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Alternative Energien: schlicht alternativlos

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Hamm - Fast 75 Jahre und immer noch kein bisschen leise: Franz Alt, früher das Gesicht des ARD-Politmagazins „Report", heute Reisender in Sachen Energiewende, hat auch auf der Rother Höhe kein Blatt vor den Mund genommen.

Als Gast der Energiemesse bei der Firma Conze schilderte er die Nutzung alternativer Energien als alternativlos. Ansonsten gehe der Planet den Bach runter. Leider gebe es keinen anderen.Von Öl und Gas („Wenn wir alles noch verbrennen, was da ist, werden wir eine Erwärmung von 8 Grad haben.") wegzukommen, sei einfacher, als man es oft schildert, meinte Alt: „Die Techniken sind da. Wer über diese Ausstellung läuft, kann nicht sagen, er hätte nichts gewusst."In der Tat konnte wohl kein einziger Besucher behaupten, die Exponate auf dieser Messe seien ihm alle schon bekannt. Dass es Windräder für den eigenen Garten gibt, hätte man ja vielleicht noch ahnen können. Aber dass sie aussehen wie sich drehende Kunstwerke und genau nach den Bedingungen vor Ort erst designt werden?Das Photovoltaik-Modul zur Selbstmontage unter dem Motto „Aufbauen, einstecken, Strom produzieren", die Fernsteuerung der häuslichen Elektrogeräte via Tablet oder Smartphone, die Methode „Solareis", mit der Wärmepumpe, Solar- und Geothermie verstrickt und zudem die Kristallisationsenergien von Eis zum Heizen genutzt werden, das Mikro-Blockheizkraftwerk fürs Eigenheim – es gab wahrlich viel zu entdecken bei der Ausstellung auf dem Conze-Freigelände sowie in den Hallen.Als Tüpfelchen auf dem i winkten ein Unterhaltungsprogramm, vor allem für die Jugend sowie weitere Vorträge. Peter Müller von der heimischen Energiegenossenschaft Maxwäll berichtete den Zuhörern über die beiden Photovoltaik-Flächenanlagen von Maxwäll in Rennerod und Boden, aber auch über die Chancen durch die Nutzung des Windes auf dem Stegskopf. Bei nur einer Handvoll Windrädern im Besitz einer Bürgergenossenschaft seien Gewinne von zig Millionen Euro für „Otto Normalwesterwälder" möglich.Die Innovationen in der Photovoltaik erläuterte Heiko Opitz von der Dresdener Firma Solarwatt, und nähere Informationen zum „Heizen mit Eis" gab Frank Euteneuer von Metternich Haustechnik (Windeck-Rosbach).Doch zurück zu Franz Alt: Der nahm das derzeit ständig kritisierte Erneuerbare-Energien-Gesetz in Schutz. 67 Länder hätten es bereits übernommen oder würden es demnächst tun, darunter Indien, Südafrika oder Indien. Das Argument „Die Energiewende ist zu teuer" könne er nicht mehr hören, denn keine Energiewende koste das siebenfache – nämlich die Folgen des Klimawandels. Die Atomkraft geißelte er als weitaus gefährlicher als den meisten bewusst: „Tschernobyl und Fukushima liegen nicht hinter uns. Die meisten Toten sind noch gar nicht geboren."Krasse Worte fand er auch für die Verantwortung der Industrienationen. „Wir sind das Problem. In ganz Afrika gibt es weniger Autos als in Nordrhein-Westfalen. Und dann knallen wir die Klimaflüchtlinge an den Grenzen ab oder lassen sie im Mittelmeer ersaufen."Anhaltender Applaus signalisierte am Schluss, dass Alt es sehr wohl versteht, den Nerv des Publikums zu treffen – wie alle großen Vereinfacher. So packte er bei seiner Vision „Fotovoltaik überall" die Frage des Stromtransports nicht an, ließ bei dem Rezept gegen Monokulturen „Man nehme Schilfgras, da gibt es 1400 Arten" völlig aus, dass das nicht überall wächst und Unterarten ebenfalls Monokulturen sind, und gab den „Ölscheichs" die Schuld für so manche Entwicklung, die viel komplexere Ursachen hat.Dennoch: Der Denkanstoß war wichtig und richtig. Vielleicht überlegt sich so mancher doch noch, in eine Außendämmung zu investieren oder – noch viel einfacher – beim Autokauf die Sache mit dem „SUV" noch einmal zu überdenken. Silvia Patt


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