Kreis Altenkirchen - „Tun Sie gelegentlich etwas, womit Sie weniger oder gar nichts verdienen – es zahlt sich aus." Mit diesem Zitat von Oliver Hassencamp, einem engen Freund Erich Kästners, empfing Landrat Michael Lieber rund 100 ehrenamtlich Tätige aus dem ganzen Kreis, denen das Sommerfest vor den Toren der Kreisverwaltung am gestrigen Sonntag gewidmet war.„Oftmals wird der freiwillige Einsatz in unserer Gesellschaft für selbstverständlich genommen oder gar nicht gesehen", führte Lieber weiter aus.
Dabei, so der Landrat, hätte eine Studie Erstaunliches ergeben: Würden die deutschlandweit rund 23,4 Millionen Ehrenamtlichen mit nur 7,5 Euro pro Stunde entlohnt, würden sie im Jahr satte 35 Milliarden Euro kosten. Diese Zahlen ließen ein Raunen durch die Menge gehen und zeigten zugleich: Nirgendwo geht es ohne das Ehrenamt – die unzähligen, breit gefächerten Aufgaben wären schlichtweg nicht mehr zu bezahlen. Das Bemerkenswerte sei in diesem Zusammenhang, dass es den Menschen, die sich freiwillig für andere engagierten, ja gerade nicht ums Geld ginge. Es ginge um Kultur, um Umwelt, um Kinder- und Jugendliche, den Sport, die Politik, Vereine oder die Kirchen. Damit hatte Lieber in einem Satz auch bereits fast alle Bereiche abgedeckt, aus denen die Gäste sich an diesem für sie bestimmten Tag zusammensetzten. Die, wie die vielen anderen Ehrenamtler im Kreis Altenkirchen, das in heutiger Zeit wichtigste Gut investierten: ihre Zeit.Viel Zeit hat auch Andreas Becher investiert. Der aus Freusburg stammende Naturfotograf hat unzählige Stunden Arbeit in sein Projekt „Sieg Meile" investiert. Auf einem Abschnitt von etwa 1,6 Kilometern Länge säuberte er die Uferzone der Sieg über zwei Jahre lang – unabhängig von Spenden oder der Unterstützung von Kommunen, Umwelt- oder Naturschutzverbänden oder Politik. Bemerkenswerte 236 Säcke Müll sammelte Becher dabei an der Uferzone des gewählten Flussabschnittes, der etwa nur ein Prozent der Gesamtlänge der Sieg ausmacht. Dazu entfernte er noch etliche Kubikmeter Sperrmüll, Eisenschrott und 38 Autoreifen.Um seine Aktion anschaulich zu machen, entstanden aus den gesammelten Müllteilen die Skulpturen „Der Wassermann und seine Braut", die Becher an diesem Ehrenamtstag vor dem Kreishaus ausstellte. Neben der Anerkennung für seine Arbeit gab es dafür noch eine Flasche guten Sekt vom Landrat, der sich mit Blumen oder perlender Flüssigkeit auch persönlich bei weiteren Ehrenamtlichen bedankte. Besonders hob Lieber in diesem Zusammenhang die acht Mitglieder des THW Betzdorf hervor, die zurzeit noch im Osten im Hochwassergebiet im Einsatz seien. „Das beweist, dass wir im Landkreis nicht nur an uns denken und Sie hier Ihre wertvolle, freiwillige Arbeit verrichten, sondern auch über den Tellerrand schauen." Nimmt man als Tellerrand den reichhaltigen Pool an Ehrenamtlern im Kreis an, so gibt es „über dem Tellerrand" noch einen weiteren, wichtigen Aspekt, der mit der freiwillig geleisteten Arbeit verknüpft ist, eine Arbeit, ohne die in vielen Bereichen des öffentlichen und sozialen Lebens nicht mehr viel liefe: Denn rund um den gemeinnützigen Sektor haben deutschlandweit gesehen auch rund 1,7 Millionen Menschen einen regulären Arbeitsplatz gefunden. Nach diesen warmen Worten durften sich die Anwesenden noch an einem reichhaltigen warm-kalten Büffet laben und wurden – ehrenamtlich natürlich – musikalisch dabei von Milena Lenz und Karsten Ebert von der Kreismusikschule unterhalten. Sonja Roos