Kreis Altenkirchen - Missbrauchsdrama im Kreis Altenkirchen: Ein Familienvater (45) hatte jahrelang Sex mit seiner minderjährigen Stieftochter - und filmte die meisten seiner Taten. Aber: Er sieht sich nicht als Kinderschänder, nicht als Peiniger des Mädchens.
Von unserem Redakteur Hartmut Wagner
Er sieht sich als dessen Helfer. Jetzt steht er vor dem Landgericht Koblenz. Tatvorwurf: schwerer Kindesmissbrauch in 138 Fällen.
Der Mann, die Stieftochter und deren Mutter lebten jahrelang im Siegerland. Nach außen waren sie eine normale Familie - aber das Mädchen musste laut Anklage Psychoterror ertragen. Ihr Anwalt Peter Stahl sagt: "Meine Mandantin wird derzeit stationär in einer Klinik behandelt. Ihr geht es nicht gut."
So kam es laut Anklage zu dem Missbrauchsdrama: Es begann 2009, als die Stieftochter 13 Jahre alt war. Der Mann fotografierte sie heimlich nackt im Bad und schickte ihr das Foto anonym zu. Er täuschte ihr vor, ein Unbekannter zu sein. Und er drohte ihr, das Nacktfoto im Internet zu veröffentlichen, wenn sie nicht zu Sex mit ihrem Stiefvater bereit ist - also mit ihm selbst.
Laut Anklage wandte sich die 13-Jährige daraufhin an ihn - den Mann, dem sie offenbar vertraute und der seit Jahren mit ihrer Mutter liiert war. Der Stiefvater sorgte dafür, dass die 13-Jährige auf die Forderungen einging, und vergriff sich an ihr. Als Tatort wählte er das Schlafzimmer, dass er sonst mit der Mutter des Mädchens teilte. In der Folge forderte er in der Rolle des Erpressers weiteren Sex mit dem Mädchen. Laut der Anklage verübte der Mann von 2010 bis 2013 insgesamt 138 Sextaten.
Der Stiefvater konnte sich im Prozess bisher nicht zu den Vorwürfen äußern. Laut seinem Anwalt Gerhard Prengel räumt er die Sextaten grundsätzlich ein. Er hat auch wenig Alternativen, da er die Übergriffe großteils gefilmt hat. Aber er sieht sich laut Prengel nicht als Täter, sondern als Opfer. Er behauptet, er sei nicht der Erpresser. Er könne es gar nicht gewesen sein, denn er sei ja mal dabei gewesen, als das Mädchen von diesem plötzlich eine Handynachricht erhielt. Er sei auf die Forderungen des Erpressers nicht aus sexuellen Gründen eingegangen, sondern nur, um seine Stieftochter zu schützen.
Als diese sich einer Therapeutin offenbarte, flog alles auf. Der 45-Jährige sitzt in Haft. Der Prozess geht am 20. Dezember weiter.