, seien zum Beispiel technische Lösungen, etwa das Einbringen von Sauerstoff in die Druckentwässerungsleitung.
Die bisherigen Schritte und die vereinbarte Vorgehensweise hält der Stadtwerke-Sprecher aber keineswegs für übertragbar auf andere Orte. In Honigsessen etwa habe es ebenfalls Beschwerden von Bürgern über Geruchsbelästigungen aus der Kanalisation gegeben, jedoch hätten Mitarbeiter der Stadtwerke dort weder Fäulnisgestank wahrnehmen noch bedenkliche Konzentrationen messen können. Und auch bei der Druckleitung aus Katzwinkel-Hönningen seien bislang keine Geruchsprobleme festgestellt worden.
Als Druckentwässerung bezeichnet man abwassertechnische Systeme, in denen das aus den angeschlossenen Haushalten kommende Schmutzwasser in Sammelschächte eingeleitet und von dort mit darin eingebauten Pumpen in ein Druckleitungsnetz eingebracht wird. Im Hauptstrang wird das Abwasser unter Druck zum Beispiel zur nächsten Kläranlage oder in ein weiteres Kanalisationsnetz befördert. Weil sie finanziell günstiger sind, stellen Systeme dieser Art in zersiedelten Gebieten oft eine wirtschaftliche Alternative zum Freispiegelkanal (Wasser fließt von oben nach unten) dar. elm