Das zumindest bleibt als Eindruck der Podiumsdiskussion in Wissen, an der sich sieben von acht Direktkandidaten beteiligten. Organisiert hatte die Runde die KAB (Katholische Arbeitnehmer-Bewegung) Birken-Honigsessen. Dabei dürften die zentralen Fragen nach Arbeit und Rente tatsächlich jedermann interessieren, Männer und Frauen, jüngere ebenso wie ältere. Moderatorin Ute Theisen, im Ehrenamt stellvertretende Vorsitzende des KAB-Diöze-sanverbandes Köln, wünschte sich eine positive Aufbruchstimmung, die von der Diskussionsrunde ausgehen möge. Locker und bestimmt lenkte sie die Debatte, verhinderte weitgehend polemische Zwischenrufe. Dass sie den Fragen der Zuhörer Vortritt ließ vor weiteren schwergewichtigen Politikfeldern, kam der Gesprächsatmosphäre sehr entgegen. Gerade deshalb hätte die Diskussion mehr als die bescheidene Anzahl von 40 Interessierten verdient gehabt. Sieben Direktkandidaten (Wahl-kreis 198) waren der KAB-Einladung gefolgt: Erwin Rüddel (Windhagen, CDU), Sabine Bätzing-Lichtenthäler (Forst, SPD), Elisabeth Bröskamp (Straßenhaus, Grüne), Sandra Weeser (Betzdorf, FDP), Jochen Bülow (Niederwambach, Die Linke), Oliver Weihrauch (Oberhonnefeld-Gierend, Freie Wähler) und Peter König (Peterslahr, Piraten). Elisabeth Bröskamp betonte ihre Verbindung zu beiden Landkreisen Altenkirchen und Neuwied, da sie vor ihrem Umzug zehn Jahre in Fiersbach (VG Altenkirchen) gewohnt habe. Bei der Frage „Was ist gute Arbeit?" kristallisierte sich schnell der Mindestlohn als griffiges Unterscheidungsmerkmal heraus. Die KAB, so Moderatorin Ute Theisen, habe ausgerechnet, Arbeitnehmer bräuchten einen Mindestlohn von 9,70 Euro, um nicht auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein. Erwin Rüddel sprach sich für tarifgebundene Mindestlöhne aus und sah, ebenso wie Sandra Weeser, die Tarifpartner in der Pflicht. Die SPD, so Bätzing-Lichtenthäler, fordere eine Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde. Alles, was darüber hinaus gehe, sei Verhandlungssache zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Den Wert von 8,50 Euro nannte auch Elisabeth Bröskamp und warnte vor Altersarmut, besonders für Frauen. Während Jochen Bülow für 10 Euro plädierte („nur so übersteigt die Rente das Niveau der Grundsicherung"), meinte Hans-Peter König, ein Mindestlohn könne allenfalls der Übergang zum bedingungslosen Grundeinkommen sein. FWG-Mann Weihrauch schloss mit dem Vorschlag einer Bürgerbeteiligung nach Schweizer Vorbild. Beim Thema Rente zeichnete sich eine breite Linie derjenigen ab, die auf der Einnahmeseite den Hebel ansetzen wollen. Nach dem Motto „Alle müssen zahlen" plädierten die Kandidaten von FWG, Grünen, Linken und SPD dafür, dass auch Beamte, Selbstständige und Freiberufler in die Rentenkasse einzahlen sollen. Zusätzlich, so Jochen Bülow, müssten auch Kapitaleinkünfte herangezogen werden. Ihren Fehler erkannt habe die SPD bei der Rente mit 67, so Sabine Bätzing-Lichtenthäler, diese solle so lange ausgesetzt werden, bis tatsächlich mehr als die Hälfte der Über-60-Jährigen in Lohn und Brot sei. Ungerechtigkeiten müssen nach Ansicht von Erwin Rüddel noch bei der Mütterrente beseitigt werden, ebenso bei jenen Arbeitnehmern, die 40 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt haben. Wenig überraschend brachte Sandra Weeser die private Vorsorge ins Spiel, allerdings gab Erwin Rüddel zu bedenken, die Riester-Rente bedürfe einer Teilreform. Maria Fuchs, Sprecherin des KAB-Teams, dankte für die faire Diskussion. Ihr Appell an die Zuhörer: „Bitte gehen Sie wählen." Elmar Hering
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