Für rund 50 Jugendliche aus NRW hat der Urlaub katastrophal begonnen, für zwei Familien und ein Busunternehmen in Fiersbach (Verbandsgemeinde Altenkirchen) ist es eine Tragödie: Zwei Fahrer sind tot. Ein Reisebus von Bischoff-Touristik ist in der Nacht zum Samstag in Frankreich in einen vorausfahrenden Lastwagen gekracht - und der Fahrer und sein Beifahrer überlebten den schweren Auffahrunfall nicht.
Um 0.25 Uhr hatte es gekracht - aus ungeklärten Gründen. Ein Großaufgebot von Feuerwehrkräften war an der Unglücksstelle an der A6 rund 90 Kilometer nördlich von Lyon, auch zwei Hubschrauber. Sie flogen leer zurück: Für die beiden Männer vorne in dem goldfarbenen Bus kam jede Hilfe zu spät, drei Jugendliche sowie zwei Begleiter wurden zwar verletzt, aber nicht so schwer, dass dafür der Hubschrauber benötigt worden wäre.
„Wir können uns den Unfall nicht erklären“, teilte das Bus-Unternehmen Bischoff-Touristik mit. Der Bus sei erst drei Jahre alt gewesen, entspreche dem neuen Stand der Technik und habe im Juli eine letzte Sicherheitsprüfung durchlaufen, erläuterte Inhaber Uwe Bischoff. Bischoff hatte das Unternehmen 1989 als damals 22-Jähriger gegründet, seither ging es fast stetig bergauf. Und nun dieser schwere Schlag.
Der Bus sei vorschriftsmäßig mit zwei Busfahrern besetzt gewesen, so Bischoff. Die beiden Fahrer im Alter von 48 und 57 Jahren seien als äußerst gewissenhaft bekannt gewesen. Einer der beiden ums Leben gekommen Fahrer ist schon mehr als 20 Jahre in dem Unternehmen. Als er und ein Kollege 1990 bei Bischoff eingestiegen waren, war bis zu diesem Zeitpunkt der Chef der einzige Fahrer gewesen.
Warum der Busfahrer eine halbe Stunde nach Mitternacht in der Region Burgund in den Lastwagen krachte, war zunächst unklar. „Wir haben noch keine Erkenntnisse über die exakte Unfallursache“, kommentierte die Unterpräfektin Rozenn Caraës. Es sei ein Ermittlungsverfahren eröffnet worden. Französische Medien spekulierten über Sekundenschlaf, die Präfektur erklärte aber auch am Sonntag, es gebe noch keine neuen Erkenntnisse.
Nach Angaben des deutschen Generalkonsulats in Lyon kommt es auf der französischen A6 häufig zu Unfällen mit Beteiligung von Deutschen. „Das ist die Hauptachse des Reiseverkehrs in Richtung Süden. Da bleibt es nicht aus, dass es Unfälle gibt“, sagte Generalkonsul Christian Seebode am Samstag. Nicht ohne Grund habe auch der ADAC seine Frankreichzentrale in Lyon.
Die mit dem Schrecken davongekommenen Teenager im Alter zwischen 15 und 18 Jahren wurden vorübergehend im Festsaal der nahe dem Unfallort gelegenen Gemeinde Fleurville untergebracht und vom Roten Kreuz versorgt. Auch Mitarbeiter des deutschen Generalkonsulats in Lyon kümmerten sich um die aus Alpen am Niederrhein stammende Gruppe. Die Jugendlichen setzten die Reise nach Empuriabrava mit einem Ersatzbus fort, der dann zu allem Überfluss noch einen Motorschaden hatte. Die Gruppe traf nach über 33-stündiger Reise in der Nacht zum Sonntag am Urlaubsort ein. Die meisten Eltern seien mit dieser Entscheidung einverstanden, sagte Otto Rischer, Vorstandsmitglied des Katholischen Ferienhilfswerks St. Ulrich aus Alpen.
Auf der Internetseite des Ferienlagers wird via Gästebuch informiert. Dort hieß es: „Nach einer ersten Beratung mit verschiedenen Eltern, den Betreuern vor Ort sowie Notfallseelsorgern und Polizei erscheint eine Fortsetzung der Ferienfreizeit zur Vermeidung posttraumatischer Belastungsstörungen (...) wesentlich sinnvoller als ein Abbruch der Fahrt.“ Es sei wichtig, „die in der Gruppe erlebte schlimme Situation auch in der Gruppe zu verarbeiten“.