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72 Stunden im Dienst der guten Sache

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Alsdorf/Kirchen - Ein kaputtes Kühlaggregat, abenteuerliche Anfahrtswege und eine spontane Autowaschaktion – die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die sich im Dekanat Kirchen 72 Stunden lang in den Dienst der guten Sache stellten, haben von Donnerstag bis Sonntag einiges erlebt. „Ich schaue in sonnenverbrannte, aber auch müde Gesichter“, sagte der Organisator, Pastoralreferent Dirk Baltes, beim Abschlussgottesdienst gestern Nachmittag, Punkt 17.07 Uhr, in der Peter- und Paul-Kirche in Alsdorf. Dechant Rudolf Reuschenbach und der Hausherr, Pfarrer Gerhard Stenz, feierten mit den Teilnehmern die Messe. Das Duo „Youngboyonachse“ (Steffen Prinz und Noah Lehnert) gestaltete sie musikalisch.

Beim Abschlussgottesdienst stellten die vier Aktionsgruppen ihre Ergebnisse vor. „Die Herdorfer sind noch nicht da. Sie sind noch im Wald“, teilte Baltes mit. Die Verspätung verwundert nicht. Denn für die Mitglieder der Christlichen Arbeiterjugend Herdorf (CAJ) war es schon eine Herausforderung, zu ihrem Einsatzort im Waldgebiet Guldenhardt in Dermbach zu kommen. Der Besuch bei ihnen vor Ort am Samstag gestaltete sich abenteuerlich. Dominik spielte den Chauffeur. Der 22-Jährige steuerte geschickt ein Wegebauahrzeug, überlassen vom Bauhof, über sprichwörtlich Stock und Stein. Die Aufgabe lautete, den Wanderweg her zu richten, unter Anleitung ihres Aktionspaten, dem Bergbaumuseum in Sassenroth. Die jungen Leute machten sich mit Schaufeln und Hacken ans Werk, um zwei Gruben und einen Stollen frei- und eine Treppe anzulegen. „Wir sind Studenten, wir kennen das Arbeiten nicht“ , ulkt Jens.
Am Sonntag, beim Abschlussgottesdienst, zündeten die Teilnehmer, rund 130 haben sich insgesamt engagiert, Teelichter an. Mit den Lichtern formten sie die Zahl 72 auf dem Boden. Dabei sollten sie, so Baltes, an den „glücklichsten Moment“ während der vergangenen Tage denken.
Die Pfadfinderschaft St. Georg, Stamm Kirchen, brauchte nicht lange zu überlegen. Ihre Teelichter standen sicherlich für ein auf die Schnelle repariertes Kühlaggregat. „Ein Glück, sonst wäre die ganze Aktion ins Wasser gefallen“, erzählt Uli Schneider, Vorsitzender des Fördervereins. Denn die Pfadfinder mussten vorgekochtes Essen und Lebensmittel kühl aufbewahren. Ihr Auftrag lautete: Kocht ein drei Gängemenü für Besucher und Helfer der Betzdorfer Tafel. Und da fällt plötzlich das Kühlaggregat aus. „Uns schickt der Himmel“, heißt das Motto der 72-StundenAktion, und der Himmel schickte einen Monteur, der den Schaden beheben konnte. Er steht stellvertretend für alle, die den vier Gruppen im Hintergrund geholfen haben. Denn ohne Sach- und Geldspenden sowie die Bereitstellung von Material, Geräten, Fahrzeugen und Verpflegung wären die Einsätze nicht möglich gewesen. Mit von Discountern und vom Wochenmarkt in Betzdorf gesammelten Lebensmitteln und auch Spenden, konnten die Kirchener an die 60 Gäste im Pfarrheim mit Suppe, Gulasch, Geschnetzeltem und zum Nachtisch, mit einer Joghurt-Obst-Kreation, beköstigen. „Wir haben viel Lob gehört“, so Schneider.
Viel Lob heimsten auch die DJK Mudersbach und die Siegtaler Jugendfeuerwehr ein. „Sie haben top gearbeitet“, bedankt sich Uli Merzhäuser, Vorsitzender des Bürger- und Verkehrsvereins. Der Aktionspate stellte Farbe, Pinsel, Werkzeug und Bretter zur Verfügung. Damit reparierten die Sportler und die Feuerwehrleute an elf Stellen insgesamt 14 Ruhebänke im Giebelwald. „Das haben sie hervorragend gemacht und uns damit sehr geholfen“, sagt Merzhäuser. Bei einer von den Jugendlichen organisierten Wanderung konnten die „Himmlischen Ruhebänke“ in Augenschein genommen werden.
Die Pfadfinder Niederfischbach hatten noch freie Kapazitäten. „Wir haben zusätzlich eine Autowaschaktion zugunsten der vom Hochwasser Betroffenen organisiert“, erzählt Katja Otterbach. „Sehr kreativ“, lobt Baltes vor Ort. Neben der Kür ruft die Pflicht: Den Ort „grüner zu machen“, heißt, im Bürgerpark Kräuterspiralen bauen und bepflanzen, im Pfarrgarten eine Streuobstwiese anlegen und die „Totenbuche“ neu setzen. Pfarrer Christoph Kipper packte mit an und machte sich auch sonst nützlich: „Er hat für uns gegrillt.“ Claudia Geimer


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