Anschließend kümmern sie sich darum, dass die Königin der Musikinstrumente nach der Restaurierung wieder in besten Klang zu hören sein wird. Zum Erntedankfest soll die generalsanierte Orgel, so die Planungen, erstmals wieder in vollem Klang ertönen.
Pfarrer Markus Aust freut sich schon heute darauf. Denn die Orgel ist den Mitgliedern der evangelischen Kirchengemeinde Betzdorf ans Herz gewachsen. So haben sie auch viel Geld gespendet, damit die Oberlinger Orgel, die 1959 in der Kirche eingebaut wurde, weiter in der Kreuzkirche eine Heimat hat. Das kostet immerhin rund 160 000 Euro. Eine einfache elektronische Orgel als Ersatz wäre wesentlich günstiger gewesen. Aber die Kreuzkirche ohne die Oberlinger Orgel – das wäre undenkbar. „Eine elektronische Orgel erreicht nie den Klang einer echten Orgel“, so Orgelbaumeister Christoph Böttcher von der Orgelbaufirma Willi Peter aus Köln. Der Fachmann, der seit einigen Tagen mit dem Auszubildenden Alexander Kohlhaas vor Ort ist, um die Orgel in großen Teilen abzubauen, erläutert, warum eine elektronische Orgel nie an den Klang einer echten Orgel herankommt.
Eine elektronische Orgel würde den Klang über Lautsprecher im Kirchenraum verteilen. Gäbe es da acht Lautsprecher, käme der Ton von diesen acht Punkten. Aber bei der Oberlinger Orgel, die in der Betzdorfer Kreuzkirche steht, sind es 3178 Pfeifen und 43 Register, die den Klang verbreiten. „Das sind 3178 Lautsprecher.“ Da vibriert es im Kirchenraum, der vom Klang der Orgel erfüllt ist.
Damit dies auch weiterhin der Fall sein wird, liegt nun noch viel Arbeit an. Das mechanische Innenleben der Orgel wird ausgebaut, alle Pfeifen werden gereinigt. Auch die ganz großen Pfeifen, die bis zu 6,50 Meter hoch sind und bis zu 120 Kilogramm wiegen, werden restauriert, denn durch das Eigengewicht haben sie sich verzogen. Nun bekommen sie noch eine besondere Aufhängung. Die Reinigung der kleinen Orgelpfeifen, die kleinste misst gerade einmal elf Millimeter, werden nun alle gut verpackt und im Unternehmen in Köln per Ultraschall gereinigt und auch dort restauriert.
1987 wurde die Orgel der Kreuzkirche schon einmal gereinigt. Nun steht aber die Generalsanierung an. Denn die Mechanik im Inneren funktionierte nicht mehr richtig. Sie war verzogen. Manchmal blieb ein Ton auch hängen. Ebenso war es schwer geworden, die Orgel zu spielen. Da war wegen der langen mechanischen Wege hin zu den Luftkästen jede Menge Kraft an den Tasten notwendig. Das wird nach Restaurierung nicht mehr der Fall sein. Es wird ein völlig neuer Spieltisch gebaut, der auch Elektronik enthält, und auch im Inneren der Orgel gibt es viel Elektronik. Aber, so erläutern Orgelbauer Böttcher und Pfarrer Aust, „es ist keine elektronische Orgel“. Denn die Luft geht später wieder ganz mechanisch in die Orgelpfeifen. Und genau das bringt den besonderen Klang dieses Musikinstruments hervor – einen Klang, den man unbedingt in der Kreuzkirche erhalten wollte.
Bis zur Fertigstellung der Orgel in der Kreuzkirche in Betzdorf ist noch viel Arbeit notwendig. Denn alleine das Stimmen der Orgel wird rund sechs Wochen dauern. Aber es soll ja alles richtig gut klingen. Und auf diese eher künstlerische Arbeit freut sich Orgelbauer Christoph Böttcher bereits heute. Besondere Dank von Pfarrer Aust gilt dem Presbyter Bernd Salzer, der sich intensiv und vorbildlich um das Projekt Orgelrestaurierung intensiv gekümmert habe.
Neben der Arbeit an der Orgel, ist nun aber noch ein Spendenendspurt notwendig. Rund 160 000 Euro kostet die Restaurierung. Eine komplett neue Orgel der Bauart würde 600 000 bis 700 000 Euro kosten. Rund 122 000 Euro Spendengelder liegen vor. Besonders aktiv ist da stets der Förderverein. Aust ist sich sicher, dass die knapp 40 000 Euro, die jetzt fehlen, noch gespendet werden. Eine Aktion dafür hat man schon im Blick. Auf Initiative der Presbyterin Charlotte Horn haben sich die Künstler des Betzdorfer Kunstkreises bereit erklärt, jeweils eines ihrer Werke für das Orgelprojekt zu stiften. Am Sonntag, 23. März, 15 Uhr, werden sie im Gemeindehaus in der Barbarastraße versteigert.
Wer beim Spendenendspurt für die Restaurierung der Orgel in der Betzdorfer Kreuzkirche dabei sein will, der kann noch spenden auf das Konto der evangelischen Kirchengemeinde Betzdorf, Konto 6000335, bei der Kreissparkasse Altenkirchen, BLZ 57351030. Bitte Stichwort Orgel nicht vergessen. Andreas Neuser