Aber nicht nur das: Die Besucher der Asphaltvisionen konnten aktiv am Festival teilnehmen. Etwa bei Workshops wie Parkour, einer Sportart, in der es darum geht schnellstmöglich Hindernisse zu überwinden mit Sprüngen, Salti und ähnlichem. Oder dem Workshop Boomwhacker. Das sind auf bestimmte Noten gestimmte bunte Kunststoffröhren. So steht jede Farbe für einen Ton. Der Installationskünstler Tomm Jeckel ließ den Schlossplatz zu einem begehbaren Fahnenwald werden. Weiße Fahnen spielten tagsüber mit Sonnenlicht und Schatten und wurden abends mit Diaprojektionen und Fotografien angestrahlt. So manch ein Festivalbesucher mag sich gewundert haben, als ein französischer Polizist auf ihn zukam. Zwille Zimmermann nahm auf charmante und lustige Weise die Passanten auf den Arm. Wessen Lachmuskeln noch nicht schmerzten, der kam bei Ben Smalls auf seine Kosten. Smalls ist Tänzer, Jongleur und moderner Clown, er regt zu einer neuen Definition von „MozArt" an. Das gekonnte Jonglieren mit Bällen und Kegeln zur Musik und eine witzige Performance machten diese Show zu etwas Besonderem nicht nur für die kleinen Gäste. Das bunt gemischte Publikum wurde durch die Stadt geführt mit der Gruppe „running mic". Vier Poetry-Slam-Künstler rezitierten teils sozialkritische, aber auch witzige Texte. Poetry-Slam ist eine „Dichterschlacht" in der es gilt, in einer bestimmten Zeit dem Publikum einen Text vorzutragen und zu inszenieren. Doch aufgepasst: Einmal nicht mitgedacht und schon kommt man nicht mehr mit bei den hervorragenden Texten der jungen Künstler. Ebenfalls im Blickfeld stand die Abschlusspräsentation der Workshops. 30 Jugendliche aus Altenkirchen, Steinach (Thüringen) und Lebach (Saarland) übten sich in Musik, Theater und Installation. In ihrem selbst geschriebenen Stück ging es um die Heimat. Was ist für mich Heimat? Auch der Heimatverlust spielt eine Rolle. So erzählten zwei Jugendliche von ihrer Reise aus dem Kosovo und dem Iran und ihrem Asyl in Deutschland. Die Zuschauer waren gebannt. Gegen Ende des Stückes bekamen einige Zuschauer eine Kordel in die Hand gedrückt, und bald war der ganze Marktplatz miteinander verbunden. Ein wundervolles Bild. Die Leiter der Workshops waren für Musik und Audio: Milena Lenz und Ramón Creutzer; für Installation: Anke Sauer und Kirsten Sauer; für Theater und Performance: Dominiqe Marci und Bartel Meyer. Doch damit waren die Höhepunkte noch nicht zu Ende. Ton & Kirschen, ein Wandertheater, zeigte sein träumerisches Stück „Perpetuum Mobile". Masken flogen durch die Luft, Puppen wurden gelenkt und Menschen, die spielten, trommelten und kletterten. Zum Finale krönte die Eigenproduktion „Haus Europa" das Festival. Das Stück befasst sich mit Themen der Heimat, der Liebe. Wer bin ich und wie nehmen mich andere wahr? Die Grundidee stammt von der Organisatorin der Asphaltvisionen Rebecca Staal, die gemeinsam mit Regisseur Max Jerschke dieses fantastische Stück aus Interviews und aktuellen europäischen Themen bastelte. Das Ensemble spielte auf einem über neun Meter großen Gerüst. Besonders beeindruckend waren die akrobatischen Künste der Darsteller, die sich kopfüber ins Leere stürzten, um dann von ihrem Partner aufgefangen zu werden. Eine Gruppe der Tanzschule „Let's Dance" zeigte ihr Können in russischen Tänzen und verzauberte das Publikum. Ein tolles Festival geht damit zu Ende und es heißt nun zwei Jahre warten und gespannt sein auf das nächste. fie
↧